#Kapitel 4

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Abends hatte ich tatsächlich noch ein klein wenig gegessen und bis jetzt war mir auch nicht schlecht geworden. Nach dem Essen duschte ich und als ich mich danach abtrocknete fühlte ich mich beobachtet. Als ich jedoch aus dem Fenster schaute sah ich niemanden. Verunsichert zog ich mich an und ging dann in das Zimmer, in dem ich schlief. Nur kurze Zeit später fühlte ich mich auch hier beobachtet und zog deshalb den Vorhang zu. Asha lag bereits auf dem Bett und sah mich neugierig an. „Vermutlich bin ich einfach nur paranoid“, seufzte ich, gab 3 Tropfen von dem Schlafmittel in ein Glas Wasser und trank es aus. „Mal sehen ob ich dann endlich schlafen kann“, murmelte ich, machte das Licht aus und legte mich ins Bett. Asha kuschelte sich direkt an mich und ich schloss die Augen. Kurz darauf schlief ich tatsächlich ein.

Mitten in der Nacht wachte ich auf, aber nicht wegen eines Albtraumes, sondern weil es kalt war, sehr kalt. Verwirrt machte ich die Nachttischlampe an und sah mich um. Das Fenster stand offen, ich hatte es doch nur gekippt. Schluckend stand ich auf und schaute aus dem Fenster. Nichts. Ich schüttelte den Kopf und machte das Fenster zu. Seufzend legte ich mich wieder ins Bett, aber Schlaf fand ich nicht nochmal, doch ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich knapp 5 Stunden geschlafen hatte. „Hat also doch etwas geholfen“, murmelte ich und schnappte mir mein Tablet. Asha schien durchs Haus zu schleichen, denn sie lag nicht bei mir und manchmal tat sie das, sie war halt eine sehr neugierige Katze. Ich konnte mich nicht auf das Buch konzentrieren, weshalb ich es genervt zur Seite legte. Da ich etwas an die frische Luft wollte stand ich auf und zog mich um. Meinen Schlüsselbund packte ich auch ein, denn ich hatte einen verrückten Gedanken. Es war krank und ich sollte es nicht tun, aber ich wollte Levis Haus sehen.

Leise schlich ich mich aus dem Haus und ging die Straße, die nur von den Straßenlaternen erleuchtet wurde, entlang. Den Weg zu Levis Haus konnte ich auswendig und nach knapp einer halben Stunde war ich da. Seinen Hausschlüssel hatte ich an meinem Schlüsselbund und so schloss ich die Türe auf. Vorsichtig betrat ich den Flur und musste durch den ganzen Staub niesen. Schluckend schloss ich die Türe hinter mir und sah mich um. Es sah so vertraut aus, abgesehen von dem ganzen Staub. Zögerlich ging ich hoch in sein Schlafzimmer und betrat dieses. Auch hier war viel Staub und ich musste wieder niesen. Der Kleiderschrank war fast leer, aber ein paar T-Shirts und Pullis waren hier noch. Zögerlich holte ich einen der Pullis raus und schnupperte an ihm. Er roch nach Levi und mir traten Tränen in die Augen. Ich zog meine Jacke aus und den Pulli an. Eines seiner T-Shirts packte ich in die Tasche des Pullis und verließ dann wieder sein Schlafzimmer. Mich zog es runter in den Keller, auch wenn es wirklich krank war. Zögerlich öffnete ich die Türe zu dem Folterraum und betrat diesen. Nichts wies darauf hin, was Levi hier unten getan hatte. Bedrückt setzte ich mich in die Ecke, in der ich auch oft gesessen hatte, während er mich hier unten eingesperrt hatte. Ich vergrub meinen Kopf in meinen Armen und atmete Levis Duft ein. Es war wirklich krank, dass mich sein Duft beruhigte, aber es war nun mal so. „Ich vermisse dich, Levi…du hast so viel grausames getan…auch mir gegenüber…aber trotzdem empfinde ich noch etwas für dich…wieso bin ich so kaputt?“, schluchzte ich und vergrub meine Gesicht in meinen Händen.

„Sophie! Was tust du hier unten?!“, rief Adrian irgendwann plötzlich und ich schaute erschrocken auf. Adrian kam zu mir und kniete sich vor mich. Besorgt sah er mich an und ich schluchzte. Er nahm mich in den Arm und ich krallte mich in sein Shirt. Beruhigend strich er mir über den Rücken und irgendwann hatte ich mich auch endlich wieder beruhigt. „Ich hab mir Sorgen gemacht, als du nirgends im Haus zu finden warst und auch Asha konnte mir nicht zeigen, wo du bist“, meinte er, als wir zurückfuhren. „Tut mir leid…ich…ich wusste nicht…dass ich solange dableiben würde…ich weiß nicht einmal, was in mich gefahren ist…“, wisperte ich und er sah mich mitleidig an. „Das wird schon wieder, du wirst sehen“, meinte er und ich lächelte etwas. „Übrigens, das Schlafmittel hat tatsächlich geholfen, ich habe knapp 5 Stunden geschlafen“, teilte ich ihm mit. „Das freut mich, dann kannst du wieder Energie tanken“, erwiderte er und parkte vor seinem Haus. „Ich muss nachher arbeiten, also wärst du mit Asha alleine“, erklärte er mir. „Okay, soll ich dir etwas kochen?“, fragte ich ihn. „Es wäre schön, aber du musst nicht“, antwortete er und ich lächelte. „Mal sehen“, murmelte ich und wir stiegen aus, als wir da waren.

Asha sah mich böse an, sofern eine Katze böse schauen konnte und ich ging vor ihr und die Hocke. „Tut mir leid, Asha. Ich weiß, dass du Levi nicht leiden kannst und jetzt trage ich Sachen von ihm, aber jetzt gerade brauche ich das“, wisperte ich und sie miaute. „Wo hast du dich eigentlich in der Nacht rumgetrieben?“, fragte ich sie leise. „Sie war draußen, ich dachte du hättest sie rausgelassen“, antwortete Adrian mir und ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin heute Nacht aufgewacht und da war das Fenster offen…aber ich habe es nicht aufgemacht…und Asha lag nicht bei mir, ich dachte sie wäre durch das Haus gestreunt“, erklärte ich und hob Asha hoch. „Du zitterst ja!“, rief ich erschrocken und drückte sie an mich. „Glaubst du sie friert?“, fragte Adrian mich. „Für mich sieht es eher so aus, als hätte sie Angst“, erwiderte ich und setzte mich aufs Sofa. Asha krallte sich in meine Hose und ich konnte sie nicht lösen. „Shh, alles gut, kleines. Du brauchst doch keine Angst zu haben“, flüsterte ich und sie miaute kläglich. Was machte ihr nur solche Angst? Nur langsam beruhigte sich ihr zittern und sie löste ihre Krallen aus meiner Hose. Sie miaute leise und ich kraulte sie hinter den Ohren. „Gut, dass sie sich wieder beruhigt hat, ich hab mir schon Sorgen gemacht“, meinte Adrian. „Ich auch, hoffentlich passiert das nicht nochmal“, erwiderte ich und sah ihn an. Er hatte sich schon umgezogen und packte gerade seine Dienstwaffe ein.

„Wir sehen uns später, ich muss jetzt los“, erklärte er und ich lächelte. „Pass auf dich auf“, bat ich ihn und er nickte. Adrian verließ das Haus und ich sah Asha seufzend an. Diese hatte sich auf meinem Schoß zusammengerollt und atmete ruhig. „Jag mir keinen so Schrecken ein, kleine“, bat ich sie wispernd und legte sie vorsichtig neben mir ab. Leise stand ich auf und öffnete die Terrassentüre. Die kühle Luft wehte mir entgegen und ich setzte mich an die Hauswand gelehnt auf die Terrasse. Es war ein innerer Drang von mir, möglichst viel an frischer Luft zu sein oder zumindest ein offenes Fenster zu haben, nur nachts nicht. Als ich eingesperrt war, hatte ich einfach keine frische Luft bekommen und hielt es jetzt nicht mehr allzu lange in geschlossenen Räumen auf, aber ein offenes Fenster reichte meistens, außer es war nur ein ganz kleines Fenster. Die Temperaturen waren zwar noch ziemlich niedrig, aber es ging. Den Kopf legte ich in den Nacken und starrte in den bewölkten Himmel. Für heute war noch Schnee angesagt und momentan sah es sogar danach aus. Leise seufzte ich und wischte mir schnell mit dem Ärmel übers Gesicht, da mir ein paar Tränen übers Gesicht liefen.

Ich fragte mich wirklich, wieso Asha so gezittert hatte, ob es an Levis Geruch lag? Ja, sie konnte ihn nicht leiden, aber ich hatte sie doch beschützt. Oder, hatte er ihr irgendwann etwas getan, ohne dass ich es mitbekommen hatte? Verzweifelt vergrub ich die Hände in meinen Haaren. Wie konnte ich Asha Levis Geruch zumuten, wenn sie ihn doch so sehr fürchtete? Aber mich beruhigte es gerade. „Ist doch alles Scheiße!“, fluchte ich leise und schlug auf den Boden. Dass ich mir dabei die Hand aufschürfte, war mir egal. Immer wieder schlug ich auf den Boden, bis ich irgendwann ein Miauen hörte. Schluchzend sah ich Asha an, welche sofort zu mir rannte. Ich hob sie hoch und sah sie traurig an. „Ich wünschte du könntest mir sagen, was dich vorhin so verängstigt hat…“, wisperte ich und sie miaute leise. Sie leckte über meine rechte Hand und ich zuckte etwas zusammen. „Ich sollte die Wunde versorgen, nicht?“, fragte ich sie leise und sie miaute zustimmend. Seufzend stand ich also auf, sie kletterte auf meine Schulter und ich ging hoch ins Bad. Dort holte ich den Verbandskasten aus dem Schrank und öffnete ihn. Erst wusch ich meine Hand sorgfältig und trocknete sie ordentlich ab. Es war etwas kompliziert, die Wunde mit nur einer Hand zu verbinden, aber ich hatte keine andere Wahl, denn bis Adrian wieder kommen würde, dauerte es. Irgendwann war ich fertig und räumte den Verbandskasten wieder auf. „Und jetzt schauen wir mal, was wir für heute Abend kochen können“, schlug ich vor und ging wieder runter in die Küche.

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