Kapitel 34: Größenwahn

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Ich zog an der Bogensehne, wartete einen kleinen Moment und ein kleines Zischen ertönte als der Pfeil das Eichhörnchen traf. Schnell zog ich den Pfeil raus und spießte es auf einen Stock, um es über meinem Lagerfeuer zu braten.

Langsam biss ich  den Kopf des Eichhörnchens ab um dann mit voller Wucht meine Zähne in den Körper zu rammen. Lecker!

"Oh Entschuldigung, Mary, möchtest du auch was haben?", fragte ich nett, doch sie antwortete nicht. So ist die immer drauf. Die steht einfach vor mir und guckt mir in die Augen aber antwortet nicht.

Ich seufzte und wandte mich an Owen: "Willst du was vom Eichhörnchen?"

Auch er antwortete nicht. Nachdem ich Clair, Jay, Brandon, Stella, Lyla, Ashton, Drew, Evelyn und Harry fragte und sie mir auch nicht antworten wurde ich wütend, weswegen ich mich ablenken musste.

Ich fand hier im Wald eine Schere, als ich Hasen in ihrem Bau suchte. Das ist ganz schön schwer, gerade wenn man nicht durch das Loch passt. Mit der Schere schnitt ich mir vor ein paar Tagen meine Hose, jetzt reicht sie gerade so über die Hüfte.

"Mary, ich lege mich jetzt schlafen, passt du auf?", fragte ich nachdem ich das Eichhörnchen verschlang. Ich erwartete keine Antwort von ihr, sonder legte mich auf den Waldboden.

Flashback

Die Schmerzen in meinem Unterleib waren schrecklich, doch die Typen wollten nicht aufhören mich zu quälen, als plötzlich der Mann vor mir auftauchte. Er hatte schwarze Haare die ihm im Gesicht lagen, während er sich auf den Kiefer beißend auf mich zu lief. Zuerst nahm er den Kerl über mir am Kragen und schlug ihn an eine Hauswand der schmalen Gasse. Die Typen die mich festhielten, lösten ihren Griff um auf den Mann zu zu gehen. Der Mann hatte sich nicht stören lassen, als er dem Kerl jeden Zahn aus schlug. Plötzlich ließ der Mann den Kerl los, welcher sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte, doch der Mann hatte keine Gnade, denn er tritt ihm immer und immer wieder in den Schritt und zwischendurch auch auf den Knopf, bis sich der Kerl nicht mehr bewegte. Der Mann drehte sich um und schaute in die ängstlichen Gesichter der Typen, doch bevor er sie auch noch kastrieren konnte, waren sie abgehauen.

Ich spürte nur noch starke Hände in meinen Kniekehlen und an meinem Rücken. Die Schmerzen waren unerträglich und langsam wurde ich bewusstlos, doch trotzdem musste ich wissen wem ich das zu verdanken hatte. Nur noch Bruchstücke konnte ich verstehen: "...A...L...I...N"

( Flashback Ende )

"Verdammt!", zischte ich als ich wach wurde, "schon wieder nur diese Bruchteile."

Die Sonne ging gerade auf und ich blickte genau in Marys Augen, während ich das Bedürfnis verspürte es jemandem zu erzählen:

"Ich habe schon wieder von damals geträumt. Es war schrecklich...", fing ich an zu erzählen und blickte dabei wieder auf mein Handgelenk, welches nun nicht mehr von dem Nietenarmband verdeckt war, denn dieses habe ich Hope gegeben.

"Mary, ich habe wieder nur Bruchstücke seines Namens heraus bekommen. Seit ich von Aaron weg war sind schon ein paar Tage vergangen und in jeder Nacht träume ich davon, doch niemals konnte ich seinen Namen fest machen... Siehst du diese Narben? Es sind schon drei. Die erste nach dieser Vergewaltigung, habe ich heraus gefunden. Wenigstens das. Die zweite Narbe fügte ich mir zu, als Dale mich davon ab brachte und die dritte entstand während des Brandes. Aber darum geht es nicht, ich muss heraus finden wer der Mann war, ich weiß auch nicht wieso. Ich werde ihn sowieso niemals sehen, doch trotzdem möchte ich seinen Namen kennen. Hast du eine Idee, Mary?", fragte ich sie, während sie mich einfach nur anstarrte.

"Mary! Antworte mir!", schrie ich sie an.

"Mary, rede mit mir!"

"MARY!"

Plötzlich wurde ich so wütend, dass ich mein Messer zückte und mit diesem ihr Gesicht zerschnitten. Erst waagerecht, dann senkrecht schnitt ich ihr Gesicht durch.

"Du wolltest es so!", redete ich vor mich hin und bemerkte die Blicke der anderen auf mir liegen. Die Wut raste in mir und ich würde wahnsinnig.

Ich rannte auf jeden einzelnen zu und stach ihr Gesicht ab. Erst Clair, dann Stella, über Brandon und zuletzt stach ich das Messer in Drews Kopf. Bei ihm flogen mehr Splitter raus als bei den anderen. Ich säuberte mein Messer von der Holzspähne und nahm meinen Bogen auf den Rücken. Bevor ich weiter zog betrachtete ich mein Kunstwerk: An jedem Baum war auf dem Stamm ein Gesicht geritzt. Zerschnittene Gesichter.

Langsam erreichte ich eine Stadt, die ich von dem Waldrand beobachte. Sollte ich mich mal umsehen gehen? "Was sagst du dazu?", fragte ich Simon.

"Du antwortest eh nicht, also...", sagte ich, doch im nächsten Moment aß ich Simon, der auf meiner Hand saß. Man gewöhnte sich an den Käfergeschmack.

Ich spannte meinen Bogen und näherte mich der relativ kleinen Stadt. Es führte eine Autobahn zur Stadtmitte, der ich aufmerksam folgte. Plötzlich hörte ich ein Stöhnen, welches sich direkt auf mich zu bewegte. Ich drehte mich und ein paar Meter vor mir schlürfte ein Beißer auf mich zu. Und schon wieder! Das Dröhnen in meinem Kopf und das Piepen in meinem Ohr!

Es ist seit Tagen schon da, seit ich Aaron verlassen hatte... Seit ich Hope zum letzten Mal sah.  Moment mal, dieses Dröhnen hatte ich auch als ich Carol tötete... Als ich den Beißer vor Beth eigenhändig tötete...

"Na Schätzchen? Lange nichts mehr zu Fressen bekommen?", fragte ich den Beißer und zielte mit meinem Bogen auf ihn.

"Was ist? Willst du auch nicht mit mir reden?", fragte ich während der Beißer nur ein paar Schritte vor mir stand.

"Hey, wir können auch Freunde sein.", sagte ich nun lächelnd und senkte meinen Bogen.

Ich ging mit einem Grinsen auf den Beißer, nachdem ich meinen Bogen ablegte.

"Komm in meine Arme.", sagte ich und breitete meine Arme aus. Meine Mundwinkel schmerzten von dem breiten Grinsen. Ich starrte in seine nicht vorhandenen Augen, bis er mir gefährlich nah war. Ruckartig umarmte ich ihn so kräftig, sodass meine Schulter seinen Kiefer nach oben drückten und seine Arme so gedrückt wurden, sodass er nicht beißen und kratzen konnte. Plötzlich spürte ich ein Ziehen an meinen knielangen Haaren. Verdammt, ich hätte sie direkt mit meiner Hose schneiden müssen! Egal, ich drückte einfach fester zu, damit seine Arme sich nicht mehr bewegen konnten.

"Viel besser!", sagte ich und mein Grinsen wurde psychopathisch. Plötzlich wurde das Dröhnen in meinem Kopf lauter und das Piepen machte mich noch verrückter als ich sowieso schon war.

Mit beiden Händen hinter seinem Rücken zog ich an seinem Kiefer. Sein Kopf drehte sich langsam nach hinten und das Stöhnen wurde zu einem Röcheln. "KNACK!", machte es und ich fing an zu lachen.

"Hahaha...", machte ich während ich seinen abgerissen Kopf in den Händen hielt. Sein leblose Körper viel zu Boden, doch meine Hände verkrampften sich in seinem Schädel. Meine Pupillen wurde klein und mein Lachen lauter.

Jetzt verstand ich! Das Dröhnen in meinem Kopf und das Piepen in meinem Ohr kam wenn ich verrückt wurde... Aber ich war mehr als verrückt...

Ich war wahnsinnig. Ich war größenwahnsinnig.

Walker, love and other shit - The  walking deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt