#Kapitel 28

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Sophie POV
Ich konnte es nicht mehr ertragen. Adrian litt und das nur wegen mir. Und ich befürchtete, dass Levi ihn bald auf eine sehr qualvolle Weise umbringen wird, wenn ich nicht schnell etwas unternahm.  Levi war es egal, dass es mich innerlich zerstörte, Hauptsache ich war fähig das Baby zu kriegen. Als Levi an der Türe stand schlich ich mich in die Küche und holte so leise wie möglich eine Bratpfanne aus dem Schrank. Asha sah mich fragend an, aber ich sagte nichts, sondern bedeutete ihr, still zu sein. Ich sah, wie Levi zurück ins Wohnzimmer ging und ich schlich mich von hinten an. Ohne zu zögern, aber dennoch mit Bedauern schlug ich zu. Mit einem Keuchen sackte Levi zusammen und fiel auf den Boden. Verzweifelt sah ich den bewusstlosen Levi an und ließ die Bratpfanne fallen, die mit einem lauten Knall auf dem Boden landete. Asha miaute leise und strich um meine Beine.

„So, das wär erledigt. Jetzt befreien wir Adrian, sperren Levi in den Keller und hauen ab“, erklärte ich Asha, wobei meine Stimme brüchig klang. Angestrengt zog ich Levi hinter mir her in den Keller. Es dauerte ewig und ich ging nicht sanft mit ihm um. Adrian sah mich ziemlich entsetzt an, als ich den bewusstlosen Levi in den Keller zerrte. „Ich weiß nicht wie viel Zeit wir haben, aber wir können sein Auto nehmen, ein wenig fahren kann ich“, erklärte ich ihm während ich seine Fesseln löste. Er verzog das Gesicht vor Schmerz und es tat mir wirklich leid. Sein Kreislauf schien das aufstehen noch nicht mitzumachen, denn er schwankte ziemlich. Ich stützte ihn, so gut es ging. Die Kellertüre schloss ich ab und wir gingen langsam die Treppe nach oben. Die Kellerschlüssel steckte ich in die Tasche des Pullis, zusammen mit den Autoschlüsseln, die Asha mir brachte. „Sophie, wir können auch die Polizei rufen und hier warten“, keuchte Adrian, aber ich schüttelte den Kopf. „Levi hat Notrufnummern auf seinem Handy gesperrt“, erwiderte ich ihm und er fluchte leise.

„Ich werde nicht schnell fahren…aber ich weiß nicht, ob Levis Vater nicht vielleicht nochmal irgendwann vorbeikommt.“ Adrian erwiderte nichts darauf, aber das war okay. Am Auto angekommen half ich ihm beim einsteigen und anschnallen. Seine Arme waren nicht verheilt und ich wusste nicht, ob er sie jemals wieder normal benutzen konnte. „Sieh mich nicht so mitleidig an, Sophie. Das wird schon wieder“, meinte Adrian und ich seufzte. Ohne noch etwas zu sagen stieg ich auf der anderen Seite ein und schnallte mich an. Glücklicherweise war das ein Automatik Auto, sodass ich keine Kupplung hatte, die ich drücken musste, also reichte mein linkes Bein. Asha legte sich auf meinen Schoß und ich streichelte sie kurz, bevor ich den Motor startete. Anfangs war ich noch etwas unsicher, aber das gab sich mit der Zeit.

Allerdings brauchte ich schon bald eine Pause, weil ich merkte wie die Konzentration nachließ. Ich fuhr also auf einen abgelegenen Parkplatz und machte die Türe auf, damit frische Luft reinkommen konnte. „Sophie, überanstrenge dich nicht“, bat Adrian mich. Traurig sah ich ihn an. „Es ist so schlimm…Levi war die letzten Wochen so liebevoll…und…ich…ich liebe ihn…obwohl er doch so viel grausames getan hat…“, wisperte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. „Ich hab es nicht gewusst…die ganze Zeit habe ich nicht gewusst, dass du da unten bist…er hätte dir so viel antun können, ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können…“, schluchzte ich und schaute auf, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Sophie, mach dir keine Vorwürfe. Du kannst nichts dafür, dass du deine Erinnerungen verloren hast. Aber jetzt hast du mich befreit, ohne dich wäre ich noch immer dort und ich glaube nicht, dass ich es noch lange überlebt hätte“, meinte er sanft. Schluchzend lehnte ich mich an ihn. „Aber nur wegen mir bist du überhaupt in diese Situation geraten…“, widersprach ich ihm und er seufzte. „Du darfst nicht alles immer nur negativ sehen“, meinte er und ich seufzte traurig. „Wenn das vorbei ist machst du deine Therapie weiter, okay? Und wenn du nicht alleine sein willst, können wir uns auch eine Wohnung zusammen suchen“, schlug er vor und ich lächelte etwas. „Das wäre wirklich schön…ich habe Angst alleine zu sein…“, wisperte ich und seufzte.

„Adrian…ist es krank, dass ich das Kind möchte, obwohl Levi der Vater ist und ich nicht freiwillig schwanger bin?“, fragte ich nach einigen Minuten leise. „Es ist deine Entscheidung, niemand darf das kommentieren und wenn du mich fragst, es ist okay. Ich hoffe nur, dass es dich nicht dauernd daran erinnert, was passiert ist“, antwortete er mir. „Ich sehe es eher so, dass ich es geschafft habe das Kind zu retten“, erwiderte ich und setzte mich wieder richtig hin. „Hoffentlich bleibt das bei dieser Sichtweise“, meinte Adrian und ich schluckte. Asha miaute leise und ich kraulte sie. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich keinerlei Essen oder Trinken dabei hatte. Fluchend ließ ich die Stirn auf das Lenkrad sinken. „Was ist?“, fragte Adrian mich und ich erklärte ihm die Situation. „Das ist doch okay. Hauptsache wir sind da endlich raus. Wir schaffen es schon noch“, meinte er optimistisch und ich lächelte. „Hoffentlich…aber wenigstens ist das Auto voll getankt gewesen“, murmelte ich und fuhr mir mit zwei Händen übers Gesicht und durch die Haare. 

„Lass uns weiterfahren. Ich möchte gerne so schnell wie möglich in London sein“, meinte ich nach weiteren Minuten des Schweigens und schnallte mich wieder an. „Ich kann leider nicht fahren, sonst würde ich es dir sofort abnehmen“, entschuldigte Adrian sich, aber ich schüttelte den Kopf. „Schon okay, ich krieg das hin. Zwar werde ich einige Pausen machen müssen und schnell werden wir auch nicht sein, aber wir werden in London ankommen“, erwiderte ich und fuhr vom Parkplatz. Asha lag wieder zusammengerollt auf meinem Schoß und gab manchmal leise Brumm Töne von sich, was irgendwie niedlich klang. Unglücklicherweise landeten wir nach einigen Kilometern in einem Stau. Seufzend lehnte ich mich zurück. Adrian war eingeschlafen. Sein Kopf lehnte an der Scheibe und er atmete ruhig. Lächelnd drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne und streichelte mit einer Hand Asha, welche dies mit einem Schnurren kommentierte. „Du bist auch froh, nicht mehr bei Levi zu sein, oder?“, fragte ich sie leise und sie miaute zustimmend. Lächelnd fuhr ich etwas weiter, als der Stau es zuließ. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die eine halbe Stunde dauerte, löste der Stau sich langsam auf und ich konnte entspannter weiterfahren.

Da ich jedoch wieder eine Pause brauchte, fuhr ich auf einen Parkplatz und parkte dort. Ich fühlte mich etwas steif, deshalb schnallte ich mich ab und stieg aus. Asha blieb auf dem Sitz und beobachtete mich, wie ich mich streckte und dehnte. Erleichtert atmete ich auf. Zwar schmerzte mein rechtes Bein dabei, aber ich versuchte es zu ignorieren. Adrian wachte in der Zwischenzeit auch wieder auf und beobachtete mich nun  ebenfalls. Plötzlich legte mir jemand von hinten eine Hand auf den Mund und trat die Autotür zu. Ich wurde an einen großen, breiten Körper gezogen und ein Arm legte sich um mich, damit ich mich nicht wehren konnte. Alles in mir war wie erstarrt und mir stiegen Tränen in die Augen. „Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“, raunte mir der Unbekannte, hinter mir, ins Ohr.

I will find YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt