#Kapitel 10

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Schreiend wachte ich auf und schaute mich desorientiert um. „Sophie!“, rief Adrian und ich schaute ihn an. Erschrocken keuchte ich auf, denn er saß gefesselt auf einem Stuhl. Wir beide befanden uns in einem dunklen Kellerraum, der mich stark an Levis Keller erinnerte. Ich selbst lag auf einem weichen Untergrund, aber mein Fuß war angekettet. „Adrian…wo sind wir?“, fragte ich leise. „Das weiß ich nicht, ich bin auch eben erst aufgewacht“, antwortete er mir und ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Ich konnte Asha nirgends entdecken und das ließ mich unruhig werden. Plötzlich wurde die Türe geöffnet und ich schaute dorthin. Der Maskierte Mann kam rein und in seinen Armen hatte er Asha, die aber nicht bei Bewusstsein war. Er gab sie mir und ich drückte sie besorgt an mich. „Sie schläft nur, hab ihr wohl zu viel Schlafmittel gegeben“, sagte er nur und schloss dann die Türe. „Ihr fragt euch bestimmt, was das soll, nicht? Ich hatte dich gewarnt, Sophie. Du hättest dich einfach von Adrian fernhalten sollen“, erklärte er kühl und zog den Stimmverzerrer aus. Danach zog er die Maske aus und ich erstarrte. Ungläubig sah ich in die braunen Augen, die mir so vertraut waren.

„Levi…“, wisperte ich fassungslos und spürte, wie mir eine Träne die Wange entlanglief. Er setzte sich neben mich und legte mir eine Hand an die Wange. „Sophie, ist schon gut. Nicht weinen“, flüsterte er und lehnte seine Stirn an meine. Mir entwich ein Schluchzen und er zog mich an sich, sodass ich an ihm lehnte. „Was hast du jetzt vor, Levi?“, fragte ich ihn leise und er spannte sich an. „Adrian wird dafür büßen, Hand an mein Mädchen gelegt zu haben“, antwortete er und ich sah ihn entsetzt an. Ich legte meine Hände auf seinen Oberkörper und sah ihn flehend an. „Tu es nicht Levi, ich bitte dich. Lass ihn einfach gehen“, flehte ich ihn an. „Das geht nicht, er hat mich nun bereits gesehen und selbst auf meine Drohbriefe hat er nicht reagiert. Es ist seine eigene Schuld“, erwiderte er ruhig und stand auf. „Und was hast du mit Asha vor?“, fragte ich unsicher. „Nichts, solange sie sich benimmt und ihr nicht versucht abzuhauen“, antwortete er und ich war etwas erleichtert, dass er wenigstens ihr nichts tun würde. Aber meine Sorge um Adrian blieb. Levi machte keine halben Sachen, das wusste ich. Mein Hirn konnte noch nicht ganz glauben, dass Levi noch lebte, aber er stand vor mir. Konnte ich das nochmal durchstehen? Oder hatte Levi sich sogar geändert? Bei seinem momentanen Verhalten war ich mir sicher, dass er der gleiche war. „Sieh zu, Sophie. Dann wirst du nie wieder auch nur einen Mann überhaupt ansehen“, schnurrte er und ich presste eine Hand auf den Mund. „Levi…tu das bitte nicht…“, flehte ich verzweifelt und er kam wieder zu mir. „Ach Sophie. Ich muss das tun, verstehst du denn nicht? Er wusste, dass er sich von dir fernhalten soll, aber er hat es ignoriert. Auch den Anschlag in seiner Wohnung hat er nicht ernstgenommen, darum ist es richtig so“, erklärte er mir, aber ich schüttelte nur den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein, Levi. Adrian ist viel älter als du, er ist eher eine Art Vaterfigur für mich!“, rief ich und seufzend setzte Levi sich wieder neben mich. „Und? Er war dir dennoch viel zu nahe, das wusste er“, entgegnete ich und ich schüttelte verzweifelt den Kopf.

„Ich werde ihn umbrin…“, fing er an, aber ich unterbrach ihn, indem ich ihn küsste. Ein Teil von mir sträubte sich, ihn zu küssen, aber vielleicht konnte ich Adrian so beschützen. Levi ließ sich auf den Kuss ein und legte mich unter sich. „Ich weiß, was du versuchst Sophie, aber fuck, ich kann dir einfach nicht widerstehen“, murmelte er, öffnete die Kette an meinem Fuß und hob mich hoch. Asha blieb schlafend auf der Matratze, die auf dem Tisch lag, wie ich jetzt sah, liegen. Er verließ mit mir den Raum und schloss die Türe sorgfältig hinter uns ab. Ein wenig Angst hatte ich schon, aber solange er abgelenkt war, konnte er niemandem etwas tun. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, denn ich wollte mich gerade auch einfach nicht umsehen. Ziemlich schnell legte er mich auf einer weichen Matratze ab und nun sah ich mich doch um. Es schien sein Schlafzimmer zu sein, es war wirklich hübsch eingerichtet. Ich lag auf einem großen Bett mit vielen Kissen und einer großen Decke. Levi stand am Ende des Bettes und betrachtete mich. „Sophie, ich hab dich so vermisst“, hauchte er und zog sich das Oberteil über den Kopf. Er war etwas muskulöser geworden und ein wenig machte es mir Angst. Er zog auch noch seine Jeans aus und kam dann zu mir aufs Bett. Hilflos sah ich ihn an und er lehnte seine Stirn an meine. „Du kannst ihn nicht ewig vor mir beschützen, Sophie“, flüsterte er und ich schloss traurig die Augen. „Ich weiß…“, wisperte ich, aber vielleicht könnte Adrian so lange genug überleben, bis Hilfe kam. „Du denkst schon wieder viel zu viel nach“, murmelte Levi und schob eine Hand unter mein T-Shirt. „Du bist so abgemagert, aber keine Sorge, das ändern wir bald“, murmelte er und zog mir das Shirt über den Kopf. Die Augen ließ ich geschlossen, damit ich Levi nicht in die Augen sehen musste, während er sich an mir verging. Eine einzelne Träne lief mir die Wange entlang, aber er bekam es nicht mit. „Ich liebe dich Sophie“, hauchte er und ich verkrampfte mich, als er in mich eindrang.

Eine gefühlte Ewigkeit später ließ Levi von mir ab und legte sich neben mich. Er zog mich an sich, sodass mein Kopf in seiner Halsbeuge ruhte und meine linke Hand auf seiner Brust. Meine rechte Hand presste ich als Faust gegen meine Brust. Seinen linken Arm hatte er um mich gelegt und mit seiner rechten Hand fuhr er mir über die Haare. Mit der großen Decke deckte er uns zu und ich entspannte mich ungewollt, weil es warm wurde. „Schlaf ruhig etwas Sophie, ich bleibe auch hier“, meinte er sanft und mir fielen ungewollt die Augen zu. Recht schnell war ich eingeschlafen und hatte keinen Albtraum.

Der Geruch von heißer Schokolade weckte mich und ich öffnete verwirrt die Augen. Die Schlafzimmertüre stand offen und ich hörte Geräusche aus der Küche. Verschlafen stand ich auf und suchte nach etwas zum anziehen. Die Sachen von Gestern konnte ich nicht mehr anziehen, da Levi sie größtenteils zerrissen hatte. Im Schrank fand ich ein T-Shirt von Levi, welches ich mir überzog. Auch Unterwäsche für Frauen fand ich und ich zog mir einen dunkelblauen Slip an, der mir perfekt passte. Kurz war ich verwirrt, aber vermutlich hatte er es von langer Hand geplant, mich wieder zu entführen. Zögerlich tapste ich in Richtung Küche und sah dort Levi vor dem Herd stehen. Er trug nichts außer eine Boxershorts und erst jetzt nahm ich mir wirklich Zeit, ihn zu betrachten. Dass er muskulöser geworden war, ist mir gestern schon aufgefallen, aber mir fielen erst jetzt die Narben auf, die er hatte. „Guten Morgen, Sophie. Hast du gut geschlafen?“, fragte Levi mich und ich zuckte erschrocken zusammen. Unsicher biss ich mir auf die Lippe und schaute auf den Boden. „Gut…“, wisperte ich. Seufzend kam Levi zu mir und zwang mich ihn anzusehen. „Du bist noch sehr verwirrt“, stellte er fest und strich mir vereinzelte Strähnen hinter die Ohren.

„Diese…diese Narben…sind die…von dem Unfall…?“, fragte ich zögerlich und er nickte. „Ja, ich habe es nur knapp aus dem Auto geschafft, bevor es explodiert ist, aber die Flammen haben mich dennoch teilweise erwischt. Ich habe das Auto gesehen, ich weiß, wieso mich alle für tot hielten, aber dich schien das gar nicht gefreut zu haben“, erzählte er und beschämt senkte ich den Blick. „Du hast sogar den Ring behalten und die Ehe nicht annulliert. Ich muss dir ja noch wirklich viel bedeuten“, raunte er mir ins Ohr und küsste mich zärtlich. Hilflos legte ich meine Hände auf seinen Oberkörper, nicht sicher, ob ich ihn wegschieben oder den Kuss erwidern wollte. „Bald bist du nicht mehr so gespalten, dann wirst du wieder voll und ganz mir gehören“, hauchte er mir ins Ohr und ich unterdrückte ein Schluchzen. „Komm, lass uns frühstücken, du brauchst dringend wieder etwas mehr auf den Rippen, du bist schon viel zu abgemagert“, meinte er sanft und ich nickte nur etwas. „Was ist mit Asha und Adrian?“, fragte ich verunsichert und Levi verdrehte die Augen. „Asha kannst du danach etwas zu essen bringen, aber Adrian bekommt nichts“, antwortete er und ich schluckte. Levi schob mich zu dem bereits gedeckten Tisch und zwang mich auf dem Stuhl Platz zu nehmen.

„Iss bitte Sophie, ich will dich nicht zwingen müssen“, murmelte er und zögerlich griff ich nach einem warmen Brötchen. Ich schnitt es auf, belegte es mit Käse, klappte es wieder zusammen und biss rein. Zufrieden belegte Levi sich selbst ein Brötchen mit Wurst und schenkte sich einen Kaffee ein. Eine dampfende Tasse mit warmen Kakao stand neben meinem Teller und ich nippte daran, als ich mein Brötchen gegessen hatte. Levi beobachtete mich, was mich ziemlich verunsicherte. Wie krank war ich eigentlich? Ich saß hier in Seelenruhe, frühstückte ganz normal nachdem er mich gestern vergewaltigt hatte und nicht weit weg Asha und Adrian gefangen hielt. Levi schein zu merken, wo meine Gedanken waren, denn er stellte seine Kaffeetasse seufzend weg. „Asha kannst du aus dem Keller holen, aber wenn sie mich angreift gibt es Ärger“, stellte er klar und ich nickte dankbar. Wenigstens Asha konnte ich beschützen und für Adrian fiel mir sicherlich auch noch etwas ein. „Bring du Asha ihr Essen, ich räume hier auf“, meinte er und reichte mir einen Schlüssel. „Bevor du etwas versuchst, der Schlüssel ist nur für die Türe, nicht für Adrians Fesseln“, sagte er und ich nickte zögerlich, als Zeichen, dass ich verstanden hatte. Aus einem Schrank holte ich Ashas Futter, welches Levi besorgt hatte, und füllte es in einen der Beiden Näpfe, die er auf die Theke stellte. In den anderen fühlte ich Wasser und trug es dann in den Keller.

Adrian schaute auf, als ich den Raum betrat und ich sah ihn traurig an. Es tat mir weh, ihn so zu sehen, vor allem, weil ich wusste, dass es meine Schuld war. Asha miaute leise und ich stellte die Beiden Näpfe neben sie auf die Matratze. Traurig streichelte ich sie, während sie sich hungrig über ihr Futter hermachte. „Was hat er dir angetan, Sophie?“, fragte Adrian mich leise und ich drehte mich zu ihm um. „Was wohl?“, wisperte ich und schaute auf den Boden. „Ich…ich darf dir nichts zu essen bringen…und ich habe leider nicht die Schlüssel für deine Fesseln“, entschuldigte ich mich leise. „Mach dir keine Gedanken darüber, Sophie. Ich bin in Ordnung, kümmere dich um dich“, erwiderte er und ich schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich werde dich hier rausholen, versprochen, halte nur solange durch“, bat ich ihn leise. „Wie willst du das anstellen, Sophie?“, fragte er mich. „Ich weiß es nicht…“, wisperte ich traurig. „Sophie!“, rief Levi und erschrocken flog mein Blick zur Türe.

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