Mein Herz pocht so unglaublich schnell und ich habe Angst, einfach nur blanke Angst.
Eben noch war das asiatische Mädchen da gewesen und im nächsten Moment ist sie verschwunden. Jetzt jagen mich eine reihe von Männern mit Waffen durch einen tschechischen Wald, während ich versuche, mich irgendwo zu verstecken.
Ich habe die Vermutung, dass sie wegen meines grellen Bademantels denken, dass ich eine der Mädchen bin, die für reichlich Geld verkauft werden und dann als Sexarbeiterinnen in Bordellen arbeiten müssen. Doch das bin ich nicht. Ich bin nur eine einfache Jugendliche, die da in etwas ganz komisches hereingerutscht ist und eigentlich nicht in diese kriminelle Welt gehört.
Ich renne in den nahen Wald hinein, denn mir bleibt kein anderer Ort, um mich zu verstecken. Überall ist sonst nur offenes Feld und frei Flächen, doch in den Bäumen sollte ich, zumindest für kurze Zeit, ein wenig Schutz zu können und über meine weitere Flucht nachzudenken.
Es nicht ganz einfach auf dem vom Regen aufgeweichten Boden halt zu finden und vorwärts, geschweige denn schnell, voranzukommen. Immer wieder verliere ich den halt, rutsche aus und falle wieder hin, nur um aufzustehen und weiter zu laufen.
Ich schlitterte einen kleinen Hügel hinab, und viel die letzten Meter in das nasse Laub, das ab Fuße lag. Hinter mir höre ich die lauten Schritte und wütenden Stimmen, die mich weiter verfolgen.
„Стоять!, höre ich hinter mir, ich verstehe nicht und laufe weiter, bis ich zu Boden gerungen werde. Mein Gesicht landet in nassen Blättern und wird hart in den feuchten Waldboden gedrückt, sodass ich nicht sehen kann, wer mein Angreifer ist. Ich spüre, wie jemand Schweres sein Knie in meinen Rücken drückt. Ich bekomme schwerer Luft und versuche mich aus dem Griff der Person zu winden, doch diese reißt mir brutal die Arme nach hinten und fesselt mich mit Handschellen.
„Los lassen!", versuche ich zu sagen, doch meine Worte sind im feuchten Waldboden nur schwer zu hören.
Man reißt mich an den hinter dem Rücken zusammen gebunden Armen hoch, sodass ich meine Schulterblätter deutlich hervortreten fühle.
„Wenn du noch mal weglaufen, ich dich erschießen werde!", sagt die Person mit tiefer und rauer Stimme in gebrochenem Englisch hinter mir und ich kann den Lauf einer halbautomatischen Maschinenpistole an meinem Rücken an der einen Seite erkennen. Nicht nur der Pistole wegen wollte ich ihm nicht widersprechen und weitere Fluchtversuche wagen, sondern auch, weil er so aussah, als wäre mit ihm nicht gut Kirschen essen, sofern man sich gegen ihn richtet. Zudem denke ich, dass man dieses „Missverständnis" ganz leicht klären kann, wenn sich meine Eltern einschalten würden.
Ich halte nicht viel, besser gesagt, gar nichts von ihnen, dennoch scheint es den Eindruck zu machen, dass sie sich doch ein wenig zu sorgen zu scheinen, zumindest der absolut verrückten und haarsträubenden „Rettungsmission" meiner Mutter zu urteilen.
„Ich würde gerne mit meinen Eltern sprechen, das Ganze hier handelt sich nur um ein Versehen nehme ich an", versuche ich den Riesen zu überzeugen, der mich gerade wieder in Richtung der Anlage schleppt, doch dieser hat offenbar kein Verständnis für irgendetwas.
„Klappe, Schlampe", murrt er und zieht mich ohne große Mühen weiter voran.
„Was passiert jetzt mit mir?", versuche ich es weiter.
Er lässt mich in den Dreck fallen und drückt mein Gesicht stark mit der Sohle an meinem Hinterkopf in den Schmutz.
Er beugt sich zu mir hinunter und schreit mich an.
„Wenn ich sage du still, dann du still, ja?!"
Ich will nicken, doch er hat zu viel Kraft in dem Tritt.
„Steh auf!", brüllt er weiter und ich kämpfe mich mit Mühe auf die Knie, von wo er mich hoch zieht und den Hügel hinauf schleift.
Langsam kommt wieder der Flughafen mit seinem umliegenden Gebäuden und Häusern in Sicht. Überall laufen Menschen herum, die über den tosenden Lärm der startenden und landenden Maschinen hinwegrufen müssen. Während aus einem Flugzeug mehrere junge Mädchen in ähnlicher Bekleidung wie meiner aussteigen sehe, werden auf der anderen Seite des Flugplatzes ein paar verängstigt wirkende Gestalten in einen alten Frachter gescheucht, um von da aus vermutlich an britische, deutsche, dänische oder französische Bordelle verkauft zu werden und dort dann Männern ihre Wünsche zu erfüllen.
Mir ist es schleierhaft, wie meine Eltern hier arbeiten können, ohne von ihrem schlechten Gewissen aufgefressen zu werden. Und obwohl ich hier nicht sein will, obwohl ich es allen Leuten hier über nehme, gebe ich mir doch schon selbst ein wenig die Schuld, dass diese Frauen und Mädchen aus armen Regionen Chinas, Kasachstan, Kirgistans und Russland verschleppt werden, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, wobei sie in Wirklichkeit etwas alles anderes als Schönes erwartet.
Der Riese führt mich weiter zu einem etwas kleineren Gebäude, das sich etwas abseits der anderen befand, bei dem sich trotzdem viele Personen, vorwiegend Männer tummelten. Mir wurde etwas mulmig und ich bekam ein seltsames Bauchgefühl, das mir sagte Lauf weg, solange du noch kannst! Doch das kann ich nicht. In diesem Moment werde ich in das Huas geführt und mir wird ein Sack über den Kopf gestülpt, sodass ich die Orientierung verliere, sofern ich vorher irgendeinen Überblick gehabt hatte.
Ich werde in ein Zimmer auf einen Stuhl gedrückt, meine gefesselten Arme hinter die Lehne gezwungen, sodass meine Schultern und Handgelenke in einer schmerzhaften Position inne gehalten werden.
„Was habt ihr mit mir vor?", frage ich in die Stille hinein, die nur vom Lärm der Flugzeuge unterbrochen wird. Ich sitze eine ganze Zeit so dar. Irgendwann verliere ich das Gefühl über Sekunden, Minuten und Stunden. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und doch hätte ich schären können, dass wir gerade eben erst hier hinein gekommen sind.
Urplötzlich wird es wieder hell, da mir jemand den Sack wieder vom Kopf zieht. Ich kneife meine Augenlider zusammen, die vom Sonnenlicht, das den Raum durchflutet stark gereizt werden.
Dann spüre ich auch schon den brennenden Stich auf meinem Arm. Mit Schreck sehe ich, wie ein etwa vierzig Jahre Alter Mann eine Tasse mit einer dunklen, dampfende Flüssigkeit über meinen Arm hat laufen lassen und mit genussvollem Blick auf mich herab schaut.
„Die kleine Nele nehme ich an", sagt er in fast akzentfreiem Deutsch und lächelt mich mit einem schmutzigen Lächeln an. Trotzig erwidere ich nur seinen Blick und versuche nicht wegzuschauen, obwohl die Brandwunde auf meinem Arm fast unaushaltbar ist.
„Wer sind Sie?", frage ich wütend.
„Oho, so höflich hier unterwegs. Das habe ich in Anbetracht deiner kleinen Flucht gar nicht von dir erwartet", er beugt sich zu mir hinunter und flüstert mir ins Ohr. Er hat starken Mundgeruch und mit jedem Wort, das er sagt, bekomme ich mehr Angst, „Das verrate ich dir, wenn Dan mit dir fertig ist."
Und der Riese, der mich schon den ganzen Weg so festgehalten hat, grinst mich jetzt an.
„Tu ich bitte auf deine ... besonders anzügliche Art und Weise weh", lacht der Mann und verlässt den Raum.
Ich bin jetzt mit dem Riesen, Dan, alleine, der mich jetzt losbindet. Ich will loslaufen, doch er ist zu schnell für mich und hält mich fest.
Ich schreie um Hilfe, doch er sagt nur gelassen „Hier dich niemand hören, wenn du haben Spaß mit mir."
Er drängt mich zu einem Sofa, das am Rand steht und reißt mir brutal den rosa Bademantel vom Leib. Ich trage relativ wenig drunter und versuche weiterhin, zu fliehen, doch er ist so stark und mir laufen die Tränen über die Wangen, als er mich mit dem Bauch auf das Sofa drückt und heftig und schmerzvoll immer wieder von hinten in mich hineinstößt.
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Sorgen (ASDS/Auf Streife - Die Spezialisten)
FanfictionNele ist 15 Jahre alt und ihre Eltern sorgen sich (zu) viel um sie. Sie steht ständig unter Beobachtung von ihnen und wird abhängig gemacht von ihnen... Durch einen Zufall lernt sie die Spezialisten kennen, die ihr Leben verändern werden... {medium...