Harry sprang auf das Sofa, auf dem Vicca lag und schlief. Leise keckernd schlich Harry sich näher und sprang Vicca an, die aufschreckte und beide rollten von dem Sofa auf dem Boden. Harry war als erster wieder auf den Füßen und als er Viccas Blick sah, rannte er los. Unter dem Sofa hindurch, quer durch den Gemeinschaftsraum. Er musste auf die Beine der Schüler aufpassen, die nicht begeistert davon waren, dass zwei Tiere zwischen ihnen hindurch rannten.
Vicca verfolgte Harry und wischte noch näher an den Beinen vorbei als der schwarze Kater. Dem kam sie immer näher, doch er entwischte ihr durch die Tür des Gemeinschaftsraumes. Vicca schaffte es gerade vor der sich schließenden Tür noch hinauszuschlüpfen und ihn den Gang hinunter zu jagen. Haarscharf schlitterten sie um Ecken, bis Vicca Harry einholte und ihn zu Boden rangelte.
Sie balgten sich auf dem steinernen Boden des Ganges, bis sie nach Atem ringend nebeneinander lagen. Harry beruhigte sich als erster wieder und setzte sich auf, während Vicca noch hechelte. Neugierig sah er sich um. Von der Art der Wand und der nur spärlichen Belichtung waren sie noch immer in den Kerkern, doch die Gänge hier unteren waren das reinste Labyrinth und Harry war sich sicher, dass er noch nie hier gewesen war.
Er drehte sich im Kreis und Vicca öffnete ein Auge, sah von ihrer liegenden Position ihm dabei zu, wie er den Teil des Ganges erkundete. So tief in den Kerkern gab es keine Gemälde mehr, es verirrte sich ja so gut wie nie jemand hierherunter und nur die Hauselfen kamen regelmäßig um die Gänge sauber und beleuchtet zu halten. Das war nun ein Problem für sie, denn so gab es keine Staubschicht, in der sie ihre Fußabdrücke hätten sehen und zurückverfolgen können.
Harry rannte von der einen Ecke, die er erreicht und hinuntergesehen hatte, zur anderen, an Vicca vorbei, die ihm mit ihren Blicken folgte. Endlich stand sie auf und folgte ihm. Die beiden Gänge hätten beide der sein können, über den sie gekommen waren, doch Vicca entschied sich für einen und ging ihn hinunter. Harry folgte ihr schnell und hatte sie nach nur ein paar Schritten eingeholt.
In seinen Augen standen Zweifel und Vicca konnte es verstehen. Die Gänge sahen so gleich aus. Sie hoffte wirklich, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte, denn in den Gängen unterhalb des Schlosses konnten sie stundenlang oder gar tagelang herumirren und niemand würde einen Hauselfen nach ihnen schicken, wie es für einen verirrten Schüler passiert wäre.
Sie kamen zur nächsten Verzweigung und wieder einmal sahen die Gänge gleich aus. Vicca dachte sich, dass irgendein Direktor vielleicht clever genug gewesen wäre und zumindest die Abzweigungen irgendwie gestaltet hätte, damit sich nicht mehr so viele Schüler, ins besonders die Erstklässler, hier unten verliefen, aber scheinbar hatte sie die Leute da überschätzt. Irgendwer sollte es dem Direktor vorschlagen.
Diesmal wählte Harry und sie gingen weiter. Immer wieder bogen sie ab und sie waren sich beide nicht sicher, ob sie tiefer in das Labyrinth vordrangen, als sie eh schon gewesen waren, oder ob sie tatsächlich näher zum Ausgang kamen. Harry hob den Kopf und hielt die Nase hoch, ehe er ein freudiges Geräusch von sich gab und losrannte.
Vicca war einen Moment überrumpelt, dann sprang sie ihm hinterher. Ihre Pfoten trommelten auf dem Boden und bald konnte auch Vicca es wieder wahrnehmen. Der Geruch des Mittagsessens und Leute lag in der Luft, zwar nur schwach, aber mit jedem Schritt, den sie machten, schien es stärker zu werden. Nie war Vicca froher darüber gewesen, dass man das Essen in Slytherin immer sehr heftig riechen konnte.
Dann stoppte Harry so plötzlich, dass Vicca auf dem polierten Steinboden nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und frontal mit ihm zusammenstieß. Beide landeten schmerzhaft auf dem Boden und Vicca fiepte schimpfend in Harrys Richtung. Der schüttelte den Kopf und trottete dann zu ihr herüber, um seinen Kopf an ihr zu reiben. Es beruhigte Vicca ein wenig.
Mit dem Kopf nickte Harry zu der Wand, vor der er wie erstarrt war. Vicca folgte seinem Blick und erkannte den Raum, in dem sie Fatum versteckt hatten. Es dauerte ein paar Momente, ehe sie verstand, was sie sah, da war er schon losgeflitzt und hatte den Raum geöffnet. Mit einem Seufzen folgte sie ihm in den Raum und es dauerte ein paar Momente, ehe ihre Augen sind an die vollkommene Dunkelheit gewöhnten.
Ein Ziehen in ihrem Inneren zeigte ihr, dass Magie dabei mithalfen und sie andernfalls vermutlich nicht sehen könnte. So aber konnte sie Harrys Schwanz unter dem Sofa erkennen, unter dem sie das Kästchen versteckt hatten. Er kam hervor gekrochen mit einem Becher und einem der Tränke im Maul. Vicca schüttelte den Kopf, doch Harry ließ seine Augen groß werden und flehte sie wortlos an. Sie hatte keine Chance.
Es dauerte eine Weile, bis sie es geschafft hatten die Flasche zu öffnen und den Inhalt zum großen Teil in den Becher zu gießen. Das Trinken in ihrer tierischen Gestalt war schwierig, doch mittlerweile hatten sie damit genug Erfahrung, dass sie in einer relativ kurzen Zeit relativ viel von dem Trank zu sich nahmen.
Diesmal war es kein Licht und keine Hitze, die sie spürten, sondern eine eisige Kälte, die ihre Münder und Hälse füllte. Es begann zu kribbeln und zu jucken und beide kratzen an ihren Hälsen, weil es kaum auszuhalten waren. Nur langsam klang die Kälte ab, aber eine Folge konnten sie nicht wahrnehmen.
„Hat das was gebracht?" Vicca starrte Harry fassungslos an, der ebenso überrumpelt aussah.
„Du... du hast gesprochen."
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Fatum
FanfictionHarry und seine beste Freundin Vicca spielen Anfang seines sechsten Jahres das Spiel Fatum, dass sie in der Kammer des Schreckens gefunden haben. Mit der Gewissheit jederzeit zu sterben stürzen sie sich in das Spiel.