Kapitel 22

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Die ersten Woche war ich nicht in den Unterricht gegangen. 

Blaise hatte alles im Unterricht für mich mitgenommen und kümmerte sich um mich. 

Draco hatte ich das letzte Mal am Tag der Ankunft gesehen. Blaise berichte mir, dass es ihm mehr als nur schlecht ging. 

Morgen würde das zweite Spiel stattfinden. 

Bis jetzt war ich nur in meinem Zimmer gewesen, da Essen mir auch gebracht wurde. 

Es war also das erste Mal, dass ich mein Zimmer verließ und mich in den Gemeinschaftraum setzte. 

Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt, weshalb ich meine Angst und die Panik unter Kontrolle hatte. 

"Lilly?" 

Es war Blaise, welcher mich mit gesenkter Stimme ansprach. Ich sah direkt in seine vertrauenerweckenden Augen. 

"Es tut mir leid..." 

Verwirrt sah ich ihn an. Wenn es jemanden gab, der sich nicht entschuldigen musste, dann war er es. 

"Ich habe dir versprochen, dass nichts passiert. Du hättest einfach bei mir bleiben sollen." 

An der Art, wie er sprach, war zu erkennen, wie sehr er sich Vorwürfe machte. Sein Blick war nach unten gerichtet und ich konnte sehen, wie Träne sein Gesicht herunterflossen. 

Ich atmete einmal tief ein und aus, nahm all meinen Mut zusammen und griff nach seiner Hand. 

Sein Blick schnellte sofort nach oben, was mir ein Blick in seine roten Augen verschaffte. 

Ich rückte langsam näher an ihn heran und legte meinen Kopf auf seine Brust. 

Es war das eine überaus große Überwindung, aber es hatte sich gelohnt. Blaise tat mir nichts an. Er war vorsichtig und achtete auf jede seiner Bewegungen ganz genau. 

"Du hast keine Schuld." flüsterte ich. 

Nach all dieser Zeit hatte ich für einen kurzen Moment Frieden finden können. Ich hatte mich geborgen und beschützt gefühlt. 

Ich hatte Angst, dass wenn ich ihn loslasse, ich mich nie wieder trauen würde. Doch meine Gefühle wurden immer präsenter und ich konnte einfach nicht länger so verweilen, egal wie sehr ich es wollte. 

Als ich also wieder etwas Abstand zu ihm hatte konnte ich hören, wie er ein leises "Danke" flüsterte. 

Schweigend saßen wir einfach da. 

Es war wie Balsam für meine Seele, endlich etwas anderes zu sehe und mich überwunden zu haben, meinen besten Freund zu berühren. 

Nun betrat Draco den Raum und sein Blick lag sofort auf mir. 

Er sah wirklich schlimm aus. 

Sobald er mich gesehen hatte erhöhte er sein Tempo, auf den Weg zu den Schlafräumen. 

"Draco?" flüsterte ich. 

Er hatte es gehört und blieb auf der Stelle stehen. 

Seine Augen waren wieder mit Tränen gefüllt. 

Ich stand auf und ging auf ihn zu. 

Es war schwer. Mehr als das, es war sein Vater. Es war nicht zu wie bei Blaise. Aber ich konnte es nicht so lassen. 

Er stand doch direkt vor mir, ich sah wie er litt, also wieso muss es nur so verdammt schwer sein?! 

Mit letzter Kraft umarmte ich ihn vorsichtig. 

Er wagte es nicht einmal seine Hände auf mir zu platzieren. Nur sein weinen war in der Stille zu hören. Leider schaffte ich es nicht wirklich lange ihm so nahe zu sein. 

Es war zu schwer...

Noch nie hatte ich ihn so kaputt und verletzlich gesehen. 

"Es ist meine Schuld. Ich hätte dich mit runter nehmen sollen, dich nicht alleine lassen dürfen! Es wäre-" 

"Draco, ich brauche Zeit. Ich gebe mein bestes, das tu ich wirklich, aber es geht nicht so einfach. Dieses Gefühl..." 

Die Bilder in meinem Kopf unterbrachen mich. 

"Ich verspreche dir, du kriegst alle Zeit der Welt, alles was du möchtest." sagte er sofort. 

Es war kurz still, bevor Draco abermals das Wort ergriff. 

"Lilly? Darf ich dir einen Kuss auf die Stirn geben?" fragte er sanft. 

Die Tatsache, dass er fragte, zeigte mir, dass er verstand. 

Unsicher, aber auf irgendeine Art auch entschlossen, nickte ich. 

Ganz vorsichtig platzierte er seine Hände auf meinen Wangen und gab mir einen sanften, liebevollen und gefühlsvollen Kuss auf die Stirn.
Es war toll. Es war atemberaubend. In diesem Moment fühlte ich mich sicher. Ich fühlte mich beschützt. Besonders aber hatte ich Hoffnung, dass ich es mit ihm zusammen schaffen könnte. 

-

Wir kamen gerade an dem See an, als ich die Zwillinge wieder rufen hörte "Wetten, wer will Wetten". 

Fred erstarrte als er mich sah, George hingegen rannte zu mir. 

Draco, Blaise und Adrian bauten allerdings unverzüglich eine Mauer vor mir auf. 

"Lasst ihn mit mir reden." nuschelte ich, was die Jungs widerwillig zuließen. 

"Lilly, dir geht es gut! Blaise hat mir zwar regelmäßig gesagt wie es dir geht, aber es zu sehen ist noch einmal schöner." 

Dankend sah ich zu Blaise. Er war wirklich ein toller Junge.  

"Weiß er bescheid...?" fragte ich George unsicher und blickte dabei kurz zu seinem Bruder. 

"Er weiß, dass dir etwas passiert ist, aber auch nicht mehr als wir Anderen. Nur Ginny und Hermine scheinen eine Ahnung zu haben und Fred hat sie wirklich angeschrien, aber sie haben geschwiegen." 

Diesen beiden Mädchen schulde ich mehr als mein Leben. Ich wusste nicht, wie ich es ihnen hätte danken sollen. 

"Sag Fred bitte, dass er die Mädchen hin Ruhe lassen soll. Es ist scheinbar das beste für ihn, wenn er mit dem anderen Mädchen zusammen ist." 

Mit diesen Worten ging ich an George vorbei, gefolgt von den Jungs. 

-

"Vielleicht wurde Potter ja schon umgebracht." sagte ich belustigt. 

Es machte wirklich Spaß sich das Spiel anzusehen. Irgendwie befreite es die festgeklammerten Gedanken. 

"Mach mir keine Hoffnungen." jammerte Draco herum, was uns drei zum Lachen brachte. 

Die Zeit war um, aber Draco hatte Recht. Die Hoffnung war umsonst, denn er hatte zwei von ihnen gerettet.

 "Denkt dieser Idiot ernsthaft, dass sie das Mädchen unten gelassen hätten?" fragte Adrian irritiert. 

"Ich wusste, dass er dumm ist, aber so dumm?" kam es von Blaise. 

Draco und ich sahen uns grinsend an. 

"Wenigstens hat er ein bisschen was abbekommen." sagte ich zufrieden. 

Wie immer hatten wir uns zu früh gefreut. 

Er ist trotz allem Zweiter geworden. Wir redeten uns deshalb einfach ein, dass Cedric wenigstens der bessere der Beiden war. 

Für diesen Moment war alles wieder normal.
Ich fühlte mich wohl in mir und in meiner Umgebung und egal wie lange dieses Gefühl hielt, in diesem Moment konnte es mir niemand wegnehmen. 

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