Parsel

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Es dauerte. Dumbledore lief auf und ab, setzte sich und notierte sich etwas, strich sich durch den Bart und begann wieder zu laufen. Für die beiden unter dem Regal schien die Zeit nicht zu vergehen. Immer wieder musste Vicca Harry mit dem Maul packen und wieder so tief wie möglich in den Schatten hineinziehen, damit er sie nicht verriet.

Endlich verließ der Professor sein Büro und sie sprinteten zu der zufallenden Tür. Sie kamen hindurch und rannten den Gang hinunter in Richtung der Kerker. In ihrer Hast stolperten sie um Kurven und mehr als nur einmal über ihre eigenen Beine, doch sie machten es unverletzt bis in die Kerker. Erst dort wurden sie langsamer und machten erstmal eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen.

Vicca kratzte am Eingang des Gemeinschaftsraumes, bis jemand ihn öffnete und sie einließ. Ihre Blicke schweiften durch den Raum und Harry entdeckte Tom. Er öffnete das Maul, wie um nach ihm zu schreien und Vicca sprang ihn an, packte ihn im Nacken und zerrte ihn durch den Raum und in Toms Zimmer.

„Bist du bescheuert?" fuhr sie ihn wütend an.

„Wieso? Ich dachte, wir wollen ihn sowieso einweihen?"

„Ihn. Aber nicht den gesamten Gemeinschaftsraum. Manchmal also wirklich. Du musst nachdenken."

„Nicht nett."

„Glaubst du wirklich, ich versuche gerade nett zu sein? Da draußen sind die Blacks! Du bringst hier unser Leben in Gefahr. Die würden kein Problem damit haben uns umzubringen. Und selbst wenn es rauskommen würde, dann hätten sie einfach nur ein paar Tiere getötet. Das stört die hirnverbrannten Idioten doch nicht."

„Ich habe es auch so verstanden. Du musst ni... hey. Was soll das? Lass uns sofort hier raus?" Mit einem Mal waren sie in einem goldenen Käfig gefangen. Harry attackierte die Streben und versuchte sie abzubrechen, doch das Metall bewegte sich keinen Millimeter. Als er den Kopf hob, sah er wie Vicca in das Ende eines Zauberstabes und dahinter die rot leuchtenden Augen, die sie mittlerweile kannten.

„Wer seid ihr und was versucht ihr mit dieser Scharade zu erreichen?" Toms Stimme klang gepresst, als würde er versuchen keine Reaktion in seine Stimme zu lassen und wenn Vicca darüber nachdachte, dann machte es Sinn. Er hatte Avada näher an sich herangelassen, als jedes andere Lebewesen, nur um nun von diesem einen Wesen verraten zu werden.

Vicca schob sich vor Harry und baute sich so groß auf, wie sie konnte. „Hör mir zu. Bitte. Wir wollen dir nichts tun."

Langsam ließ Tom seinen Stab sinken, das Gesicht nachdenklich verzogen. „Du sprichst Parsel. Ein Fuchs spricht das nicht. Nicht mal ein magischer. Eine Katze auch nicht. Aber... es soll möglich sein, dass ein Animagus das kann. Aber die meisten, die beides konnten, waren bereits Schlangen. Daher... nun, ihr scheint es bewiesen zu haben. Die einzigen, die Parsel... Deliah. Yuan. Wie habt ihr das geschafft?"

„Na endlich." grummelte Harry, als Tom seinen Stab schwang und der Käfig verschwand. Er rieb sein Gesicht an der Bettdecke und rollte darauf herum, während Vicca sich ordentlich hinsetzte, den Schwanz um ihre Pfoten gerollt und Tom ansah.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich darüber reden darf. Und ich würde lieber nicht mein Leben und das meines Bruders in Gefahr bringen. Also werde ich dir das jetzt nicht sagen."

„Verständlich. Wenn auch frustrierend für mich. Warum habt ihr bisher nichts gesagt?"

„Wir konnten nicht. Wir haben erst vorhin bemerkt, dass wir reden können. Wenn auch scheinbar nur Parsel."

„Ganz nebenbei. Warum verhält er sich so sehr wie eine Katze? Das ist doch nun nicht wirklich normal."

Vicca sah zur Seite, wo sich Harry noch immer auf dem Bett hin und her rollte und tatsächlich eine echte Katze hätte sein können. „Wir müssen uns heftig konzentrieren, um nicht in die tierischen Instinkte zu geben. Es ist immer da und meistens übernehmen die Instinkte. Man nimmt alles andere nur hinter Rauch wahr, als wäre es nicht wichtig. Selbst wenn es einem in einem menschlichen Geisteszustand peinlich wäre, tut man es trotzdem."

„Ich muss es also nicht verstehen." Vicca schüttelte den Kopf. „Was wolltet ihr mit mir bereden, dass ihr hierher zu mir gekommen seid? Das Yuan hierher kommt, okay, aber du würdest nicht freiwillig kommen."

„Stimmt. Dumbledore will dich dafür verantwortlich machen, dass wir verschwunden sind. Neben der Tatsache, dass er dich loswerden will, aber ich denke, dass du das weißt. Das solltest du auch so wissen."

„Das ist mir durchaus bekannt. Und es ist mir auch bekannt, dass er alles versuchen wird, um mich aus der Politik fern zu halten. Dafür würde er alles tun. Und so verrückt wie er ist, wundert das auch keinen. Ich meine, hast du die Hausaufgaben mitbekommen? Mehr Propaganda geht eigentlich schon nicht mehr."

„Habe ich mitbekommen, ja. Ich war in der Bibliothek als ihr über Balance der Magie und das gesprochen habt. Ich habe zwar nicht alles verstanden, denke aber, dass ich die Grundzüge begriffen habe."

„Okay. Warum habt ihr sonst niemandem etwas gesagt?"

Vicca sah zur Seite und Harry sprang ein. „Vicca sagt, weil nicht alle im Schloss uns mögen. Da sind genug, die uns schaden wollen und es ist einfacher, dass zu tun, wenn wir kleine Tiere sind, als wenn wir Menschen sind. Wir sind viel kleiner und man kann einfach sagen, dass man nicht wusste, dass wir Menschen sind." Er hüpfte zu Tom hinüber und schmiegte sich an dessen Hand, bis Tom begann ihm durch das Rückenfell zu streichen und Harry begann zu schnurren wie ein kleiner Motor.

„Dumbledore, die Blacks, die Löwen. Ich denke nicht, dass ich wollen würde, dass die so etwas über mich wissen. Das ist für euch wirklich gefährlich. Bleibt immer in der Nähe von mir und Abraxas."

„Tom, das macht keinen Sinn. Niemand soll merken, dass wir keine Haustiere sind. Also sollten wir uns wie Haustiere verhalten. Ganz davon zu schweigen, dass niemand aufpasst, was er sagt, wenn ein Haustier in der Nähe ist." Vicca grinste und selbst in ihrer Fuchsform konnte man das sehen.

„Du willst als Spion agieren."

„Natürlich. Jemand will die magische Welt zerstören, ob nun aus Dummheit oder Unwissen oder mit voller Absicht. Ich mag Magie nicht sonderlich gut wirken können, aber sie ist mein Zuhause. Und ich will sie beschützen. Mal davon abgesehen, dass die meisten ohne Magie nicht überleben könnten. Es würde uns alle in noch größere Gefahr bringen, als wir eh schon sind."

„Du magst mich nicht und ich kann mit dir nicht viel anfangen. Aber hier sollten wir zusammenarbeiten. Also, Frieden für den Erfolg der Mission? Dumbledore daran zu hindern, die magische Welt zu zerstören?" Vicca legte ihre Pfote ohne zu zögern auf Toms Hand, der ihre Pfote umschloss und schüttelte.

„Auf gute Zusammenarbeit."

FatumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt