Wieder in London

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Ich öffnete das Tor und ging durch die unzähligen Reihen von Grabsteinen und Kreuzen. Ganz hinten am Ende stand einer der wenigen weißen Grabsteine dieses Friedhofes. In der Erde waren viele Blumen eingepflanzt und ein Foto meiner Eltern stand zwischen ihnen. Sie hielten sich lächelnd im Arm. Ich begann wieder zu weinen und legte weitere Blumen auf das Grab. "Frohe Weihnachten" sagte ich und schniefte. Irgendwann legte jemand von hinten den Arm um mich. "Frohe Weihnachten", sagte Ava. "D-dir a-auch.", sagte ich mit zitternder Stimme. "Es war genau heute vor einem Jahr. Ungefähr jetzt um diese Uhrzeit habe ich den Brief geöffnet. Es fühlt sich an wie damals. Manchmal frage ich mich wieso. Es gibt so viele andere Muggel. Wieso denn unbedingt sie? Warum nicht wer anders?", schluchzte ich weiter. Ava reichte mir ein Taschentuch. Auch sie weinte ein bisschen. Langsam führte sie mich vom Friedhof herunter zu Mr. und Mrs. Finnigan, die vor dem Tor warteten. Wir fuhren nach Hause. In mein richtiges zu Hause. Ava ging mit mir nach oben in meine Wohnung. Eine Schicht Staub lag auf den Oberflächen, aber es roch immer noch wie vor einem Jahr, als ich das letzte Mal hier war. Meine Freundin ging wieder nach unten und ließ mich allein. Im Wohnzimmer setzte ich mich auf das Sofa. Neben dem Fenster stand der Sessel meines Vaters. Eigentlich hätte er jetzt in einer anderen Ecke stehen sollen, denn da wo er jetzt stand, stand normalerweise der Tannenbaum. Eigentlich hätten Dad und ich ihn gestern geschmückt. Heute Morgen wären wir in der Kirche gewesen und jetzt hätten wir die Geschenke ausgepackt. Ich spürte wieder die Leere in mir. Ich würde alles dafür geben um jetzt am Esstisch zu sitzen und die neuen Sachen auszuprobieren. Irgendwann hörte ich auf zu weinen und verließ meine Wohnung und ging nach unten zu den Finnigans. Während ich an der Tür klingelte, fragte ich mich, wie das denn jetzt weiter gehen sollte. Ich könnte ja nicht ewig nur an Weihnachten nach London kommen und nur einmal meine Eltern besuchen.
Avas Mutter öffnete mir die Tür. Sie bat mich herein und ich ging ins Wohnzimmer. Dort saßen meine Freundin und ihr Vater auf dem Sofa. Sie hielten eine Bedienungsanleitung für ein neues Spiel in den Händen. Als ich eintrat schauten sie auf. "Ich muss mit euch reden.", begann ich. "Ich bin das ganze Jahr über in Hogwarts und kann nur in den Ferien hier nach London kommen, was bedeutet, dass ich die Wohnung nicht sauber machen kann und das Grab nicht bepflanzen und ordentlich halten kann. Da ihr die einzigen seid, zu denen ich hier noch wirklich Kontakt habe, wollte ich euch bitten, ob ihr euch vielleicht ein bisschen darum kümmern könnt. Ich kann es verstehen, wenn ihr jetzt nein sagt, weil es euch zu viel Arbeit macht. Ich wäre euch wirklich nicht böse." Avas Mutter schaute mich an. Sie sagte: "Du 'ast es vor'in am Fried'of selber gese'en, dass das Grab gepflegt und ordentlisch war. Isch war jede Woche dort. Isch dachte, dass es dir rescht wäre. In der Wohnung war isch nischt, weil isch dachte, dass da 1. eh niemand reinkommt und 2. du das alles als Erinnerung be'alten willst. Aber wenn du das möschtest, kann isch gerne mal 'ochkommen und Staub wischen oder Fenster putzen." - "Danke", war das einzige was ich sagen konnte, denn in diesem Moment klingelte es. Ava stand auf und ging zur Tür. Sie brachte einen Mann mit, der mir nicht so unbekannt war. Neville schaute im Raum herum. Sein Blick blieb an Avas Vater hängen. "Seamus?", fragte er ungläubig. "Seamus mein alter Freund bist du es wirklich? Lass dich drücken! 20 Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen. Schau hier: Meine Frau Hannah und meine Tochter Elena. Du hast auch Familie, seh ich." - "Neville du hast dich ja kaum verändert. Ja ich habe Tochter und Frau. Darf ich vorstellen: Heloïse, meine wunderbare Frau, ein Fang aus dem 4. Schuljahr. Weißte noch? Die Französinnen beim Turnier? Und das ist meine Tochter Aveline. Kurz Ava. Ich glaube Flo kennst du schon, oder? Beste Freundin von Ava. Wie klein die Welt doch ist. Wie ist Hogwarts so nach allem was damals passiert ist?" - "Also natürlich gibt es ein paar neue Lehrer, aber sonst ist es eigentlich nicht wirklich viel verändert. Wir müssen jetzt aber los. McGonnagall erwartet alle Hauslehrer um 6 Uhr in ihrem Büro. Wir schreiben , okay? Kommst du Flo?" - "Okay. Ich schick dir ne Eule. Wir sehen uns." Ich verabschiedete mich von allen, wir apperrierten nach Hogsmeade und gingen von dort aus zum Schloss. Dort ließ ich mich zusammen mit Elena in eines der gemütlichen Sofas plumpsen und wir redeten über alle Möglichen Dinge. Zwischendurch brachten uns ein paar Hauselfen Kekses vorbei. Irgendwann wurde dann Abend. Heute Nacht schlief ich wieder im Gryffindor Schlafsaal. Ich hatte total vergessen, dass Ava eigentlich Aveline hieß. Seit ich sprechen konnte, nannte ich sie Ava. Was man über die Zeit so alles vergaß...

Love in Hogwarts ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt