78 - Stop smiling

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JIMIN

Mit schmerzenden Augen erduldete ich die Stille der Hölle. Ich war gerade mal ein paar Stunden hier drinnen, wenn nicht sogar fast schon einen Tag. Doch meine Mutter, war einen ganzen Monat hier drinnen und sie schien nicht verrückt geworden zu sein. Doch, diese Gefühle in mir, voller Schuld und Trauer ihr gegenüber, folterten mich beinahe, was mich verrückt werden ließ. Ich saß hier, vor ihren Augen, die sie nicht einmal von mir abgewandt hatte und ließ mich von meinem eigenen Kopf quälen.

Mein Mund wurde langsam rau, wodurch ich schon fast gezwungen war, meine eigene Spucke, als Wasser zu ersetzten, was nach einiger Zeit beim schlucken weh tat. Ebenfalls, tat mein Kopf nach wie vor weh. Keine Ahnung, ob es der Knall auf der Tischplatte war, der immer noch anhielt oder die Kopfschmerzen, die ich vom stummen vor mich hin weinen bekam. Oder auch einfach beides, ich wusste schon selbst nicht mehr, was Sache war.

„Ich..", fing ich an, wodurch meine Mutter hellhörig wurde und sich aufrecht hinsetzte. „Ich hab einen..Freund, er heißt Yoongi", sprach ich, doch meine Stimme brach am Ende hin ab. Wenn wir schon hier unten festsaßen, wollte ich ihr wenigstens das erzählen. „Er ist toll. Er ist..Rapper und er kann Klavier spielen, er ist ziemlich gut darin. Ihr könntet ja mal zusammen spielen", lachte ich leise, während meine Mutter mir ein kleines Lächeln zuwarf.

„Dann ist da noch Dalia, sie kümmert sich um das Haus. Ihr..ähnelt euch ein bisschen", gab ich zu und grinste schwach. Meine Mutter lachte. „Wir sind uns ähnlich?", fragte sie, ich nickte. „Du wirst Sie sehr mögen, wenn ihr euch erst einmal kennenlernt." Nachdem unsere beiden lächelnden Gesichter verschwanden, kehrte erneut Stille ein. Doch, ich versuchte das zu vermeiden, ich konnte nicht noch mehr Vorwürfe in meinem Kopf ertragen.

Ich wollte meinen Mund öffnen, etwas sagen, was ich gerade so noch zusammenreimen konnte, doch da betrat schon jemand den Raum. „Wie geht's denn meiner liebevollen Familie?", hallte seine Stimme mit diesem sarkastischen Ton, der mich ekeln ließ, durch die Stille. Er blieb vor dem Käfig stehen und musterte meine Mutter, die ihn nur böse anfunkelte.

Mit schüttelndem Kopf zischte er lächelnd, ehe er auf mich zukam und sich vor mir hinkniete. Er kniff mir mit seinen Fingern in die Wange und fing an, mich mit dem hässlichsten Lächeln, das ich je gesehen hatte, anzusehen. Doch das verschwand, als sich Spucke in meiner Mundhöhle bildete und ich druck in Richtung seines Gesichtes ausübte, was ihn zurück taumeln ließ und sich mit der Hand durchs Gesicht wischte. Schon fast geschockt von mir selber, breitete sich leichte Panik in mir aus.

Er drehte sich um seine eigene Achse und sah mich von oben an, holte mit seiner Hand, mit der er sich zuvor durchs Gesicht gewischt hatte, aus und hinterließ ein lautes Klatschen auf meiner Wange. „Jongdae!", rief meine Mutter aufgebracht, die sich mittlerweile an die Gitterstäbe gestellt hatte und diese so fest hielt, dass ihre Knöchel weiß wurden und man denken könnte, sie wäre kurz davor, sie aus ihren Löchern zu reißen. Doch, er schüttelte seine Hand in der Luft und sah mich warnend an. Schließlich entfernte er sich wieder von mir, lief zu meiner Mutter und sah sie ausdruckslos an, was fast schon einem Wettkampf ähnelte.

Doch, plötzlich griff er durch die Stäbe und zog sie an ihren Haaren zu sich hin. Ein gedämpfter Klang ertönte und sie fing an zu weinen. „Bring deinem Sohn mal gute Erziehung bei", sagte er abwertend und ließ sie mit zitternder Hand wieder los, so doll hatte er sie gepackt und ließ uns wieder allein.

Sie fasste sich an ihren Ansatz, während ihre braunen, langen Haare ihr ins Gesicht hingen und es somit verdeckten. Ich hatte still zugesehen, meine Augen, die langsam Ruhe gefunden hatten und meine Wangen, die endlich getrocknet waren, wurden erneut mit salzhaltigem Wasser überzogen. Ich konnte nichts tun, ihr nicht helfen oder sie trösten, ihr Mut oder Hoffnung geben, so wie sie es mit einem Lächeln versuchte, dafür fehlte mir die Kraft und die Worte für diese Situation.

„E-om-ma", brachte ich irgendwie heraus, doch sie hob nur die Hand, als wäre es nicht nötig, etwas zu sagen. Sie schniefte einmal, atmete ruhig aus und fuhr sich die Haare aus dem Gesicht. Ihre Stirn war rot geworden, sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und setzte sich langsam auf den Boden. Traurig sah ich sie an. „Mir geht's gut", brachte sie hervor und versuchte, ein Lächeln auf ihre Lippen zubringen. „Hör auf zu lächeln. Ich weiß, dass du es nicht willst", sagte ich leise, denn sie zwang sich dieses seit Stunden auf, dabei wusste ich, dass ihr nach lautem weinen zu Mute war. „Ich wünschte, dein Vater wäre noch hier", gab sie zu und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. Dieser Gedanke, dass sie seit einem Jahr alleine weinte und trauerte, wollte ich einfach nicht realisieren.

Und das mein Vater tot war, erst recht nicht.

𝐅inally 𝐇appy? 𝐲𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt