Dumme Kommentare

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„Wie sieht ihr Beiden denn aus? Eigentlich solltet ihr keine solch finsteren Gesichter ziehen." platzte es aus Harry heraus, als er Vicca und Abraxas in Toms Zimmer sitzen sah. Vicca hatte Neptun und Nautilus bei sich, die sich durch ihre Finger schlängelten und leise zischelten. Sie sagten nichts, sondern schienen einfach nur zu versuchen Vicca zu beruhigen. Deren Gesichtsausdruck passte zu dem Gewitter einige Tage zuvor.

„Wir hatten mit einigen dummen Personen zu tun." grummelte Abraxas, dessen Gesicht einen ähnlichen Ausdruck zeigte. Doch bei ihm war da auch Wut. Harry konnte den Sturm in den grauen Augen toben sehen.

„Ihr jetzt also auch. Die Schule schient voll solcher zu sein. Und mit einem Mal kommen die alle aus ihren Löchern und meinen, dass ihre Meinung irgendwen interessiert." Tom setzte sich auf sein Bett und sah die anderen drei an.

„Ich fand es interessant, dass du nach einem Grund gefragt hast, warum du deine Magie kampflos aufgeben solltest. Das hat die gesamte Schule für die letzten paar Tage beschäftigt. Die haben echt erwartet, dass ihr euch wie Opferlämmchen zum Schlachtblock führen lasst, ganz gleich, was passiert." meinte Vicca.

„Ihr? Nicht wir?"

„Tom, mir fällt jede Magie schwer. Ich habe keine Ahnung, welche Orientierung ich habe. Ich könnte wir sagen, aber ich könnte lügen. Aber nebenbei, könntet ihr euch die Blicke der Weißmagier vorstellen, wenn sie die schwarze Magie praktisch ausgerottet hätten und sie mit einem Mal auch keine Magie mehr hätten? Ich will nicht sagen, dass es den Verlust der schwarzen Magie wert wäre, aber die Gesichter hätte ich doch gerne gesehen." Vicca hielt sich den Bauch vor Lachen und als sie sich vorstellten, was Vicca angedeutet hatte, mussten auch die Jungs mit Lachen kämpfen.

„Mum, Mum. Ich kann keine Magie mehr wirken! Mach was!" japste Harry lachend.

„Nein. Professor Dumbledore! Professor Dumbledore! Ich kann keine Magie mehr wirken! Die Schwarzmagier müssen irgendwas gemacht haben! Machen Sie was!" korrigierte ihn Tom, der sich dabei das Lachen verkniff. Seine Vorstellung sorgte für Lachtränen bei Harry.

„Aber wieder zu einem ernsteren Thema. Wie schlimm waren die Kommentare?" fragte Tom, nachdem sich alle wieder beruhigt hatten.

„Schlimm fand ich sie gar nicht. Nein, gar nicht ist falsch. Es hat mich schon gestört. Aber es war mehr unangenehm als schlimm. Nur so dumme Kommentare zu den Gründen meines Involvements und zu meinem Aussehen. Irgendwie bekommen die Leute nicht mit, dass mich solche Kommentare überhaupt nicht interessieren." Vicca zuckte mit den Schultern.

Abraxas runzelte die Stirn. „Sie lässt Sachen weg. Oder benennt sie nicht, wie sie sollte. Die werfen ihr vor, dass sie mit uns schläft. Dass sie keinen Anteil an dem Vortrag hatte, außer als Stressrelief. Dass sie nur so gute theoretische Noten habe, weil sie sich damit von uns bezahlen lasse. Und eben Kommentare zu ihrem Aussehen. Aber die waren die Harmlosesten."

„Deliah?" Tom sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.

Sie seufzte. „Ich habe doch gesagt, die Gründe meines Involvements wurden in den Kommentaren erwähnt."

„Du hast weggelassen, wie schlimm es war. Sie haben gemeint, dass du es ja auch für sie tun könntest. Ohne Gegenleistung, weil du ja eh nie einen so gutaussehenden Weißmagier in dein Bett bekommen würdest, wenn du es nicht annehmen würdest. Ganz gleich, was sie genau gesagt haben, dass ist sexuelle Belästigung und nicht nichts." Abraxas schäumte vor Wut und Harry wäre am liebsten aus dem Raum gestürmt und hätte denen mit seinen Fäusten gezeigt, was er von der Sache hielt.

„Was ich nicht verstehe, ist der Zeitpunkt. Die Kommentare sind scheiße und du musst dich dagegen wehren, aber warum tauchen die Kommentare jetzt auf? Wir haben schon seit Wochen so eng zusammengearbeitet und davor gab es Gerüchte, dass ich hinter eurem Verschwinden stecke. Aber die gab es zwischen eurem Auftauchen und jetzt gar nicht mehr. Und dabei haben wir dann am meisten Zeit miteinander verbracht." Tom sah nachdenklich an seine Zimmerdecke.

„Vermutlich wegen deinem Vorstoß. Wir hatten das Thema mit deinem Ruf ja schon. Sollte der zerstört werden, würdest du niemals einen Platz im Rat erhalten. Also macht es nur Sinn, dass sie versuchen deinen Ruf zu ruinieren und unsere gleich dazu. Und so aggressiv, weil sie kaum noch Zeit haben." Vicca zuckte mit den Schultern.

„Aber das würde keinen Sinn machen. Jetzt hat er seinen politischen Wert bereits bewiesen. Nun ist sein Ruf nicht mehr so sehr das Problem. Er würde zwar schief angesehen werden, weil man eigentlich ein tadelloses Benehmen haben soll, aber es ist kein Hindernis mehr. Jetzt zählt nur noch sein Beitrag zur politischen Landschaft. Und das seine Theorie potenziell die Magie gerettet hat, sollte der Grundstein dafür sein, dass er seinen Lordtitel bekommt." erwiderte Abraxas.

„Ich glaube aber, dass Deliah trotzdem Recht hat. Sie versuchen meinen Ruf zu beschmutzen, vielleicht auch nur um sich Zeit zu kaufen. Und sie ziehen euch mit in den Dreck, weil -der gibt sich mit solch zwielichtigen Gestalten ab. Wir haben eine Vorbildfunktion.- Und so weiter und so fort. Solche Arschlöcher."

„Tom. Du kannst gar nichts dafür, was andere Leute tun oder sagen. Uns war allen klar, dass so etwas passieren kann. Besonders weil wir es mit Dumbledore und dessen Idioten zu tun haben. Aber ich denke, es wäre trotz allem am besten, wenn wir sie einfach ignorieren würden, oder?" Vicca sah in die Runde.

„Ich will sie nicht ignorieren, wenn sie solche Sachen zu dir sagen. Ich will ihnen zeigen, was ich davon halte und das ich dich beschütze." Schmollend verschränkte Harry die Arme.

Lachend legte Vicca beide Arme um ihn und drückte ihn an sich. „Mein Ritter in strahlender Rüstung. Ich sage es zwar nicht gerne, aber in diesem Fall erscheint es mir notwendig. Du kannst mich am besten beschützen, wenn du nicht auf sie reagierst. Dann werden sie es nämlich gar nicht mehr lassen."

„Aber dann machen sie immer weiter dumme Kommentare und unsere dummen Mitschüler werden das glauben. Und wir haben genug Mitschüler, die nicht so intelligent sind." beschwerte sich Harry.

„Ich hoffe nur, dass es bei Kommentaren bleibt. Wir brauchen wirklich nicht noch mal einen Angriff wie neulich. Ich habe keine Lust, noch einmal mit gebrochenen Rippen oder ähnliches zu leben. Das macht einfach keinen Spaß. Hat es da eigentlich mittlerweile irgendwas gegeben?" Vicca wand sich an Tom, der als Schulsprecher am ehesten eine Information hatte.

„Nein. Es wurde entschieden, es bei einer Verwarnung zu lassen. -Es sei ja nur ein harmloser Streich gewesen, der etwas aus dem Rudel gelaufen sei. Dafür müsse man doch keinem das Leben verderben. Sie hätten ihre Lektion sicher gelernt.- Also gab es keine Strafe." Tom verschränkte die Arme und man konnte in seinem Gesicht klar erkennen, dass er damit nicht einverstanden war.

„Die Nachahmung kenne ich. Dumbledore." lachte Harry.

„Da muss man die Nachahmung nicht mal kennen. Nur er würde solch einen Mist erzählen. Und natürlich kriegen seine kleinen Lieblinge keine Strafe. Es ging ja nur gegen Yuan und mich. Wir haben keine Familie, um uns zu beschützen. Also was habe ich eigentlich erwartet? Eigentlich genau das."

„Leider hast du damit vermutlich Recht. Und ändern wird sich daran auch nichts. Weil Leute immer jemanden bevorzugen. Daran können wir nichts ändern." murmelte Tom und schloss die Diskussion damit.

Harry beschloss auf seine Weise zu zeigen, dass er keine Lust mehr hatte, und er verwandelte sich in den kleinen schwarzen Kater. Sofort schlich er zu Tom und bettelte um Streicheleinheiten, die dieser ihm nur zu gerne gab.

FatumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt