Balance der Magie

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Vicca sprang auf einen der Stühle und von dort auf den Tisch. Abraxas saß an dem Tisch, eine handvoll Bücher war als ordentlicher Stapel neben ihm, während er in einem der Bücher las. Vicca passte auf, dass sie nicht auf sein Pergament trat oder an seine Feder kam, als sie auf dem Tisch herumtappte und sich neben das Pergament setzte.

Neugierig sah sie auf das Pergament und begann zu lesen, was ihre Klasse als Aufgaben hatte und daher im Unterricht behandelte. Sie wusste, dass sich Harry in Toms Unterricht schlich, aber sie wollte das nicht und hielt sich auch für zu auffällig. Mit ihrem weißen Fell und der Tatsache, dass sie als Fuchs sowieso schon auffiel, sah sie keine Möglichkeit, wie man sie übersehen könnte, sollte sie so etwas tun.

Schnell begann sie den Text nur zu überfliegen, denn er schien sich mit vergangenen Personen zu beschäftigen. Personen, die Großes geleistet hatten und mit Abraxas verwand waren, denn hinter jeder Einzelnen wurde der Verwandtschaftsgrad genannt. Vicca verstand nicht, warum sie einen solchen Aufsatz schreiben sollten, doch es schien wichtig zu sein.

Die Einleitung zum zweiten Teil war ebenfalls bereits geschrieben und Vicca hätte die Stirn gerunzelt, würde sie es können. So aber starrte sie das Pergament nur verwundert an. Es ging um einen Gesetzesentwurf, der scheinbar gerade in den politischen Kreisen Englands diskutiert wurde. Sie war nicht sonderlich tief in dem Thema, aber sie fand es sehr fragwürdig, einen Zweig der Magie komplett zu verbieten.

Warme Hände schlossen sich um ihren Körper und hoben sie hoch. „Hey, Kleine. Neugierig? Nicht das du es verstehen könntest, aber das sind die Aufgaben für Professor Dumbledore. Zumindest den einfachen Teil. Der Mann will Schwarzmagier einfach nur schlecht reden und leider hören ihm genug Leute zu, weil er ja den letzten, schwarzen Lord besiegt hat. Nur wird seine Ansicht es vermutlich eher schlimmer machen als alles andere."

Abraxas hatte sie hochgehoben und vor sein Gesicht gehalten, ehe er den Kopf schüttelte und sie auf seinem Schoß absetzte. Sie drehte sich im Kreis und legte sich dann hin. Seine Finger fanden ihren Weg hinter ihre Ohren und kraulten sie, wobei sie begann zu schnurren. Es war nicht das Schnurren von Katzen, aber nah dran und zeigte sehr deutlich, wie wohl sie sich fühlte.

Schritte kamen zu ihnen, mit einem Knall wurden Bücher auf den Tisch fallen gelassen und Vicca sprang auf. Von einem der Bücher hatte sich eine Staubwolke gelöst, die sie nun in die Nase bekam und sie musste heftig niesen. Abraxas lachte, strich ihr aber beruhigend über das Fell und ließ zu, dass sie auf seinem Schoß herumtrampelte, ehe sie sich wieder zusammenrollte.

„Deiner Laune entnehmen ich, dass auch du an Professor Dumbledores Aufgabe sitzt. Hast du deine Hausaufgaben wieder einem der anderen Professoren gegeben?" fragte Abraxas leise und Vicca konnte unter dem Tisch sehen, wie sich der andere junge Mann auf der anderen Seite des Tisches setzte.

„Natürlich. Es ist klar, dass er versucht mich zu ruinieren. Selbst den anderen Professoren ist es mittlerweile aufgefallen. Sollte er meine Noten weiterhin so nach unten korrigieren, kann ich keine anständige Arbeit finden, ein Meister würde mich nicht aufnehmen und nichts. Er will mich ruinieren, bevor ich mir etwas aufbauen kann. Und ich weiß nicht mal wirklich warum." Toms Stimme war angebracht leise, doch jeder konnte die Wut heraushören.

„Weil er es bei dir kann. Und weil du ein Schwarzmagier aus einer alten Familie von Schwarzmagiern bist. Du bist der Erbe der Slytherins und du wirst versuchen, deinen Weg in die Politik zu machen. Niemand kann dir das absprechen, wenn du nicht vorher gegen irgendein Gesetzt verstößt. Und wenn du erst einmal das Erbe angetreten hast, dann wirst du mehr Macht haben als er und dann kann er nichts mehr durchbringen, was er will.

Aber hier? Du bist ein Schüler, er ist dein Professor. Er hält sich für den im Recht stehenden und in seinen Augen muss schwarze Magie ausgelöscht werden. Angefangen bei dir, der magisch stark und potenziell politisch gefährlich ist. Du hast keine Familie, die dich verteidigen könnte, sein Ruf wird nicht sonderlich unter seinen Taten leiden, weil sie gegen dich gehen. Vielleicht hat er auch die irrationale Hoffnung, dass du die magische Welt verlassen würdest, wenn du keine Arbeit finden würdest." Abraxas zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß. Er weiß auch, dass wir es wissen, und er tut es trotzdem. Weil es seinem Ruf nicht schaden wird. Vermutlich eher das Gegenteil. Sollte er mit dem unsinnigen Gesetz durchkommen, dann kann er eben genau das erklären, was er immer als Ausrede nutzt. Er wolle uns nur auf unsere Zukunft vorbereiten, die ja ohne Magie sei. So ein Unsinn. Und dabei bringt er die gesamte Magie Britanniens in Gefahr."

Vicca spitzte die Ohren. Das interessierte sie nun wirklich. Sie hatte nie davon gelesen, dass die gesamte Magie Britanniens einmal in Gefahr geraten wäre. Aber auch von diesem Gesetz hatte sie nie gelesen und über schwarze und weiße Magie hatten sie auch nie eine Stunde bekommen. Aber sie las weniger gerne über Politik, weil sie damit nichts anfangen konnte, und der Unterricht konnte an Dumbledore als Direktor liegen.

„Ich weiß. Die Magie muss in Balance vorliegen und das tut sie nur, wenn beide Seiten etwa in gleichen Mengen genutzt werden. Andernfalls wird die vernachlässigte Magieseite überall ohne Kontrolle freigesetzt und vergiftet alles, mit dem es in Kontakt kommt. Ich weiß das, ich wurde traditionell erzogen. Nur leider will Dumbledore das nicht sehen. Und nun müssen wir argumentieren, warum diese dämliche Maßnahme sinnvoll ist."

„Er geniest unser Leiden. Er will es durchsetzen und ist bereit alles dafür zu tun. Aber wir können nichts machen. Er ist der Lehrer, er darf entscheiden und wir müssen uns fügen, ob seine Aufgaben nun rassistisch sind oder einfach nur dumm. Wir müssen sie machen, weil der Lehrer meint, dass es uns auf die Zukunft vorbereitet." Toms Stimme klang gezwungen und er kramte in seiner Tasche. „Hier. Das wollte ich dir geben. Kam eben mit einer verdammt aggressiven Eule. Sie wollte mich nicht in Ruhe lassen, bis ich den Brief angenommen hatte."

Abraxas nahm den Brief von Tom entgegen, brach das Siegel und öffnete das Pergament, das Vicca bis vor die Nase hing. Sie stupste es mit ihrer Pfote immer wieder an, nicht begeistert, dass Abraxas ihr keine Aufmerksamkeit mehr schenkte.

„Meine Güte. Meine Eltern können es auch echt nicht lassen." Abraxas ließ den Brief sinken, den Vicca mit noch viel größerer Begeisterung angriff. Das der Inhalt des Briefes Abraxas nicht gefiel, nahm ihr jegliche Hemmung und sie verbiss sich in dem Pergament, um es zu schütteln. Über ihr schmunzelte Abraxas und strich ihr über den Rücken, auch als sie seinen Brief zerlegte. „Hab Spaß damit, Kleine."

„Deine Eltern wollen noch immer, dass du Walpurga... wie nennen sie es? Bezirzt? Warum haben sie keinen Ehevertrag für dich ausgehandelt, wenn sie das so unbedingt wollen? Ganz davon zu schweigen, dass Walpurga dich ja definitiv will."

„Zu meinem Glück, sind die Blacks und meine Eltern zu geizig. Die sind sich einfach nicht einig geworden, sonst wäre ich mit dieser Schreckschraube lange verlobt. Wenn ich sie bezirzen würde, dann würde der Brautpreis sicher sinken, dass scheinen meine Eltern zu denken. Die Blacks wollen aber nicht abweichen, weil sie Walpurga dann einfach an ihren Cousin verheiraten und die Hauptlinien wiedervereinigen und das sei ja gleich gut."

„Manchmal bin ich dann doch ganz froh, dass ich keine Purblutfamilie habe. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mit einer Verlobten aushalten würde."

„Du Glücklicher."

FatumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt