Kapitel 31

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Über ein halbes Jahr hatte ich es geschafft mir nichts anzutun. Ich hatte diese Gedanken jedes Mal bei Seite schieben können, sie ignoriert. Doch an diesem Abend ließ ich alles auf einmal raus. 

Die ganze Frustration, all die Ängste und Unsicherheiten. Ich weinte, ich schnitt und weinte noch mehr. Es war ein Höllenschmerz der mich überkam, aber ich hatte ihn verdient. Das und noch viel schlimmeres. 

Es klopfte immer wieder an einer Tür, doch ich dachte nicht einmal daran sie zu öffnen. 

-

Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zugemacht. Mein ganzer Körper war überseht mit neuen Wunden. 

Für den Unterricht hatte ich mich krank gemeldet und als ich mir sicher war, dass alle beim Unterricht waren öffnete ich meine Tür. 

Die ganze Zeit in meinem Zimmer zu hocken würde ich nicht aushalten. 

Doch ohne Vorwarnung fiel Draco mir zu fuße. Er hatte sich zuvor an der Tür angelegt und sah nun von unten zu mir hoch. Schnell stellte er sich wieder hin und leider war ich nicht schnell genug, um die Tür wieder zu schließen. 

"Nicht so schnell." sagte er und betrat nun mein Zimmer. 

Er schloss die Tür hinter sich und stellte sich genau vor meine Nase. Kläglich versuchte ich mich an ihm vorbei zu drängeln. 

"Wir werden jetzt reden." 

"Bitte lass mich gehen." 

Ich wagte es nicht einmal ihm in die Augen zu sehen.  

Er nahm meine Hand, zog mich auf das Bett, nahm sich selbst einen Stuhl und setzte sich mir gegenüber. 

"Sag mir was du denkst."

Ich war verwirrt über seine Worte. 

"Lilly, ich möchte wissen was los ist." 

Da ich nichts sagte, schwiegen wir uns an. Draco sagte nichts, er wartete geduldig auf eine Antwort. 

"Ich hab Angst nicht gut genug zu sein. Pansy ist so wunderschön und hat einen tollen Körper, sie hat alles was ich nicht habe. Sie würde sich dir sofort bedingungslos hingeben und ich, ich kriege schon Panik, wenn ich auf deinem Schoss sitze. Blaise und Adrian haben bei ihr bestimmt nie gezweifelt. Ich verstehe nicht wie ihr alle nur denken könnt, dass ich jemanden über dich stellen würde. Wenn ich dich sehe fängt mein Bauch an zu kribbeln. Ich will dich einfach nur lächeln sehen, weil mich das für den Moment von all den grässlichen Gefühlen befreien kann. Ich würde alles dafür geben dich beschützen zu können und trotzdem werde ich nie so gut sein wie die Anderen." 

Während ich sprach waren mir die Tränen in die Augen gestiegen. 

Es war schrecklich ihm meine Schwäche so zu offenbaren, doch gleichzeitig auch eine Erleichterung. 

"Zabini und Pucey sind Arschlöcher. Sie haben keine Ahnung von unserer Beziehung. Lass dir von ihnen nichts sagen. Pansy habe ich nie geliebt. Ja ich habe mit ihr geschlafen, aber mehr auch nicht. Du bist das Mädchen, das ich liebe und ich werde diese Liebe auf keinen Fall aufgeben, denn noch nie hat mich etwas so glücklich gemacht. Es ist das Gefühl, wenn ich dich halten darf, wenn du mir dein Vertrauen schenkst, wenn du mich anlächelst. Niemals wäre ich so geduldig mit dir, wenn ich dich nicht lieben würde und niemals hättest du das gestern gemacht, wenn du mich nicht lieben würdest. Wir kennen die Gefühle des jeweils Anderen, also bitte, bitte lass dir von niemandem etwas anderes einrede Lilly." 

Er hatte meinen Kopf sanft mit seiner Hand auf meiner Wange zu sich geschoben. 

"War es dir gestern nicht peinlich? Ich habe mich so billig verhalten..." 

"Es war das schönste Geschenk was du mir hättest machen können." antworte er mit dem Lächeln, welches ich so unglaublich liebte. 

In diesem Moment dachte ich es wäre alles gut, bis mir einfiel was ich gestern getan hatte. Er würde mehr als nur enttäuscht sein. Er würde mich für ein schwaches, kleines Mädchen halten.  

"Draco?" 

"Ja mein Engel?" 

"Ich bin wieder schwach geworden..." 

Ich nuschelte die Worte mehr in mich hinein, als das ich sie aussprach, sodass ich nicht wusste, ob er mich verstanden hatte, doch das hatte er. 

"Darf ich es sehen?" fraget er mit einem weichen Unterton. 

Ich riss mich zusammen, stand von meinem Bett auf, zog mein Shirt und meine Hose aus, sodass ich in Unterwäsche vor ihm stand und meine neuen Wunden komplett offenbart wurden. 

Draco sah mich geschockt an. 

Es waren dieses Mal nicht nur Schnitte an meinen Armen gewesen. Sie waren an meine Oberschenkeln, meinen Ober- und Unterarmen, meinen Brüste und auch meinen Unterschenkeln.
Manche waren tiefer als Andere, aber alles in allem war es ein schrecklicher Anblick. 

Er stand einfach auf und nahm mich in den Arm. 

"Es tut mir so leid." sagte ich, während ich in Tränen ausbrach. 

"Nein Lilly, es tut mir leid. Du bist so stark. Du bist mein starkes Mädchen." sagte er immer wieder und streichelte mir über den Kopf. 

-

Ich hatte beschlossen das Training nicht abzusagen. Ich wollte nicht schwach wirken und mit Draco an meiner Seite würde ich es überstehen. 

Überraschender Weise lief alles auch ganz gut, bis zu dem Zeitpunkt als ich das Training beendete. 

Draco war gerade in der Umkleide mit den anderen, als ich lautes Geschrei hörte. 

"Mischt euch nie wieder in meine Beziehung ein! Ihr seid für mich gestorben!" 

Es war Draco der so schrie, leider blieb es nicht dabei. Ich hörte wie die beiden Treiber und der Hüter hektisch meinen Namen riefen und zu mir kamen. 

Draco lag über Blaise und schlug auf ihn ein, während Adrian auch immer wieder etwas abbekam. 

"Draco!" 

Der Anblick war schrecklich. Er war wie ein wildes Tier, kaum zu bändigen. 

Gerade als er wieder zuschlagen wollte, klammerte ich mich von hinten um seinen Hals. 

"Bitte hör auf Draco." 

Plötzlich war er aus seinem rausch erwacht und stand wieder auf. 

Ich nahm sofort mein Zauberstab und versorgte grob die Wunden, die er Blaise und Adrian zugefügt hatte. 

"Bringt die Beiden trotzdem in den Krankenflügel." sagte ich den übrigen Jungs. 

Draco und ich gingen auf das Feld. 

"Draco was sollte das?" fragte ich ihn noch immer schockiert, während ich nebenbei seine Hand versorgte. 

"Weil sie sich eingemischt haben ist das alles passiert. Hör zu, ich brauche sie nicht. Sie sind mir völlig egal. Du bist an meiner Seite und das ist alles was zählt und wenn ich dich wegen ihnen verlieren sollte, werden sie mit ihrem Leben dafür bezahlen." 

Jedes einzelner Wort was er sagte, hatte er auch so gemeint. 

Er würde jeden Umbringen, der mich zerstörte. Das war es jedenfalls, was er behauptet hatte.  

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt