#Kapitel 19

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Levi POV (eine Woche später):
Sophie war immer noch nicht aufgewacht. Asha kratzte und biss mich jedes Mal, wenn ich Sophie ins Bad trug um sie zu waschen und sie aufs Klo zu bringen, denn obwohl sie bewusstlos war, hatte sie Bedürfnisse und um die kümmerte ich mich. Da sie nicht kauen konnte, aber dennoch Nährstoffe brauchte, bin ich von Wasser auf Fruchtsäfte und Smoothies umgestiegen, die ich ihr einflößte. „Komm schon Sophie, du musst endlich aufwachen…“, wisperte ich und drückte sie an mich. Asha schlief gerade, sie war einfach zu erschöpft gewesen um noch länger wachzubleiben. Plötzlich regte Sophie sich etwas und ich schaute sie hoffnungsvoll an. Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie dann langsam. Desorientiert schaute sie sich um und schmiegte sich unbewusst an mich. „Levi…“, wisperte sie kaum hörbar und ich schluckte.

„W…wo…wo sind wir…?“, fragte sie mich und ich erstarrte. Fragend sah sie mich an und ich lehnte meine Stirn an ihre. „Levi, wieso antwortest du nicht…?“, fragte sie schniefend und ich fuhr ihr beruhigend über den Rücken. „Shh, ganz ruhig Sophie. Es ist alles okay“, flüsterte ich und stand mit ihr auf den Armen auf. Ihr Blick fiel auf Asha und sie runzelte die Stirn. „Seit wann hast du eine Katze?“, fragte sie mich und ich erstarrte. Sophie schien sich an wirklich nichts zu erinnern. Wie konnte das sein? „Das ist unsere Katze, Sophie. Ihr Name ist Asha“, antwortete ich ihr mit belegter Stimme. Sie lehnte sich erschöpft an mich und schloss die Augen. „Mein Kopf ist so leer…“, wisperte sie und ich schloss kurz die Augen, bevor ich sie runter in die Küche trug. „Wieso habe ich einen Gips am Bein und einen Verband an der rechten Hand?“ Sophie klang leicht verzweifelt und ich wünschte, ich könnte ihr die Wahrheit sagen, aber die Sorge, dass sie wieder das Bewusstsein verlor, hielt mich zurück. „Du bist die Treppe runtergefallen, deshalb der Gips und an der Hand hast du dich geschnitten“, erklärte ich ihr und sie nickte nur abwesend.

„Ich hab Hunger…“, murmelte sie und ich schmunzelte. Das ist gut, ich hab für heute Pizza vorbereitet“, erwiderte ich und sie lächelte. In der Küche setzte ich sie auf der Theke ab und holte alles raus, was ich zum Pizza machen brauchte. Sophie beobachtete mich dabei und lächelte. Plötzlich hört man von oben ein miauen und sie schaute zur Treppe. Dort kam Asha runtergerannt und verbiss sich in meinem Hosenbein. Seufzend beugte ich mich zu ihr runter und kraulte sie. „Shh, schon gut. Sophie geht es gut“, flüsterte ich und hob sie hoch. Erst als sie auf Sophies Schoß lag beruhigte sie sich und Sophie kraulte sie liebevoll. „Sie ist so niedlich“, wisperte sie und ich formte seufzend den Teig für die erste Pizza.

Dass Sophie sich nicht erinnerte, war eigentlich gut für mich. Sie fürchtete mich nicht, weil sie nicht wusste, was ich getan hatte. „Levi, du wirkst angespannt, was ist los?“, fragte Sophie mich sanft und stand plötzlich neben mir. „Es ist nichts…“, log ich und sie seufzte. „Das stimmt nicht. Ich kenne dich genau, irgendwas bedrückt dich“, erwiderte sie und sah mich lächelnd an. „Du erinnerst dich nicht…“, murmelte ich und sie legte den Kopf schräg. „Du erinnerst dich nicht an uns. Wir beide führen eine Beziehung“, antwortete ich ihr auf ihre unausgesprochene Frage. Ihre Augen weiteten sich etwas und ihre Wangen färbten sich etwas rötlich. So sah sie wirklich niedlich aus und ich zog sie in meine Arme. „Schäm dich doch nicht“, murmelte ich und sie seufzte leise. „Wie kann ich das einfach vergessen Levi? Das ist grausam…ich bin grausam…“, schniefte sie und ich zwang sie sanft mich anzusehen. „Hey, shh. Nicht weinen, es ist ja nicht deine Schuld. Du wolltest es nicht vergessen, aber es ist passiert. Bei deinem Sturz bist du auch auf dem Kopf gelandet, vielleicht ist es durch die leichte Gehirnerschütterung passiert?“, versuchte ich sie zu beruhigen, aber irgendwie half es nicht. „Sophie, komm schon. Gib dir nicht die Schuld für etwas, für das du nichts kannst“, bat ich sie und sie vergrub ihren Kopf an meinem Oberteil. Nach einiger Zeit hatte sie sich beruhigt und das erleichterte mich, denn ich hasste es, wenn sie sich für irgendwas die Schuld gab und dann weinte. Sie setzte sich wieder auf die Theke und beobachtete mich, während ich die erste Pizza in den Ofen schob und die zweite vorbereitete. Als beide fertig waren setzten wir uns an den Esstisch, nebeneinander, da Sophie unbedingt neben mir sitzen wollte.

Immer wieder sah sie schüchtern zu mir und ich lächelte. So mochte ich sie viel lieber, als ängstlich. Jetzt konnten wir neu anfangen und diesmal würde ich es nicht versauen. Sophie würde mich aufrichtig lieben, weil sie keine Angst haben konnte, weil sie sich nicht an die andere Seite von mir erinnern konnte. Die Frage war nur, was machte ich jetzt mit Adrian? Gefoltert hatte ich ihn seit Sophies Suizidversuch nicht mehr, denn es hatte mich nicht befriedigt. Damit er nicht starb hatte ich ihn allerdings regelmäßig mit Essen und Trinken versorgt. Nun würde es schwieriger werden, da Sophie nichts mitbekommen sollte. Es wäre möglich, dass sie sich dann erinnern würde, aber zumindest würde sie Fragen stellen, die ich ihr nicht beantworten konnte, ohne sie zu verängstigen. Nach dem Essen lehnte Sophie sich an mich und gähnte. „Na komm, ich bring dich ins Wohnzimmer, da kannst du dich aufs Sofa legen und schlafen“, meinte ich und hob sie hoch. Asha folgte uns und kletterte zu Sophie aufs Sofa, als ich sie abgelegt hatte. „Legst du dich zu mir, Levi?“, fragte Sophie leise und ich schluckte. „Ich sollte noch die Küche aufräumen, aber du brauchst viel Ruhe, deshalb biete mir erst keine Hilfe an“, meinte ich und sie seufzte. „Na gut…“, murrte sie und schloss die Augen. Ziemlich schnell schlief sie ein und ich deckte sie vorsichtig zu, damit ihr nicht kalt wurde.

Dann ging ich in die Küche, machte ein Sandwich und holte noch eine Flasche Wasser, bevor ich mit den beiden Sachen in den Keller ging. „Wie geht es Sophie?“ Wie immer war dies das erste, was Adrian zu mir sagte, wenn ich den Raum betrat. „Sie ist aufgewacht“, antwortete ich und er schaute auf. „Wie sehr soll sie noch leiden?“, fragte er und ich schmunzelte. „Momentan leidet sie gar nicht, sie kann es nicht, da sie nicht mehr weiß, was ich getan habe“, antwortete ich und er sah mich entsetzt an. „Das ist grausam! Du könntest ihr sonst was einreden und sie würde alles über sich ergehen lassen!“, schrie er und ich verengte meine Augen zu schlitzen. „Ich habe die alte Sophie wieder und werde sie bestimmt nicht einfach so wieder zerstören“, knurrte ich und ignorierte alles weitere, was er sagen wollte. Stattdessen zwang ich ihn dazu zu essen, denn ich wollte nicht zu viel Zeit hier verbringen. Endlich konnte ich Sophie wieder in den Arm nehmen, ohne, dass sie mir flüchten wollte, das wollte ich nutzen. Als Adrian endlich fertig mit essen und trinken war, ging ich wieder hoch und räumte die Küche auf.

Sophie schlief noch, als ich fertig war und mich vorsichtig zu ihr legte. Sie grummelte irgendwas und kuschelte sich enger an mich. „Diesmal werde ich mich besser um dich kümmern, das verspreche ich dir“, flüsterte ich und schloss die Augen. Meine Erschöpfung überrannte mich jetzt, da ich wusste, dass Sophie es überlebt hatte und nicht plante, erneut zu versuchen, sich umzubringen. Sie in meinen Armen zu halten war alles was ich wollte. Sophie sollte immer bei mir bleiben und um das zu erreichen würde ich mich ändern. Eine Therapie konnte ich nicht anfangen und sie freilassen ging auch nicht, da ich sie sonst nie wieder sehen würde. „Es wird alles gut werde, Sophie. Das verspreche ich dir. Nie wieder musst du leiden, nie wieder…“, versicherte ich ihr, auch wenn sie mich nicht hören konnte. Sie gab wieder ein Brummen von sich, weshalb ich die Augen öffnete und sah, dass sie sich in meinen Armen umdrehte und ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub. Asha murrte und kletterte auf Sophie um an ihrem Hals weiterzuschlafen. Lächelnd schloss ich wieder die Augen und schlief ein.

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