#Kapitel 21

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Levi POV (ca. 3 Wochen später)
Sophie erinnerte sich immer noch nicht. Das war gut, sehr gut sogar. Asha hatte es auch nicht geschafft ihr den Keller zu zeigen, einfach weil ich es nicht zuließ. Sie hatte es versucht, aber ich hatte immer einen Weg gefunden Sophie davon abzulenken. Versorgt hatte ich Adrian dennoch. Wenn Sophie schlief oder draußen auf der Terrasse war ging ich mit Essen und Trinken in den Keller. Er verachtete mich dafür, dass ich Sophie so hinters Licht führte, aber ich tat es um sie zu beschützen. Würde sie sich erinnern, dann könnte ich sie überhaupt nicht mehr aus den Augen lassen, weil ich dauernd fürchten müsste, dass sie sich umbringt. Gerade war ich wieder einmal bei Adrian und hielt ihm die Flasche Wasser an den Mund. Seine Hände waren einfach nicht zu gebrauchen, weil seine Arme noch immer gebrochen waren. „Wie geht es Sophie?“, fragte er mich, wie bei jedem meiner Besuche. „Seit ein paar Tagen ist sie immer sehr müde und scheint sich etwas erkältet zu haben, aber das gibt sich schon wieder“, antwortete ich ihm und schloss die leere Flasche Wasser. „Wir sehn uns dann vermutlich morgen wieder“, sagte ich und verließ den Keller. Vorhin hatte Sophie noch tief und fest geschlafen, aber inzwischen war es 14 Uhr und ich wollte jetzt doch noch einmal nach ihr sehen.

Sophie schleppte sich gerade aus dem Bad und sah wirklich fertig aus. Plötzlich wankte sie und kippte zur Seite. Schnell war ich bei ihr und fing sie auf. „Mir…ist so schwindelig…“, wisperte sie kaum hörbar und ich hob sie hoch. Vorsichtig trug ich sie aufs Bett und legte sie unter die Decke. „Das wird wieder, Sophie. Du brauchst einfach nur viel Ruhe“, flüsterte ich und strich ihr über die Haare. „Hoffentlich…“, murmelte sie und wickelte sich fest in die Decke ein. „Was willst du Essen?“, fragte ich sie sanft. „Linsen…“, antwortete sie müde und ich stockte. „Sicher? Du magst doch gar keine Linsen“, hakte ich nach. „Ich hab Lust auf Linsen“, grummelte sie und ich zuckte mit den Schulter. „Wenn du meinst“, murmelte ich und ging in die Küche. Obwohl Sophie keine Linsen mochte hatte ich sie vorrätig, zum Glück, denn ich hätte jetzt nicht nochmal dafür loswollen. Ich bereitete die Linsen zu und kochte noch Nudeln.

Als ich Schritte hinter mir hörte drehte ich mich um und sah Sophie. Sie kämpfte sich die Treppe nach unten und klammerte sich an das Treppengeländer. Leise fluchend ging ich zu ihr und hob sie hoch. „Ich hätte dich doch geholt, sobald das Essen fertig ist“, flüsterte ich und trug sie in die Küche. Ich setzte sie auf einen Stuhl am Esstisch und sie ließ ihren Kopf auf die Tischplatte sinken. Sophie war echt am Ende und so langsam machte ich mir doch Sorgen. Da der Wecker für die Nudeln klingelte ging ich wieder in die Küche, schreckte die Nudeln ab und stellte sie in einer Schüssel auf den Tisch. Teller, Besteck und Gläser deckte ich auch noch schnell. Eine große Flasche Wasser stand immer auf dem Tisch und ich schenkte Sophie ein, denn sie scheiterte daran die Flasche zu öffnen. Schnell ging ich zurück in die Küche und probierte die Linsen. Perfekt. Ich machte den Herd aus und stellte den Topf auf den Tisch.

Skeptisch beobachtete ich, wie Sophie sich ihren Teller mit Linsen füllte. Die Nudeln ignorierte sie vollkommen. Hungrig machte sie sich über die Linsen her und ich runzelte die Stirn. Irgendwie verhielt sie sich seltsam, sie aß nicht einmal Nudeln dazu, aber gut, wenn sie so Lust darauf hatte. „Hast du keinen Hunger, Levi?“, fragte sie mich leise und sah mich fragend. „Doch, alles gut“, antwortete ich und schöpfte mir nun selbst. Sophie zuckte mit den Schultern und aß weiter. Endlich schien sie wieder richtig Hunger zu haben, denn davon hatte man in den letzten Tagen nichts gemerkt.  Nach zwei Tellern nur Linsen war sie satt und lehnte sich zurück. „Lecker…“, murmelte sie und ich schmunzelte. Ich war nach einem Teller satt und räumte dann ab. Sophie schlief schon wieder halb und ich trug sie ins Wohnzimmer. „Du musst doch langsam mal ausgeschlafen sein“, murmelte ich und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Aber ich bin so müde“, brummte sie und drehte sich mit dem Rücken zu mir.

Asha kletterte zu ihr und kuschelte sich dicht an sie. Aus schmalen Augen beobachtete sie mich und fauchte, als ich mich neben Sophie legen wollte. „Was ist denn los? Sonst war das auch nie ein Problem für dich“, fragte ich sie und legte mich trotz ihres Fauchens neben Sophie. Als ich meine Arme um Sophies Bauch legen wollte kratzte Asha nach meiner Hand und ich zuckte zurück. Irgendwas stimmte nicht. Sophie aß plötzlich Dinge die sie eigentlich nicht mochte und Asha war plötzlich auf Krawall gebürstet. „Muss ich dir wieder Manieren beibringen?“, fragte ich sie knurrend. Sie fauchte mich noch immer an und kratzte wieder nach mir. Genervt stand ich auf, packte sie und trug sie nach draußen. Sie biss mich und rannte nach drinnen. Sie versteckte sich unter dem Sofa und ich seufzte genervt. „Benimm dich! Sonst werde ich wirklich wütend!“, knurrte ich sie an und legte mich wieder hinter Sophie. Die Wunden, die Asha mir zugefügt hatte bluteten etwas, aber das war mir gerade egal, ich wollte einfach Sophie im Arm halten. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und nahm ihren Duft auf. Ich war wirklich süchtig nach ihr und es war wirklich wunderbar, dass sie meine Nähe suchte und nicht mehr vor Angst zitterte. „Du bist so schön, Sophie. Ich liebe dich so sehr“, hauchte ich und schloss die Augen. Sophies Körper an meinem fühlte sich so wunderbar an. Sie gehörte zu mir, in meine Arme und zu niemandem sonst. Mit ihr in meinen Armen schlief ich ein.

Sophie lag nicht mehr in meinen Armen, als ich wieder aufwachte. Sofort war ich wach und setzte mich ruckartig auf. „Sophie?!“, rief ich besorgt und stand auf. „Im Bad! Bin gleich da!“, rief sie zurück und ich lief zum Bad. Ich würde nicht zulassen, dass sie ihr Bein zu sehr belastete. Asha lag vor der Türe und sah mich skeptisch an. Genervt verdrehte ich die Augen. Wenn ich nur wüsste was los war. Ich verstand einfach nicht, wo ihr Problem lag. In den letzten Wochen hatte sie doch auch kein Problem gehabt, wenn wir zu dritt auf dem Sofa kuschelten, wieso jetzt so plötzlich? Sophie öffnete die Türe und sah mich erschrocken an. „Ich hab doch gesagt, dass ich gleich wieder da bin“, murmelte sie, bückte sich und hob Asha hoch, welche ihr über die Wange leckte. „Und ich werde dich nicht unnötig durch die Gegend laufen lassen, Sophie. Dein Bein ist noch nicht wieder ganz heil und du sollst es so wenig wie möglich belasten“, meinte ich und hob sie auf meine Arme. Sie schrie leise vor Schreck auf und klammerte sich an mich. Asha fauchte leise und schmiegte sich enger an Sophie. Ich merkte, wie ich wieder anfing eifersüchtig auf Asha zu werden, auch wenn es dämlich war. Sophie würde mich nicht verlassen, das wusste ich, das sah ich ihren Augen. Sie legte ihren Kopf an meine Brust und schloss die Augen. Vorhin nach dem Essen hatte sie wieder etwas Farbe im Gesicht gehabt, aber jetzt sah sie wieder sehr blass aus.

„Lass uns einen Film schauen“, schlug ich vor und sie nickte. Wir setzten uns aufs Sofa, Sophie auf meinem Schoß. Asha rollte sich auf ihrem Schoß zusammen und Sophie kraulte sie. „Welchen Film willst du sehen?“, fragte ich sie und sie sah nachdenklich aus. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, antwortete sie leise und ich nickte. Ich suchte den Film in meiner Mediathek aus und startetet ihn. Sophie kuschelte sich an mich und schaute gebannt dem Film zu. Bei einer etwas traurigen Szene fing sie plötzlich an zu weinen und ich war schon etwas erschrocken. Sophie weinte nicht oft. Normalerweise verbarg sie ihre Gefühle, aber jetzt gerade weinte sie wirklich heftig. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken und schniefte, als die Szene vorbei war. Sie fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht und schaute weiter zu. Sie kicherte ab und zu leise, wenn es lustig war und das war mir lieber als wenn sie weinte. Am Ende des Films drängte sie sich schluchzend an mich und ich hielt sie fest. Sophie war heute wirklich sehr emotional und ich hoffte, dass es morgen nicht mehr so war. Es dauerte ewig, bis sie sich beruhigt hatte und Asha miaute herzzerreißend und kuschelte sich ganz eng an Sophie. So saßen wir noch einige Zeit auf dem Sofa, bis Sophie erschöpft einschlief und auch Asha ruhiger wurde.

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