"Wo ist sie?"
"Hier, einfach zusammen gebrochen!"
"Ich will Blutdruck, Sättigung..."
"Was ist mit ihrem Bauch passiert?"
"Oh shit, Pneumothorax. Ventil..."
Die fremden Stimmen sickerten nur langsam durch mein immer noch benebeltes Bewusstsein. Es fühlte sich an, als ob etwas starkes und schweres auf meine Brust drückte und mir die Luft nahm.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch jeder Versuch meine Lider zu heben, war zu anstrengend.
Ich nahm den Geruch von Erde, Dreck und Desinfektionsmittel war, der wie so oft, in der Nase brannte.
Ich spürte, wie jemand meinen Körper von oben bis unten abtastete. Ein gleißender Schmerz durchzuckte mich, als die Hände an meiner Brust angekommen waren. Der Druck in meinem Oberkörper wurde immer stärker und ich befürchtete, dass meine Lunge vielleicht platzen könnte.
Ich versuchte mich erneut zu regen, doch es kam erneut nichts bei herum.
Ich hörtr weiterhin Stimmen, doch konnte ich nicht erkennen, was diese sagten.
Ich merkte, wie man mir einen Zugang in meinem Arm legte und eine Nadel in die Brust im 90 Grad Winkel stach, sodass der Druck sofort nach ließ.
Langsam wurden meine Gedanken von dem dicken Nebel befreit und ich kam wieder zu Kräften.
Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit und schloss sie sofort wieder. Das helle Licht von Leuchtstoffröhren hatte mir in die Augen gestochen, sodass ich kurzzeitig schwarze Punkte sah.
"Hey, ich glaube sie kommt wieder zu Bewusstsein", sagte eine Stimme, die ich nicht kannte.
Eine Person klopfte mir sachte gegen die Wange und ich spürte Gummihandschuhe an meinem Gesicht.
"Kannst du mich hören? Mach mal die Augen auf, oder drück meine Hand, damit ich weiß, dass du wach bist", verlangte dieselbe Person.
Meine Lider flackerten. Resigniert gab ich auf und drückte die behandschuhte Hand mit dem Latexgefühl.
Man hob mich hob und wieder stach es in meinem Bauch.
Ich atmete schwer und beruhigte mich langsam, als man mich auf der Liege schob.
Als ich frische Luft an meinem Gesicht warnahm, öffnete ich meine Augen ein Stück weiter.
Jetzt erkannte ich den Himmel. Strahlend blau mit ein paar Wolken. Ich ließ meinen Blick nach links und rechts wandern. Ein Fehler, wie sich herausstellte, als mein Gehirn begriffen hatte, wer diese rot-neongelb gekleideten Menschen waren und wo sie mich hinbrachten.
Da kam auch der Gedanke an meine Eltern wieder und ich gab den Versuch zur Flucht auf. Was nützte es den noch. Ich war verletzt und sie würden mich eh bekommen, weil sie mindestens zu viert und gesund waren. Sollen meine Eltern mich doch holen, es wird bestimmt eine Möglichkeit geben, wieder abzuhauen.
Ich wurde in den Rettungswagen geschoben und konnte nun eine weiße Decke sehen.
Plötzlich war ich müde. Die letzten Tage waren so anstrengend gewesen, dass ich jetzt nicht mehr konnte. Ich schloss die Augen und atmete tief ein und aus.
Die Erinnerung an etwas sehr schönes kam auf, obwohl ich nicht genau wusste, was es war, doch es wärmte mich von innen, wie eine heiße Schokolade an einem grauen Dezembertag.
Dieses Gefühl ließ mich schließlich fast schmerzlos einschlafen...
Ich erwachte, als ich zwei all zu vertraute Stimme hörte.
Die, meiner Eltern.
Panik ergriff mich. Was machten die hier, und, wo war ich?!
Ich öffnete meine Augen einen winzigen Spalt breit, sodass man nicht erkennen konnte, dass ich wach war.
Ich befand mich in einem klinisch weißen Raum, die einzige Farbe war ein weinroter Streifen an der Seite. Zudem sah ich ein weiteres Bett neben meinem, das jedoch nicht belegt war, einen Tisch mit zwei Stühlen, wo sich gerade meine Eltern angeregt unterhielten.
Ich schloss die Augen wieder und lauschte ihrem Gespräch mit gespitzten Ohren.
"...es ist der einzige Weg!". Das war mein Vater.
"Du hast recht und ich unterstützte es vollkommen, doch ich bin nicht sicher, ob wir bereits genügend Maßnahmen getroffen haben, damit es nicht auffällt. Erinnerst du dich nicht, als man uns fragte, warum wir erst so spät bescheid gesagt haben? Sie sind misstrauisch, da muss man vorsichtig sein!". Das war meine Mutter.
"Ja, schon, aber wir haben doch schon Zuhause alle nötigen Vorkehrungen getroffen, um es reibungslos laufen zu lassen. Es wird niemand mitbekommen, alles ist dicht, auch die Wände und Fenster"
"Lass uns bitte über etwas anderes reden, hier sind zu viele Ohren, die etwas aufschnappen können... Ist das Paket denn schon angekommen?"
"Ja, Claude hat sich auch prächtig am Inhalt erfreut, wie er mir heute per Mail geschrieben hat, er sagt, er ist nicht enttäuscht"
"Natürlich. Es war wieder die beste Ware"
Die beiden verstummten, als die Tür geöffnet wurde und jemand mit einem schnellen und zielgerichteten Gang hereintrat.
"Guten Tag, Herr und Frau Otte", sagte diese neue Person, vermutlich ein Arzt.
"Sie wollen sicher wissen, wie es um ihre Tochter steht, nehme ich an". Die Stimme war eindeutig männlich, klang aber ein wenig gehetzt, als stünde die Person unter Zeitdruck.
"Selbstverständlich, umgehend", erwiderte meine Mutter mit gespielt besorgtem Tonfall.
"Wie es ausieht wird alles gut verheilen und keine Folgeschäden bleiben, ich denke, sie kann in ein bis zwei Tagen entlassen werden, solange keine Komplikationen auftreten..."
Ich hrte erleichtertes ausatmen.
"Was mich und die Kollegen jedoch stutzig gemacht hat, ist, dass ihre Tochter wohl von Zuhause abgehauen sein soll und dann später in einen Unfall verwickelt sein soll, Sie jedoch erst vor kurzen Zeit eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben..."
Jetzt war ich gespannt, was meine Eltern, so direkt mit dieser Tatsache konfrontiert, sich als Ausrede einfallen lassen haben.
Es war meine Mutter, die nach einer kleinen Pause zögerlich antwortete. "Wissen Sie, unsere Nele ist ein kleines Problemkind. Sie ist schon öfter in der Vergangenheit mal abgehauen, ohne Bescheid zu sagen, und dann am nächsten Tag einfach wieder aufgetaucht. Deshalb nahmen wir an, dass es auch diesmal so sein würde, dich es hat sich heraus gestellt, dass sie... dass sie in weit Schlimmeres verwickelt war", der letzte Satz war künstlich geschluchzt und ich sah förmlich vor meinem Auge, wie meine Mutter eine falsche Träne verdrückte.
Ich war empört, dass meine Eltern mich vor einer fremden Person einfach als Verlierer darstellten, obwohl ich wegen ihnen immer der Gewinner sein sollte.
Stille. Nur das Tropfen der Infusion war zu hören.
"Wenn das so ist, und ihre Tochter Probleme hat, dann lege ich Ihnen unsere Familienhelfer ans Herz, die schon vielen Helfen konnten und ganz hervorragende Arbeit leisten, besonders im Bereich der Kinder und Jugendlichen"
"Wir werden uns, sobald Nele entlassen wird, den Kontakt suchen", sprach nun meine Vater.
Der Arzt notierte sich ein paar Dinge auf einem Blatt Papier und verließ kurze Zeit später den Raum.
Auch meine Eltern machten sich knapp zehn Minuten später auf den Weg.
Erst dann, als alle weg waren, wagte ich es die Augen ganz zu öffnen und an die Decke zu starren.
Wieder kam mir das Gespräch von vorhin in den Sinn und ich verspürte urplötzlich Angst und Wut zugleich.
So, nach Jahren mal wieder etwas von mir.
Vielleicht (vielleicht auch nicht) kommt jetzt etwas regelmäßiger ein Kapitel, weil ich Zeit hab, wegen Coronaferien und das Haus seit letzter Woche Dienstag nicht verlassen hab. Habt ihr Hamsterer in der Nähe?
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Sorgen (ASDS/Auf Streife - Die Spezialisten)
FanfictionNele ist 15 Jahre alt und ihre Eltern sorgen sich (zu) viel um sie. Sie steht ständig unter Beobachtung von ihnen und wird abhängig gemacht von ihnen... Durch einen Zufall lernt sie die Spezialisten kennen, die ihr Leben verändern werden... {medium...