„Ihr drei sollt zu der Lehrerversammlung gehen." Vor Vicca, Abraxas und Harry blieb eine deutlich jüngere Schülerin stehen. Ganz klar war sie zu ihnen gerannt, denn sie stützte sich heftig atmend auf ihren Oberschenkeln ab.
„Danke für die Information." Vicca neigte ihr den Kopf zu, dann stand sie auf. Dabei gab sie ein zischendes Geräusch von sich und sofort griffen Harry und Abraxas zu und halfen ihr, sich ordentlich aufzurichten. Trotz des magischen Korsetts, dass sie trug, um ihre noch immer sensiblen Rippen zu unterstützen, waren die meisten Bewegungen schmerzhaft und sie war dankbar für die Hilfe.
„Glaubst du, dass es um den Angriff geht? Sonst würden wir ja nicht alle drei gerufen werden und sonst keiner. Mir würde nichts anderes einfallen als der Angriff. Auch wenn ich noch immer nicht verstehe, warum wir angegriffen wurden. Wir haben doch niemandem etwas getan. Wir sind neu hier." Harry gestikulierte und brachte Vicca damit zum Schmunzeln.
„Natürlich ist das wegen dem Angriff. Und hoffentlich bekommen wir eine Antwort auf deine Frage. Ich kann mir zwar schon etwas denken, aber wir werden sehen, ob ich Recht habe." Vicca verzog das Gesicht, als sie die Treppen sah, die sie nun nach oben mussten. Allein das Treppensteigen war für sie schon unangenehm, doch das heftige Rucken, wenn die Treppe sich bewegte, jagten immer heftige Schmerzen durch ihren Körper.
Mit Abraxas und Harrys Hilfe kam sie an ihrem Ziel an, auch wenn ihr Gesicht vor Schmerzen verzogen war. Die beiden Jungs ließen sie durchatmen und warteten, bis Vicca den Kopf hob und ihr Gesicht eine Maske war, die nichts mehr von den Schmerzen zeigte. Harry konnte den Schmerz noch in den Tiefen ihrer Augen erkennen, aber er glaubte nicht, dass irgendwer sonst dies sehen würde.
Abraxas hielt ihnen die Tür auf und trat als letzter in den Raum. Harry hätte sich am liebsten verkrochen. Für ihn fühlten sich die Blicke der Lehrer an wie tausende Ameisen, die auf seinem Körper herumkrabbelten. Er hob schon die Hände um sich die Arme zu kratzen, doch Vicca packte sein Handgelenk und schüttelte beinahe unmerkbar den Kopf. Ertappt ließ er die Hände wieder sinken.
„Sie haben nach uns schicken lassen?" fragte Abraxas und zog damit die Aufmerksamkeit der Lehrer auf sich. Vicca und Harry atmeten durch.
„Ja. Vielen Dank, dass ihr sofort gekommen seid. Setzte euch doch bitte." Vicca verzog für eine Millisekunde das Gesicht, ließ sich dann aber auf den Stuhl sinken. Die beiden Jungs nahmen links und rechts von ihr Platz. „Ich nehme an, dass ihr euch vorstellen könnt, weshalb wir mit euch drei sprechen wollen."
„Der Angriff auf meinen Bruder und mich. Es gibt kein anderes Ereignis, dass uns drei und niemanden sonst erfordern würde." erwiderte Vicca ruhig und hielt den Blick von Professor MacCalister, dessen Gesicht sich zu einer wütenden Fratze verzog.
„Ihr habt euch also eure Gedanken gemacht. Unsere Krankenschwester hat uns von dem Vorfall unterrichtet. Miss Green, Sie wurden dabei verletzt?" ergriff Professor Black das Wort.
„Ja. Ich wurde von einem Schildbrecher am Brustkorb erwischt und mehrere meiner linken Rippen waren gebrochen. Dank der ausgezeichneten Pflege in der Schule werde ich keine bleibenden Schäden behalten und kann in wenigen Tagen wieder uneingeschränkt sein, aber noch muss ich mit dem Korsett leben."
„Es tut mir leid, dass dir das an unserer Schule passieren musste. Besonders nach euren Vorgeschichten. Obwohl mir es nicht gefällt, müssen wir dennoch eure Sicht der Geschichte hören. Wir wissen nämlich noch immer nicht, wer euch angegriffen hat. Und einen solchen Übergriff können wir in der Schule nicht ungestraft dulden." Direktor Dippet sah die drei Schüler nacheinander an.
Vicca wechselte Blicke mit Harry, der schließlich seufzte. „Meine Schwester und ich waren an dem Abend länger in der Bibliothek. Wir müssen ja leider eine ganze Menge an Lerninhalten nachholen und haben darüber die Zeit vergessen. Ich glaube nicht, dass wir die Sperrstunde gebrochen haben, aber es war kurz vorher, als wir gegangen sind. Die Gänge waren sehr leer, ich habe keinen anderen Schüler gesehen.
Wir haben noch über unsere Aufgaben gesprochen, als wir zurückgegangen sind, aber ich dachte an einer Stelle, dass ich Schritte hinter uns gehört hätte. Ich habe mich umgesehen, aber da war niemand. Also dachte ich, ich hätte es mir nur eingeredet und wir sind weiter gegangen. Als wir in einen anderen Gang abbogen, wurden wir ohne Vorwarnung von vorne angegriffen und Delia direkt getroffen.
Ich habe ein Schild gewirkt, aber es waren mindestens drei Angreifer. Zwei vor uns und einer hinter uns. Ich habe versucht uns zu verteidigen, wurde aber schließlich überrumpelt. Das war als Abraxas dann kam." Harry nickte dem Älteren zu.
„Ihr wurdet also von den Slytherins angegriffen? Habe ich es nicht gesagt? Wie hätte er sonst davon erfahren?" platze Dumbledore in die entstehende Stille. Harry sah ihn zweifelnd an, während Vicca und Abraxas einen Blick tauschten.
„Weder habe ich das gesagt, Professor Dumbledore, noch habe ich das angedeutet. Ich kenne nicht alle der Angreifer, aber ich bin mir sicher, dass Percival Weasley einer davon war. Das rote Haar ist unverwechselbar. Ich denke nicht, dass er mit uns Slytherins zusammenarbeiten würde. Aber einen Angreifer können Sie ganz sicher feststellen. Ich habe einen entwaffnet und er ist ohne seinen Zauberstab abgehauen. Sie sollten also feststellen können, wem er gehört, Direktor Dippet." Harry holte den Zauberstab aus seiner Tasche, stand auf und überreichte ihm dem Direktor.
„Vielen Dank. Ich werde dafür sorgen, dass wir herausfinden, wer das getan hat. Bist du dir bei Percival Weasley sicher?"
„Ja, Direktor. Ich habe bisher niemanden gesehen, der eine ähnliche Frisur und Haarfarbe hat. Also ja, ich bin mir ziemlich sicher." Harry nickte überzeugt und freute sich innerlich über das verzogene Gesicht von Dumbledore.
„Danke. Hast du der Erläuterung deines Bruders noch etwas hinzuzufügen?"
„Nicht direkt. Ich habe die Schritte nicht bemerkt, die uns vermutlich verfolgt haben, aber das wundert mich nicht. Mein Bruder hatte schon immer bessere Ohren als ich. Aber wer auch immer den Schildbrecher gewirkt hat, der hat ihn mehrmals genutzt. Als wäre es ein Favorit oder sein bester Zauber. Mehr kann ich ihnen leider dazu nicht sagen."
„Woher willst du da wissen? Du konntest dich ja nicht einmal selbst verteidigen. Nicht das ihr hier jemandem etwas anhängen wollt." Dumbledore beugte sich nach vorne und am liebsten wäre Vicca so weit wie möglich zurückgewichen, doch ein Schmerzen in ihrem Brustkorb hielt sie davon ab.
„Ich wüsste nicht einmal, wem in der Schule ich etwas anhängen sollte. Bis zu diesem Angriff hatte ich mit niemandem ein größeres Problem. Nichts was über einen normalen Streit hinausgehen würde. Und Zauber haben, wie sie sich vielleicht erinnern, eine sehr bestimmte Farbe. Dieser Schildbrecher ist sehr grellblau."
„Danke. Erbe Malfoy. Könntest du deine Sicht erläutern?" Der Direktor wendete sich Abraxas zu und dieser richtete sich auf.
„Sicher, Direktor. Seit die Geschwister verschwunden waren hat das Haus Slytherin es sich zur Aufgabe gemacht, auf die beiden besser aufzupassen. Es ist uns also aufgefallen, dass sie relativ spät noch nicht zurück waren. Ich habe mich auf die Suche nach ihnen gemacht. Ich habe sie unter Angriff gefunden, aber die Angreifer sind verschwunden, kaum dass sie mich bemerkt hatten. Ich würde ebenfalls sagen, dass es drei waren. Allerdings war es wichtiger Deliah versorgt zu wissen, als herauszufinden, wer es war." Abraxas zuckte mit den Schultern.
„Ich danke euch dreien für eure Zeit. Wir werden alles tun, um die Täter zu finden und dann eine angebrachte Strafe auszusprechen. Ihr könnt wieder gehen und eure freie Zeit genießen." Vicca verkniff es sich bei den Worten des Direktors zu schnauben und ließ sich helfen, um so wenig Schmerzen wie möglich zu haben. Als sie oben an den Treppen angelangten, die sie nun wieder hinunter musste, seufzte sie doch.
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Fatum
FanfictionHarry und seine beste Freundin Vicca spielen Anfang seines sechsten Jahres das Spiel Fatum, dass sie in der Kammer des Schreckens gefunden haben. Mit der Gewissheit jederzeit zu sterben stürzen sie sich in das Spiel.