72 - I love you

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JIMIN

Weiterhin sah ich ihn mit stummen Blick an, als er mein Handy ausschaltete und es vor uns auf die Matratze legte. Er richtete sich richtig auf, nahm mein Gesicht in seine Hände und wischte sanft die Tränen aus diesem. Ich wollte ihn ausfragen, doch ich hielt mich zurück, da es sich nach wie vor falsch anfühlte. „Tut mir leid, ich sollte nicht weinen", gab ich mit leiser Stimme hervor, Yoongi schüttelte den Kopf.

„Ich wollte nicht, dass du es so erfährst", kam es von Yoongi und die Stille die sich zwischen uns gebildet hatte, schien bedrückend. „Du wolltest es mir erzählen?", fragte ich und sah ihn mit großen Augen an, er nickte. „Ja, aber ich wusste nicht wann und wie ich es dir sagen sollte. Ich wollte dich nicht verschrecken."

Erneut sah ich ihn still an, überlegend die Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. „Hast..du sie noch?" Diese Worte kamen so leise aus meinem Mund, dass ich zuerst dachte, Yoongi hätte sie nicht gehört. „Nicht mehr so stark wie früher, mir geht es heute gut, Jimin, wirklich." Traurig sah ich ihn an. „Ich habe Therapie gemacht, ich hab Musik gemacht, die mir sehr geholfen hat. Ich habe keine solcher Gedanken mehr." Schwach lächelte er mir entgegen.

„Das hat damals alles angefangen, als ich in die Musikszene eingestiegen bin. Ich-" Ich unterbrach ihn, als ich verstand, was er mir gerade erzählen wollte. „Yoongi, du musst mir das nicht erzählen. Es geht mich nichts an. Tut mir leid, dass ich den Beitrag gelesen habe." Schuldbewusst sah ich ihn an. „Es ist okay, Jimin. Ich möchte dir davon erzählen, wenn wir schon gerade davon reden. Du bist mein Freund, ich will, dass du über mich Bescheid weißt. Auch, wenn es meine dunkelsten Geheimnisse sind." Ich schluckte und nickte ergebend.

„Ich wurde in der Schule nicht gerade dafür supportet, als es irgendwie die Runde gemacht hatte. Ich wurde schief angesehen, man gab mir bescheuerte Spitznamen und einmal kam es sogar vor, dass man mir mein Handy wegnahm, welches einige Daten darauf hatte und zerstört wurde", geschockt sah ich ihn an, doch unterbrach ihn nicht.

„Damals war ich etwa vierzehn, doch das zog sich weiter über Monate und irgendwann habe ich die ersten Anzeichen bemerkt. Ich verlor die Lebenslust, mein Selbstwertgefühl sank in den Keller, ich schlief den ganzen Tag und sperrte mich eines Tages im Studio meines Vaters ein, als er für einen längeren Zeitraum ausser Haus war. Ich verbrachte mehrere Wochen da drin, meisten saß ich auf dem Stuhl und starrte vor mich hin, bis ich zu schreiben anfing und das hatte mich so glücklich gemacht, dass ich diesen Raum nie wieder verlassen wollte." Er stoppte und holte tief Luft. „Du hast bestimmt den ganzen Beitrag gelesen, richtig?"

Ich nickte zaghaft, in der Angst ihn zu verärgern oder wie jemand, der seine Nase in private Sachen hineingesteckt hatte und sich nun schuldig fühlte. Ich wartete, bis er es mir von selbst sagte, er sollte sich wohl dabei fühlen, wenn er mir weiter seine Vergangenheit anvertrauen würde. Ich würde warten, egal wie lange es dauern würde. „Ich..war kurz davor, sehr kurz davor, aber ich hab es nicht getan, zum Glück." Mein Atem wurde ungleichmäßig, ein Schock fuhr durch meinen Körper, doch ich versuchte an mir zu halten und nicht auszuflippen. Der Gedanke, wie Yoongi sich damals fühlen musste, war unbeschreiblich.

„Ich bin auch durch diese Zeit gegangen, in der mein Vater viel von mir erwartete. Gute Noten in der Schule, gute Ergebnisse in der Karriere. Doch, als meine Mutter merkte, dass irgendwas nicht stimmte, hatte sie mich zur Seite genommen und mit mir geredet. Ich hatte mich ihr anvertraut, denn die Suizidgedanken haben mich dazu getrieben. Sie meldete mich auf meinen Wunsch bei einer Therapie an und sie hat teilweise wirklich geholfen, doch die Musik nebenbei hat mich, als extra noch dazu unterstützt. Aber das ist schon einige Jahre her und heute fühle ich mich glücklicher, als je zuvor. Durch dich fühl ich mich vollkommen."

Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er sich mir nährte und mir die Wörter, die mein Herz flattern ließen, zugeflüstert hatte. „Weine nicht", sagte er und strich erneut durch mein Gesicht. Ich hatte die Tränen nicht einmal bemerkt, so vertieft war ich in seiner Erzählung.

„Ich liebe dich", sprach ich meine Gedanken laut aus und ließ ihn keine Sekunden aus den Augen. Er öffnete seinen Mund, seine Augen vergrößerten sich und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, eines der schönsten, die ich je gesehen hatte. „Ich liebe dich, Yoongi", sagte ich erneut, als hätte er Schwierigkeiten, mich zu verstehen oder ich es gerade zum ersten Mal sagte, er sollte sich an meine Worte erinnern. Er sah mich in dieser ruhigen Stimmung an, als würde er mein Geständnis sacken lassen, weil es ihn aus der Bahn geworfen hatte.

Ich wartete auf seine Gegenantwort, doch die gab er mir, indem er sich zu mir lehnte und dafür sorgte, dass unsere Lippen sich berührten. Seine Hände rutschten von meinen Wangen zu meinen Nacken und hoch zu meinen Haaren, an denen er mich weiter zu sich drückte. Das mulmige Gefühle hatte sich in ein angenehmes Kribbeln verwandelt, so viele Gefühle waren in dem Kuss, die mir Yoongi versuchte zu übermitteln. Der Kuss endete langsam, er drückte mir noch einen letzten auf, ehe wir unsere Augen öffneten.

„Ich liebe dich auch, Jimin."

𝐅inally 𝐇appy? 𝐲𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt