#Kapitel 41

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Levi POV
Seufzend lag ich in der kleinen Zelle auf dem Bett und starrte die Decke an. Morgen würde ich in die psychiatrische Einrichtung gebracht werden. Sophies Brief lag noch ungelesen neben mir. Ich hatte etwas Angst davor ihn zu lesen, denn ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich hatte Sophie nicht ansehen können, als ich aus dem Saal gebracht wurde, aus Angst Verachtung in ihren Augen zu sehen, weil ich nicht in den Knast musste. Ich war wirklich froh, dass sie keine Konsequenzen zu erwarten hatte, weil sie meinen Vater getötet hatte, aber ich hatte gesehen, dass sie es nicht verstand. Hoffentlich würde sie es aber bald. Sie sollte nicht darunter leiden. Irgendwann griff ich dann doch nach dem Brief, weil ich wissen wollte, nein, musste, was Sophie mir geschrieben hatte. Ich holte ein paar Zettel aus dem Umschlag, die so aussahen, als wären sie aus einem Block gerissen worden. Ich faltete sie auseinander und begann zu lesen.

Lieber Levi,

Ich schreibe diesen Brief, weil ich nicht glaube, dass ich dir sagen kann, was in mir vorgeht. Es tut mir wirklich, wirklich leid, dass ich deinen Vater getötet habe…das wollte ich nicht, dass musst du mir glauben…aber hätte ich es nicht getan, hätte er mich und unser Kind getötet…er wollte mir das gleiche antun, wie meiner Mutter. Ich…ich hätte das nicht ausgehalten…Bitte vergib mir, wenn du kannst…
Weist du…ich habe wirklich Gefühle für dich entwickelt, ich liebe dich, aber ich glaube, dass ich dir nicht gut tue…wenn es wirklich so ist, wie du sagst und du das für mich getan hast…dann sollten wir nicht zusammen sein…denn dann trage ich die Schuld, die du mit den Morden auf dich genommen hast. Ich kann unser Kind nicht töten, deshalb mach dir keine Sorgen, dass ich mich umbringen werde…noch nicht…aber wenn es dir besser geht bist du sicher in der Lage dich so um unser Kind zu kümmern, dass du mich nicht brauchst. Wenn es soweit ist, werde ich mich für immer verabschieden. Ich kann das alles einfach nicht mehr. Es tut mir so leid…Ich hätte gerne mehr Zeit mit dir verbracht…aber ich habe mich ja selbst dagegen entschieden, in dem ich mit Adrian abgehauen bin…dabei hatte ich doch da schon Gefühle für dich, aber es war in dem Moment einfach alles zu viel.

Scheiße Levi, es tut so weh zu wissen, dass du nur wegen mir jetzt in dieser Lage bist…Ich weiß nicht, was du für eine Strafe zu befürchten hast, aber du wirst es überstehen und danach normal weiterleben, auch ohne mich. Du kannst es, das weiß ich. Leider kann ich dir nicht sagen, ob wir uns irgendwann wiedersehen…aber vermutlich wäre es besser wenn nicht, damit du von mir loskommst…du wirst es anders sehen…aber sei ehrlich zu dir. Ohne mich hättest du keinen Grund auch nur einen einzigen Mord zu begehen…deshalb ist es meine Schuld…ich trage die Verantwortung dafür, dass du getötet hast…und jetzt habe ich selbst auch noch getötet…ich verdiene es nicht, weiterzuleben…aber ich kann doch nicht unser Kind mit töten…das hat es nicht verdient…aber ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte…

Es tut mir alles so leid, Levi

In Liebe, deine Sophie

Fassungslos starrte ich auf den Brief, den Sophie mir geschrieben hatte. Sie gab sich die Schuld an allem? Sie wollte sich umbringen, sobald ich in der Lage wäre mich um unser Kind zu kümmern? Das durfte ich nicht zulassen. Fluchend fuhr ich mir durch die Haare. Irgendwie musste ich mit ihr reden, aber wenn sie mich nicht besuchen kommen wollte? „Scheiße!“, fluchte ich laut und schlug gegen die Wand. Ich musste hier raus und zu Sophie, aber wenn ich ausbrach, würde ich doch alles nur verschlimmern. Sophie würde sich nur bestärkt darin sehen, dass sie Schuld an dem war, was ich tat, weil ich besessen von ihr war. Fuck, das stimmte ja auch, aber was sollte ich machen? Ich liebte Sophie und würde alles für sie tun. Wenn sie starb, hatte ich keinen Sinn mehr zu leben. Da ich mir inzwischen doch ziemlich Sorgen machte, dass Sophie sich vielleicht etwas antun würde, hämmerte ich gegen die verschlossene Zellentüre. Irgendjemand musste mich doch hören und konnte Adrian oder sonst wem Bescheid geben, mal nach Sophie zu sehen.

„Was soll denn das? Hör auf so einen Lärm zu machen!“, rief irgendwann ein Wärter und ich ging zurück, als ich hörte wie die Türe aufgeschlossen wurde. „Wie kommst du dazu so einen Lärm zu machen? Es ist mitten in der Nacht“, fragte der Wärter genervt. Sorry, konnte ich ja nicht wissen, ich hatte hier drinnen keine Uhr. Außerdem war Sophie wirklich wichtiger. „Tut mir leid, aber können sie bitte Adrian Milan anrufen und ihn fragen, wie es Sophie Skye geht? Es ist wirklich wichtig, denn es könnte sein, dass sie sich etwas antut“, bat ich eindringlich und der Wärter schnaubte. „Wenn du dann Ruhe gibst“, murrte er und ging wieder. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und fuhr mir mit zwei Händen übers Gesicht. Hoffentlich ging es Sophie gut, aber ich hatte ein ungutes Gefühl. Schon bald konnte ich nicht mehr still sitzen und lief unruhig in der kleinen Zelle auf und ab. Wir lange brauchte der Wärter um einen verdammten Anruf zu machen? So schwer konnte das doch wirklich nicht sein.

Aber vielleicht hatte er mich auch verarscht und würde gar nichts unternehmen. „Sophie, bitte sei vernünftig und tu dir nichts an“, flüsterte ich und ließ meinen Kopf gegen die Kühle Wand sinken. Ich konnte einfach nichts tun. Ich war dazu verdonnert, hier herumzusitzen und zu warten, mehr konnte ich nicht tun und das machte mich wahnsinnig. Sophie durfte nichts geschehen sein, ihr musste es einfach gut gehen. Asha würde bestimmt gut auf sie achtgeben und jemanden holen, falls Sophie sich etwas antat, das hatte sie schon mal gemacht. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich, wie meine Zellentüre aufgeschlossen wurde und ich schaute angespannt zur Türe. Ob es Neuigkeiten zu Sophie waren oder war schon der nächste Tag und ich wurde zu der Einrichtung gebracht?

I will find YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt