Ich wache gegen Mittag auf, als ich mich übergeben muss. Instinktiv renne ich zur Toilette und übergebe mich in die Schüssel. Mein Magen krampft sich erneut zusammen und mir wird kurzzeitig schwarz vor Augen, als ich wieder kotzen musst.
Ich bemerke meine Mutter erst, als sie hinter mir steht und mir die Haare hochhält, damit diese nicht schmutzig werden. Sie streichelt mir liebevoll über den Rücken und ich bin mir nicht genau sicher, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite hat sie mich am Morgen noch aufs Waschbecken fallen lassen, auf der anderen Seite ist dies eine der wenigen mütterlichen Gesten seit Jahren. Ich lasse es zu. Vielleicht war das von heute morgen nur eine Kurzschlussreaktion gewesen.
Nachdem das Schlimmste vorüber ist, richte ich mich auf und sehe meiner Mutter das erste Mal sein ein paar Monaten wieder in die Augen. Ihre Braunen sehen genauso aus, wie meine und ich glaube etwas wie Mitleid oder zumindest Fürsorgen in ihrem Blick wiederzufinden.
„Mama", versuche ich zusagen, doch sie bringt mich mit einer Umarmung zum schweigen. Was war nur mit ihr in den paar Stunden passiert? War so eine Charakterveränderung so schnell überhaupt möglich? Aber, hatte sie irgendwelche bösen Hintergedanken oder Pläne noch gegen mich?
Sie führte mich zurück in mein Zimmer und schüttelte die Bettdecke zurecht. Ich legte mich wieder ins Bett, während sie sich an den Bettrand setzte.
„Nele", beginnt sie, „Es tut mir so leid, was ich getan hab, aber in letzter Zeit war alles so viel, verstehst du?"
Ich nickte langsam. Ja, ich habe Respekt davor, dass sie sich entschuldigte, weil ich weiß, dass sie nicht der Typ Mensch dafür ist, doch ich hatte immer noch ein wenig Angst vor ihr, dass sie mich noch einmal so zurichtet.
„Dein Vater und ich wollen einfach nur das Beste für dich, weißt du. Und manchmal schaffst du leider unsere Erwartungen nicht, deshalb haben wir dich aus der öffentlichen Schule genommen, damit du einfach die besten Möglichkeiten im Leben hast"
Ich nicke langsam.
„Kannst du mir verzeihen, dass ich so eine schlechte Mutter war?"
„Wenn ihr nicht mehr so hohe Erwartungen an mich habt und mir Freiheit lasst, ... dann denke ich schon". Was war nur in sie gefahren? Wieso auf einmal eine Entschuldigung? Ich glaube kaum, dass sie ernst gemeint ist, jedoch denke ich, dass es das Beste erst einmal ist, darauf einzugehen, was sie sagt, um noch mehr Streit zu vermeiden.
Ich halte mir den Kopf. Es pocht hart gegen die Innenseite meines Schädels, sodass ich aufstöhne.
„Ich mach dir mal einen Tee. Der sollte dagegen helfen", meint meine Mutter noch, als sie aufsteht und das Zimmer verlässt.
Das ganze kommt mir weiterhin komisch vor. Erst behandelt sie mich wie ein Objekt oder ein Werkzeug und nun kümmert sie sich liebevoll um mich. Nicht, dass ich das schlimm finde, auf keinen Fall, ich wollte immer eine normale Mutter haben, die sich um einen kümmert, wenn es einem schlecht geht. Ich war nur so... überrascht.
Meine Mutter kommt mit einer dampfenden Tasse wieder. Nachdem sie mir die Tasse gereicht hat, nippe ich vorsichtig an dem Getränk und will es sofort wieder ausspucken.
„Was ist das für ein Tee?", frage ich und verziehe das Gesicht. Es schmeckt bitter und einfach komisch.
„Das ist ein Hagebutten-Tee. Haben wir früher auf allen Klassenfahrten getrunken. Ist etwas gewöhnungsbedürftig, hilft jedoch gegen alles, was nicht operativ behandelt werden muss."
Gewöhnungsbedürftig ist gut. Es schmeckt scheußlich. Meiner Mutter zu Liebe und weil ich das alte Ich von ihr zurückhaben wollte, trank ich den Tee, so gut es ging in kleinen Schlucken.
Ich bin kein Pflanzenexperte, jedoch glaube ich, dass Hagebutten anders schmecken.
Ich stelle die Tasse auf meinem Nachtschrank ab und stelle fest, dass mein Handy wieder darauf liegt und nach Strom jammert. Ich stecke es ans Ladekabel und schalte es an.
Diverse Nachrichten erwarten mich. Unter anderem mehrere von meiner besten Freundin, Mary.
Ich tippe mehrere kurze Nachrichten an unterschiedliche Leute, dann ruft mich Mary an.
„Wie geht es dir denn? Und, wo warst du die ganze letzte Woche?", fragt sie mich direkt.
„Ähm, also mir geht es ganz gut", antworte ich. Bei der zweiten Frage zögere ich ein wenig und lüge sie schließlich an. „Ich war krank. Lungenentzündung. Wahrscheinlich werde ich auch in den nächsten Wochen nicht zur Schule kommen, mir geht es halt noch nicht so gut"
Vielleicht kann ich meine Eltern ja doch noch überzeugen, mich wieder zur Schule zu schicken.
„Was ist denn sonst noch so passiert?", erkundige ich mich, um einer Nachfrage aus dem Weg zu gehen.
Mary erzählt mir, wie die Leute vom Rettungsdienst da waren und sie gelobt hatten, weil sie die Stabile Seitenlage gekonnt hatte.
Müde lächle ich, während sie wie ein Wasserfall davon berichtet, was, wer, wo nun konnte oder eben nicht.
Ein wenig bin ich schon neidisch, dass ich das verpasst habe. Es wäre bestimmt cool gewesen.
Ich entscheide mich dagegen, Mary von meinem kleinen Abenteuer in Köln zu erzählen, auch wenn ich ihr vertrauen konnte, hatte ich Angst, dass sie es doch irgendwo herumerzählen würde.
„Du, ich muss jetzt Schluss machen", unterbrach ich sie, als sie von korrekter Verbandsanlage sprach.
„Oh", sagte sie ein wenig traurig, „Na dann noch mal gute Besserung und bis bald"
„Äh, ja...tschüss"
Ich legte auf und atmete tief durch. Das war alles gerade viel für mich. Erst, die ganze „Flucht", dessen Ende zwar schon ein paar Tage zurücklag, doch meine Brust schmerzte immer noch und man sah noch einen gewaltigen blauen Fleck, der, wenn man drauf tippte, begann zu schmerzen. Die Schrammen heilten bisher sehr gut, obwohl ich leider manchmal die Kruste mit dem Fingernagel abkratzte.
Und dann war da noch die andere Geschichte mit meinen Eltern, die mir nicht so richtig Ruhe gibt.
Meine Mutter kommt ins Zimmer. Sie hält eine aufgezogene Spritze in der Hand, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war.
„Das hier muss ich dir einmal geben", sagte sie und zog sachte meinen Arm zu ihr.
Bevor ich noch reagieren konnte, hatte sie sie schon in meinen Arm gestochen und den Inhalt in meine Ader gepresst.
„Entschuldigung, aber was war das?", fragte ich entrüstet. Ich meine, ich war es gewohnt, dass mir einfach so eine Spritze gibt.
„Ach das?", sie sah die Spritze an, „Das war nur Kochsalzlösung, das haben die im Krankenhaus gesagt, sollen wir dir geben, damit es dir besser geht"
„Kannst du mich bitte das nächste Mal vorwarnen?"
„Achso, ja, ups", sie lachte wie ein kleines Mädchen und legte die Hand über den Mund.
„Kannst du mir ein Pflaster geben, damit es nicht so blutet?"
„Nein! Bloß kein Pflaster, das muss offen bleiben, damit die Luft das heilen kann, das ist wichtig!"
Skeptisch blickte ich auf das kleine Loch in meinem Arm, auf dem sich ein kleiner Tropfen mit Blut gebildet hatte. Das Ganze war mir ein wenig sonderbar.
So Leute,
Da bald Weihnachten ist werden nächste Woche sogar drei Kapitel online gehen, nämlich Mittwoch und Sonntag, wie normal und dann noch am Donnerstag als eine Art Weihnachtsspecial.
Da ich noch nicht alle Geschenke habe wird die nächste Woche lustig stressig.
Aber egal, euch frohe Weihnachten und einen gesunden Rutsch ins neue Jahr!
- mister nobody
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Sorgen (ASDS/Auf Streife - Die Spezialisten)
FanfictionNele ist 15 Jahre alt und ihre Eltern sorgen sich (zu) viel um sie. Sie steht ständig unter Beobachtung von ihnen und wird abhängig gemacht von ihnen... Durch einen Zufall lernt sie die Spezialisten kennen, die ihr Leben verändern werden... {medium...