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JIMIN

„Okay, ich sollte mich langsam auf den Weg machen", sagte ich mit einem sanften Lächeln, während ich die Badezimmertür schloss und auf Yoongi zuging, welcher schmollend seine Hand nach mir ausstreckte. „Ich will nicht, dass du gehst", sagte er, sah mich an und ich ergriff seine Hand. „Ich will ja auch nicht, aber die Besuchszeit ist schon vorbei. Außerdem will ich nicht riskieren, rausgeschmissen zu werden", lächelte ich, um uns beide irgendwie aufzumuntern, was schwerer, als gedacht war. „Und du brauchst Ruhe." Ich wollte, dass Yoongi erst an sich dachte, er war immer hin frisch operiert worden. Auch war die Polizei nochmal hier, um unsere Aussagen aufzunehmen, was aber nicht allzu lange dauerte.

Also ging ich auf ihn zu, lehnte mich zu ihm vor und drückte ihm einen Kuss auf, während er über meine Arme strich. Wir beendeten ihn schnell, ich entfernte mich von ihm und sah ihn etwas gedankenverloren an, ehe ich sanft lächelte. „Okay, ich gehe", flüsterte ich und wollte mich wieder aufstellen, als Yoongi mich an einem Arm festhielt. „Ich hab das Gefühl, dass dich irgendwas noch bedrückt", sagte er plötzlich und sah mich ruhig an.

Meine Augen waren von der plötzlichen Bewegung und seiner Aussage geweitet. Sah man mir das an? Dabei war ich die Ruhe in Person gewesen. Beruhigend lächelte ich und legte eine Hand auf seine Brust. „Mir geht's gut", antwortete ich nur daraufhin. Ich war wirklich gerührt, dass er es bemerkte, aber ich hatte Angst, es würde im hier und jetzt alles einbrechen und das wollte ich ihm diesmal ersparen, jetzt gerade, wo er zur Ruhe kommen sollte.

Er sah mir tief in die Augen, wandte seinen Blick nicht ab und hoffte darauf ein Wort aus meinem Mund zu hören. Ich musste nur ein was sagen, er würde mich nicht gehen lassen und versuchen mir zu helfen. Ich schätzte das sehr und ich liebte diese Seite an Yoongi, die Seite in der er bei jedem Schritt fürsorglich war und ein Auge auf mich hatte. „Willst du darüber reden?", durchbrach er die Stille und sein Blick begann immer bedrückender zu werden, was ein Kribbeln hinter meinen Augen verursachte und ich mich neben Yoongi auf die Matratze sinken lies und ihn ansah. Ich fing an, mich erbärmlich zu fühlen, fast schon wie an dem einen Abend, an dem Yoongi mich getröstet hatte, als ich ihm von meiner Mutter erzählte.

Ich fühlte mich emotional Verwundbar mir selbst gegenüber, diese Trauer ein weiteres Mal in mir zu tragen, begleitet von Wut, die ich auf mir selbst und meinem Onkel spürte, der ein Teil meiner Familie war und uns so hinter gegangen hatte, dass er seinen eigenen Zwillingsbruder, durch seine Hand sterben ließ und so weiter machte, als hätte es ihn nicht gegeben, als wäre es gerecht gewesen.

Das ich ihn nicht erkannt hatte, dabei hatte ich gespürt, dass etwas anders war. Seine Art zu reden, sein Verhalten. So war mein Vater nie gewesen. Er akzeptierte, alles was ich tat, unterstütze mich bei allem und führte mich zu neuen Dingen, die ich lieben lernte. Damals dachte ich, er hätte sich wegen des Scheintodes meiner Mutter verändert, aber es war eine andere Person, dass komplette Gegenteil eines guten Menschen.

Ich spürte eine behutsame Berührung, die über meine Wange tanzte, was mich aus meinen Gedanken riss und ein salziger Geschmack hinterließ eine Spur auf meiner Lippe, die durch mein Schluchzen, meine Zungenspitze berührte, schmeckend nach Verbitterung. Ich hatte angefangen zu weinen, ein weiteres Mal hatte ich angefangen zu weinen und das vor Yoongi.

Ein weiteres Mal, hatte ich ihn aus der Ruhe gebracht, die er sich doch so deutlich verdient hatte und brauchte. Ich hatte nicht geschafft, mich zusammenzureißen, nicht gewartet bis ich das Zimmer verlassen hatte, vor der Tür in mich gekehrt wäre und in seiner Abwesenheit angefangen hätte, den nutzlosen und unbrauchbaren Damm, der alles in mir zurückhielt, zu brechen.

„Mein V-Vater..ist tot", flüsterte ich ungläubig, als müsste ich diese Aussage in den Raum werfen, um es zu glauben, als wüsste ich es nicht selbst schon. Ich schmeckte immer mehr salziges Wasser, was ich mit Leichtigkeit runterschluckte, doch bei der immer mehr werdenden Menge zweifelte ich daran, nicht zu ersticken. „E-Er ist t-tot", gab ich ein weiteres Mal von mir, in der Hoffnung, überzeugt zu werden, was garnicht nötig war, denn meine Augen und mein Kopf sprachen für sich. Ich saß da, wie versteinert und ließ den Schmerz und die Enttäuschung über mich ergehen.

Plötzlich zischte jemand auf, die Bettdecke raschelte und die Matratze drückte sich nach unten. Dann umfasste er mein Handgelenk und wollte mich zu sich führen, doch ich stand langsam auf und sah ihn verwirrt an. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht aufhalten. Ich geh dann, in Ordnung?", sagte ich schnell und sah auf Yoongi, welcher keine Anstalten machte, mich loszulassen und ernst musterte. „Ich will, dass du heute hier bleibst", ignorierte er mein Vorhaben und zog sanft an meinem Arm. „Yoongi, du musst dich ausruhen.

Meine Mutter holt mich und ich schlafe bei Taehyung. Es ist okay", sprach ich weiter und wollte ihn einfach nicht weiter belasten, dennoch ließ er nicht locker. „Ich kann dich nicht so gehen lassen und dabei friedlich schlafen", flüsterte er schon fast. „Jiminie", fügte er hinzu und ich schluckte. Wollte er das wirklich auf sich nehmen?

Wie, als würde mich jemand von hinten nach vorne drücken, trugen mich meine Beine zu Yoongis Matratze. Er deutete neben sich und zögernd legte ich mich neben ihn. „Ich kann auf Schlaf verzichten. Also, schäme dich nicht, mit mir zu reden. Ich werde solange wach bleiben und dir zu hören, bis du dich besser fühlst", flüsterte er und ich versuchte alles, was mir auf dem Herzen lag verstehend rauszubringen.

Und Yoongi hatte mir die ganze Zeit zugehört.

𝐅inally 𝐇appy? 𝐲𝐨𝐨𝐧𝐦𝐢𝐧 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt