Kapitel 31

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Ich war geschockt, verblüfft und überrascht zur selben Zeit, dass überhaupt jemand geantwortet hatte, sodass ich einen Moment brauchte, um zu antworten.

„Hallo?", frage ich und drücke mir das Handy fest ans Ohr, so, als ob es sich sonst auflösen würde.

Sie sprechen mit dem Notruf der Polizeidienststelle Köln-Mülheim, darf ich bitte wissen, wer Sie sind?", höre ich eine Männerstimme am Ende der Leitung.

„Ich brauche Hilfe", antworte ich nur.

Wer sind Sie denn überhaupt und wie alt sind Sie?"

„Ich – Nele. Ich bin fünfzehn"

Gut, Nele, wie heißt du denn mit Nachnamen und was ist passiert?"

„Ich, Nele Otte. Ich bin hier in so einem Club und ich weiß nicht, was hier ist. Und – ich hab Angst", mir wurde augenblicklich bewusst, dass dass so dumm klang, so kindisch, dass ich nicht einmal in der Lage bin, einem Polizeibeamten zu erklären, was vorgefallen ist, sondern nur wie ein kleines Kind stammelte und nicht wirklich sagte, wo das Problem liegt.

Gut, Nele, was ist das für ein Club? Und warum hast du Angst, bedroht dich jemand oder weshalb rufst du hier an?"

„Ja, mich bedroht jemand. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass es ein Bordell ist, irgendwo im Milieu von Köln, und – ich hab so Angst", immer schneller redend versuche ich ihm zu erklären, wo ich bin, doch genau weiß ich es ja auch nicht.

Okay, ich bräuchte da eine genauere Adresse, bis ich deinen Anruf lokalisieren kann, aber leg jetzt bitte nicht auf, das ist ganz wichtig, ja? Hast du die Möglichkeit, dich irgendwie zu verstecken, sodass man dich nicht findet?", erkundigt er sich mit ehrlich besorgt wirkender Stimme.

In diesem Moment höre ich, wie der unangenehme Mann laut ruft. „Beeil dich, Schlampe, ich komm' gleich rein und mir ist es dann egal, ob es blutet oder nicht oder wie groß deine Lust darauf ist, aufzutreten. Ich werde reinkommen."

Erschrocken zucke ich zusammen und lasse das Handy auf den Boden fallen. Nervös hebe ich es wieder auf, froh darüber, dass es noch heile ist und funktioniert.

„Ich habe so furchtbare Angst", murmele ich in die Leitung und das Telefon entgleitet mir bei meinen schwitzigen Händen fast wieder.

Das kann ich gut nachvollziehen, du musst mir nur sagen, was genau passiert ist, dann können wir dir auch helfen", versucht der Polizist mich zu beruhigen.

„Es dauert zu lange, um alles genau zu erklären, so viel Zeit bleibt mir nicht mehr, ich habe höchstenst noch zwei drei Minuten, aber – aber, ich bin hierher gebracht worden mit anderen Frauen, und die sind alle nackt", beschämt füge ich leiser hinzu, „Und ich auch."

Das heißt, du glaubst, dass es um Menschenhandel und illegale Prostitution geht, ja? Wer hat dich denn dahin gebracht?"

Es würde sinnlos sein, zu versuchen, mich an die einzelnen Namen der Personen zu erinnern, wenn das überhaupt die echten Namen sind, wie bei Tracy. Deshalb gab es nur eine mögliche Antwort.

„Meine Eltern waren das."

Es ist kurz still in der Leitung, dann. „Hab ich das richtig verstanden, du glaubst, dass deine Eltern dich in diese Lage gebracht haben, ist das richtig so?"

Fieberhaft schaue ich unter der verschlossenen Tür hindurch. War der denn so schwer von Begriff?

„Ich glaube es nicht, ich weiß es. Und da ist noch so viel, was ich sagen will, aber ich glaube, dass ich dafür nicht die Zeit habe."

Wirst du bedroht oder kannst nicht frei sprechen?", er klingt nun sehr viel ernster und ich kann die Dringlichkeit heraushören.

„Ich glaube, ich muss gleich weg", flüstere ich ins kleine Mikrofon des Nokias.

Wirst du bedroht, Nele? Bleib bitte dran und leg nicht auf"

„Ich muss los", sage ich hastig, als die Tür zu meiner Kabine aufgebrochen wird. Vor Schreck lasse ich erneut das Handy fallen und verfluche mich, dass ich nicht besser aufgepasst habe. Ehrlich, wie kann ich nur so blöd sein und über meine Eltern reden, als zu versuchen, dem hilfsbereiten Mann bei der Polizei zu helfen, mich zu finden, und wenn es nur subtile Hinweise wären. Aber nein, auch dieser Plan geht in die Hose.

„Was zum Teufel tust du hier?!", schreit mich der Mann an und schaut mit vor Wut geweiteten Augen auf das Handy.

„Gar nichts, das ist nichts", versuche ich mich heraus zu reden.

„Mit wem redest du da, verdammt nochmal?", flucht er lautstark und ich bekomme Panik.

„Mit niemandem", gebe ich leise zurück und hebe hastig das Nokia wieder auf und will es hinter meinem Rücken verstecken.

„Doch nicht etwa mit der Polizei, oder?", ich habe noch nie jemanden so wütend erlebt, „Zeig es mir, aber auf der Stelle!"

Ich zögere. Auf der einen Seite will ich ihm nicht meinen Helfer geben, auf der anderen habe ich aber zu große Angst etwas anderes zu tun, als seinem Befehl zu folgen. Langsam schiebe ich meine Hand hervor, die den kleinen Gegenstand immer noch krampfhaft umklammert.

Er entreißt mir das Telefon aus der Hand und wirft nur einen wütenden Blick auf den Bildschirm, wo die Nummer, mit der man gerade telefoniert, angezeigt wird, bevor er es zu Boden wirft und mehrmals drauf tritt, sodass das Display aus Hartplastik splittert. Meine letzte Verbindung zur Außenwelt war somit abgebrochen.

„Du Miststück", schimpft er weiter und packt mich hart am Oberarm. Er holt mit der rechten Hand aus und schlägt gegen meinen Kopf, sodass dieser nach hinten fliegt und gegen die Wand der Toilettenkabine knallt. Ich merke, wie mein Genick knackt und mir schlecht wird. Schon spüre ich, wie ich weggezerrt werde und meine Beine nachgeben. Ich gehe zu Boden und schlage mit meiner Stirn auf dem gefliesten Boden auf.

„Das war erst der Anfang, du Schlampe", er tritt auf meinen Bauch und meinen Rücken ein, „Das wirst du noch mehr bereuen, uns zu verraten. Ja, ich werde für deinen persönlichen Untergang noch sorgen, und glaub mir, der wird weh tun. Mach dich auf etwas gefasst, du Vieh!"

Ich sehe Sterne und mein Sichtfeld wird immer kleiner, doch kann noch leise aus dem Lautsprecher des Telefons die Stimme des Mannes bei der Polizei hören. „Nele? Nele! Bitte antworte mir, wirst du bedroht? Wenn ja, von wem und wie viele Personen sind anwesend?" Ich will meine Hand ausstrecken und das Handy greifen, doch der Zuhälter tritt fest auf sie, sodass es ohrenbetäubend knackt und ich das Gefühl habe, meine Hand ist tot. Dann wird alles schwarz.

Neues kapitel

blub <:

Haben jetzt sogar ein neues Cover hier, das von der fantastischen @Ngocix3 gestaltet wurde, wie gefällt es euch?

Habe die letzten Tage durchgearbeitet und sage und 10 Kapitel vorgeschrieben, es ist also bis zum 1. Dezember vorgesorgt und wenn alles gut geht, dann sollte ich am dem 1.12 bis Weihnachten jeden Tag ein Kapitel veröffentlichen können hehe, applaus bidde. 

Sorgen (ASDS/Auf Streife - Die Spezialisten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt