Kapitel 12: Narben

1.1K 72 3
                                    

Wir erreichten nach ein paar Tagen ein Gefängnis. Es war gut gesichert mit doppelten Mauern und Aussichtstürmen. 

Wir bezogen sie nachdem wir ein paar Beißer erledigt hatten.  Es gab mehrere Zellenblocks mit Zellen indenen Hochbetten standen.

Ich wollte mir eine Zelle mit Daryl teilen, doch als ich die Zelle betrat um meine Sachen abzulegen, war das zweite Bett besetzt. Unten saß Daryl und schaute zu mir auf als er mich hörte. Ich schaute nach oben und Carol saß auf dem oberen Bett und hatte erst ihren hasserfüllten Blick drauf, aber kurz danach wurde es zu einem bösen Lächeln.

"Sorry Ali, aber ich habe mir dieses Bett schon ausgesucht. Geh doch zu Beth. Sie ist wenigstens in deinem Alter.", meinte Carol immer noch mit ihrem hämischen Lächeln.

Daryl der zu Boden schaute blickte nun zu mir hoch und nickte. Wieso tat er  nichts? Carol konnte eine richtige Schlampe sein. Was wollte sie von ihm?

Als keine Reaktion folgte, nickte ich nur kurz, schaute zum Boden und ging ein paar Zellen weiter zu Beth. Zu der Beth, die mich von der ersten Sekunde an töten wollte. Toll. Genau das brauchte ich.

Ich schaute kurz in die Zelle und sah Beth auf dem unteren Bett sitzen. Ihre Haaren lagen ihr im Gesicht und sie schaute auf ihr Handgelenk. Wonach schaute sie dort? Ich erblickte nun auch meine linke Hand und sah die Narbe des Bisses von Joker, aber als ich weiter mit meinen Augen zur Hand wanderte erstarrte mein Blick.

Ich schob mein dickes, schwarzes Armband mit Nieten zur Seite, welches ich schon lange vor der Apokalypse besaß.

Mein Handgelenk war vernarbt. Ich wusste, dass ich ab und zu mit dem Messer spielte. Nicht zu übersehen waren noch zwei dicke Narben über meiner Pulsader. Suizidversuche.

Die erste Narbe fügte ich mir vor der ganzen Scheiße hier zu.

Während ich mir die zweite zufügte wurde ich von Dale unterbrochen.

Die Narben habe ich noch keinem gezeigt, selbst nicht als ich damals von Dale sprach. Schnell schob ich das Armband wieder über die Narben.

"Hey",  brachte ich leise und einfühlsam raus.  Beth erschrak und blickte schnell hoch in meine Richtung.

"Ich habe dich gar nicht kommen hören.", stellte sie fest und senkte dann wieder ihren Blick auf ihr Handgelenk.

Ich setzte mich neben sie auf die Kante des Bettes, als sie plötzlich den Ärmel ihres Pullovers über das Handgelenk zog.

"Alles ok mit dir?", fragte ich verwirrt.

"Naja... Muss ja... Glaubst du das Gefängnis ist sicher? Glaubst du wir können uns hier ein zu Hause aufbauen?", bombardierte Beth mich mit Fragen.

"Ich hoffe es.", sagte ich seufzend. Ruckartig hob Beth ihren Blick und schaute mir in die Augen.

"Es tut mir Leid, was damals passiert ist. Die Gruppe wollte dich aufnehmen und ich wollte sofort, dass du stirbst. Ich dachte du wurdest von einem der Schattengestalten gebissen,  weißt du? Ich habe durch die Beißer die Hälfte meiner Familie verloren...", gestand mir Beth.

Sie wurde mir sofort sympathischer. Ich konnte ihre Angst verstehen.

"Ist schon okay. Ich hätte auch so gehandelt.", munterte ich Beth auf.

Sie nickte kurz, zog ihren Ärmel wieder hoch und schaute wieder auf ihr Handgelenk. Nun sah ich es. Auch sie hatte eine dicke Narbe über der Pulsschlagader.

Beth sah, dass ich auf Ihr Handgelenk starrte. Mit fragenden Blicken nahm ich ihre Hand in meine und zog sie näher zu mir, um die Narbe besser betrachten zu können.

"Wenn ich es dir erkläre, würdest du es nicht verstehen.", gab Beth von sich.

Wie konnte sie Soetwas behaupten?!

Ich zog eine Augenbraue hoch: "Du glaubst ICH würde es nicht verstehen?!"

Ich schob mein Nietenarmband zur Seite und deutete auf meine zwei dicken Narben: "Erzähl mir nicht ich hätte keine Ahnung!"

Beth starrte wir eingefroren mit offenem Mund auf mein linkes Handgelenk. Ihr stiegen Tränen in ihre Augen. Jetzt bekam ich Mitleid.

"Wieso nimmt dich dass so mit? Wieso weinst du?", fragte ich einfühlsam.

"Weil du weinst...", erwiderte Beth und hob ihre Hand um ihre Tränen weg zuwischen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wirklich am weinen war.

"Es ist jetzt nicht die Zeit, darüber zu reden. Denk immer daran, alles wird gut.", lächelte ich sie an und probierte das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden.

Beth nickte nur und verließ die Zelle um den anderen beim Auspacken zu helfen. Ich ließ mich auf das Bett fallen und schloss die Augen und beschloss mich nur kurz hinzu legen, aber schlief ein.

Ich wurde wach von einem Kitzeln im Gesicht. Daryl saß neben mir und schaute mir beim Schlafen zu. Sein Gewsicht war so nah, dass seine Haare mich im Gesicht kitzelten.

"Du bist wach geworden. Wie geht's dir jetzt?", fragte er höflich und einfühlsam. Was war nur passiert? In der Höhle war er doch so kalt und abweisend.

"Ganz gut... Wieso fragst du?"

"Weil du nun 13 Stunden geschlafen hast...", grinste er mich an.

Plötzlich stemmte er beide Hände neben meine Schultern und lehnte seinen Kopf direkt über meinen, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Schulter spüren konnte.

Ich schloss die Augen und spürte seine weichen Lippen erst auf meiner Stirn,  dann auf meiner Wange und zuletzt auf meinem Mund. Als ich die Augen wieder aufmachte, strahlte mir Daryl ins Gesicht.

Ich lächelte ihn an und dachte der Moment wäre perfekt, doch als ich hinter ihn sah, stand Carol im Flur vor der Zelle und blickte mich wieder hasserfüllt an. Ihre Pupillen wurden sehr klein und sie guckte mich an, als ob sie jeden Moment ihr Messer zückt und mich tötet.

Walker, love and other shit - The  walking deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt