#Kapitel 43

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Levi POV
Gelangweilt starrte ich an die weiße Decke. Ich war in die Psychiatrie gebracht worden und wartete jetzt darauf, dass irgendwas passierte. Ob es Sophie gut ging wusste ich nicht, dass hatte mir niemand gesagt. Seufzend fuhr ich mir mit zwei Händen übers Gesicht. Ich wollte doch einfach nur wissen, wie es Sophie ging. Wieso sagte mir das niemand? Als die Türe aufging sah ich auf, aber das war nur der Pfleger, der mich auch hier in das Zimmer gebracht hatte. Also legte ich mich wieder hin und starrte weiter die Decke an. „Mr. Villin, es ist Zeit für ihre erste Sitzung bei ihrem Therapeuten Dr. Taylor. Also folgen sie mir bitte“, meinte der Pfleger und seufzend stand ich auf. Lustlos folgte ich ihm in einen Raum in dem ein anderer Mann saß. Lautlos seufzend setzte ich mich auf den unbequemen Stuhl und der Pfleger schloss die Türe wieder. „Mr. Villin, es freut mich sie kennenzulernen. Ich bin Dr. Taylor, ihr Therapeut. Zusammen werden wir an ihren Problemen arbeiten, damit sie hoffentlich bald normal leben können“, erklärte er und ich nickte nur. Mir war es egal, was er laberte, ich wollte einfach nur bescheinigt bekommen, dass es mir gut ging und ich hier rauskonnte, zu Sophie.

„Wie geht es Sophie?“, fragte ich auch direkt, denn ich wollte endlich wissen, wie es ihr ging. „Das kann ich ihnen nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Außerdem geht es hier um sie, also denken sie nicht zu viel über Miss Skye nach“, antwortete er und ich seufzte. Wieso hatte ich mit dieser Scheiß Antwort eigentlich gerechnet? Aber ich durfte nicht ausrasten, sonst würde ich hier nie rauskommen. Ich verstand warum ich hier war, das tat ich wirklich, aber ich war dennoch nicht gerne hier. „Mr. Villin, sie wissen ja wieso sie hier sind und ich wüsste wirklich gerne, wieso sie das getan haben. Ganz sicher wissen sie, dass nichts einen Mord rechtfertigt.“ Innerlich seufzte ich. Das konnten ja angenehme Therapiestunden werden. Die einzige Person, die mir wirklich helfen konnte war Sophie. „Sie haben doch bestimmt meine Akte bekommen, dann wissen sie ja bereits wieso ich das alles getan habe.“ Dr. Taylor seufzte und nickte. „Tatsächlich habe ich die Akte erhalten, aber ich hätte es gerne noch von ihnen gehört. Es ist nochmal etwas anderes, es persönlich zu hören, als es nur zu lesen.“ Ich seufzte leise und lehnte mich in dem Stuhl zurück. „Wie ich es bereits vor Gericht sagte, ich habe die Morde begangen, weil ich Sophie rächen musste. Die 10 Menschen, die ich getötet habe, haben Sophie früher in der Schule gemobbt und um Sophie in Zukunft vor ihnen zu beschützen, habe ich sie getötet. Und ich bereue es nur, dass sie es mitbekommen hat.“ Er sah entsetzt aus.

Alter, du hast doch meine Akte bekommen, da stand das bestimmt drin. Gereizt fuhr ich mir durch die Haare und legte den Kopf in den Nacken. „Belastet es ihr Gewissen gar nicht, dass sie Menschen getötet haben?“ „Nein, nicht wirklich. Ist ja nicht so, als hätten sie es nicht anders verdient.“ Wieder sah mein Therapeut mich entsetzt an. „Jetzt tun sie nicht so überrascht. Sie wussten doch bestimmt wie ich drauf bin.“ Dr. Taylor schüttelte den Kopf und schob seine Brille wieder richtig auf die Nase. „Ihnen ist aber bewusst, dass sie mit dieser Einstellung nie hier rauskommen werden, oder?“ „Ich weiß, ich arbeite ja daran, aber momentan ist meine Meinung eben noch so.“ Schulterzuckend sah ich ihn an. Es wäre zu auffällig, wenn ich jetzt schon einen Meinungsumschwung hätte, deshalb vertrat ich jetzt noch meine Meinung, würde sie aber in den nächsten Therapiestunden langsam ändern. Denn ich wollte definitiv auf keinen Fall ewig hier bleiben. Sophie brauchte mich, ebenso wie unser Kind mich brauchen würde und nur deshalb würde ich bei diesem Spiel mitmachen, auch wenn es absoluter Bullshit war.

„Na gut, ich denke für heute sind wir hier fertig. Morgen oder Übermorgen werden wir die nächste Sitzung abhalten. Sie werden dann wieder von einem Pfleger abgeholt“, erklärte er mir und ich nickte. Innerlich atmete ich erleichtert auf, aber ich zeigte es nicht. Dr. Taylor öffnete die Türe und davor stand der Pfleger, der mich hergebracht hatte. Gelangweilt folgte ich ihm zurück in mein Zimmer und legte mich dort wieder auf mein Bett. Ich hatte erst gar nicht gefragt, ob Sophie mich besuchen durfte, denn wenn er mir schon nicht verriet, wie es ihr ging, dann würde sie bestimmt auch nicht vorbeikommen dürfen. Seufzend fuhr ich mir mit zwei Händen übers Gesicht und starrte die Decke an. Was sollte ich eigentlich tun, während ich keine Therapie hatte? Dumm hier rumliegen? Das konnte ich dann aber auch woanders. Ich seufzte und schloss die Augen. Sofort hatte ich Sophie vor Augen, wie sie mich in der Verhandlung angeschaut hatte. So verzweifelt und gebrochen. Hätte ich ihr doch nur nie meinen Vater vorgestellt, dann wäre es nie soweit gekommen. Ich hatte wirklich nicht gewollt, dass sie sich nun mit diesen Schuldgefühlen herumschlug. Ob ich ihr wohl Briefe schreiben durfte? Ich wollte sie ja schließlich nur beruhigen und ihr nichts antun. Ich beschloss, Dr. Taylor bei unserer nächsten Sitzung einfach zu fragen. Mehr als Nein sagen und mir einen Vortrag halten konnte er nicht.

Hoffentlich kam Sophie zurecht, sie hatte ja schon bei mir ziemlich heftige Stimmungsschwankungen gehabt und wenn sie jetzt alleine war? Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass Adrian sie komplett alleine ließ und Asha war ja auch noch da. Trotzdem machte ich mir Sorgen um sie. Wie sollte ich auch nicht? Sie war schwanger und psychisch angeschlagen. Hoffentlich würde es ihr bald besser gehen, wenn sie jetzt viel Ruhe hatte. Das Abendessen wurde mir aufs Zimmer gebracht und mir war das wesentlich lieber, als mit anderen irgendwo in einem Raum zu sitzen. Ich war nicht hier um Freundschaften oder so zu schließen. Ich wollte nur meine Ruhe bis ich endlich hier rauskonnte. Das Essen schmeckte nicht abgrundtief schlecht, aber es war weit entfernt von lecker. Nachdem das Tablett mit dem Teller und dem Besteck abgeholt worden war, legte ich mich wieder ins Bett und starrte mal wieder die Decke an. Ich hatte hier einfach nichts zu tun, was ziemlich nervig war. Irgendwann ging das Licht aus und ich seufzte. Nicht einmal vorgewarnt wurde man hier, wenn das Licht ausgemacht wurde. Genervt legte ich mich auf die Seite und schloss die Augen. Mit Sophie und ihrem glücklichen Lächeln vor Augen schlief ich dann schlussendlich ein.

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