Kapitel 10: Der Sprung

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Das Seil war sehr kurz und ich stoppte auf der Hälfte des Weges. Ich knallte immer wieder gegen den Berg, aber es war mir in diesem Moment egal, wie viele Narben ich bekam, mein einziges Ziel war Daryl zu finden. Ob tot oder lebendig.

Als aus dem Seil die Spannung raus war und ich mich am Berg fest klammerte wie eine Spinne , sah ich im Berg eine kleine Vertiefung, eine Höhle. Aus dieser schaute ein Bein raus. Ich befand mich circa 5 Meter über ihr und das Seil war zu kurz um mich runter zu hangeln.

Ich dachte es wäre Daryls Bein und so hatte ich keine andere Wahl, als das Seil abzuschneiden, um mich in die Höhle fallen zu lassen, nur wie?

Ich hatte kein Messer. Meine Nägel waren zum Glück schon so lang, um das Seil an einer dünne Stelle zu lösen. Dies gelang mir und ich sprang in Richtung Höhle, doch ich verfehlte meinen Sprung und hielt mich nur noch am Höhleneingang  einem Arm fest.

Meinem linken, der immernoch von dem Biss schmerzte.

Sofort holte ich meinen zweiten Arm hinzu und versuchte mich hoch zu rangeln.  Auch dies gelang mir und ich stand vor einer kleinen Höhle. Sie ging tiefer in den Berg, aber es war zu dunkel um irgendwas zu erkennen. Ich war froh überhaupt ein wenig mitten in der Nacht zu sehen.

Ich rappelte mich auf und da saß er. Daryl saß an der Wand des Höhleneinganges und schaute zur gegenüber liegenden Wand.

"Daryl? Daryl?! Daryl... Alles ok?", brachte ich raus und näherte mich mit kleinen langsamen Schritten auf ihn zu.

Daryls Kopf erhob sich in meine Richtung. Seine Augen öffneten sich langsam,  doch  er konnte nicht wirklich auf stehen, denn irgendwas hinderte ihn.

Es war sein Bein. Es hatte eine große Verletzung, sodass er sich nicht mehr aufrichten konnte.

Zum aller ersten Mal sah ich, einen kalten Blick von ihm. Ich habe nur ein bisschen von Daryl von anderen aus der Gruppe gehört. Er soll angeblich sehr abweisend, ernst und kalt sein.

Diese Seite bekam ich in diesem Moment zu spüren, denn ich glaubte, er war nur zu mir nicht so, bis jetzt.

Alles Nette was er zu mir sagte, sagte er so, dass es keiner hören konnte.

"Was für ein Macho! ", dachte ich mir, doch irgendwie tat er mir Leid.

Wir kannten und so gut wie gar nicht, aber er ließ mich in sein Inneres blicken und ich versaute es... Mal wieder typisch für mich...

Er sah mich für einen kurzen Moment an, doch senkte seinen Blick kurz danach wieder.

Ich ging zu ihm hin und setze mich wortlos neben ihn an die Wand. Ich legte meinen Kopf an seine warme Schulter. Er sagte nichts, war aber auch nicht sauer. Er schaute einfach nur wie paralysiert an die Wand.

"Alles klar da unten?", hörte ich Rick rufen.

"Relativ ok. Fahrt die Wagen zum Fuße des Berges. Ich und Daryl kommen gleich runter", antwortete ich.

"Daryl lebt!", hörte ich Carol rufen,  "Daryl lebt!" Ich konnte hören, wie sie in Tränen ausbrach. Ich war ihr egal.

Es ist schon heller geworden und Daryl fing an meine Wange zu streicheln. Es wunderte mich, denn er war in dem Moment eigentlich ziemlich abwesend.

Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen und spürte große Erleichterung.

Aber auch nur in diesem Moment, denn ein paar Sekunden später hörte ich tief weiter in der Höhle ein Stöhnen und Schritte, die sich in unsere Richtung bewegten.

Ich dachte Daryl springt nun jeden Moment auf und killt die Beißer, die auf uns zu kamen, aber er saß einfach nur da. Ich glaubte, es wäre ihm egal, dass wir jetzt jeden Moment sterben könnten.

Ich stand also auf und probierte mein Messer zu zücken, doch mir fiel wieder ein,  dass es mir abgenommen wurde.

Nun stand ich da, ohne Waffe ausgeliefert an die Beisser.

"Ali, das habe ich noch nie gesagt, aber nimm meine Armbrust und knall die Freaks ab.", sagte Daryl plötzlich ganz gleichgültig.  Ich blickte in seine Augen: "Wirklich?"

"Ja. Ich vertraue dir. Wer sein Leben riskiert um mich zu retten, dem bin ich wohl nicht egal.", versicherte er mir in einem sicheren Ton. Ich lächelte kurz und war sicher, ich würde Daryl beschützen.

Ich hob seine Armbrust auf, zielte auf die Köpfe der Walker und schoss die Pfeile in die blutigen Köpfe der ekligen Zombies. Als sie am Boden lagen ging ich ganz stolz auf sie zu, bohrte mit den Pfeilen ein wenig im Gehirn und dann zog ich sie mit aller Wucht raus.

"So ein Mädchen habe ich noch nie gesehen.", sagte Daryl geheimnisvoll und überrascht zu mir. Ich schwieg, da nicht wusste, was ich sagen sollte.

Ich wusste, wir müssen hier raus und so rief ich der Gruppe, die immernoch oben auf mich wartete zu:

"Werft noch ein Seil runter!"

"Komm nicht auf den Gedanken dich zu erhängen", sagte Daryl nebenbei belustigt zu mir. Ich war verwundert, dass er so ruhig bleiben konnte. Dies machte mich sehr wütend.

"Findest du das lustig? Du hast doch gesehen wozu ich fähig bin!", schrie ich ihn an und deutete dabei auf meinen vernarbten Unterarm.

"Ich wollte nur die Stimmung auf lockern, aber wie ich sehe, bist du wie all die anderen Weiber...", sagte Daryl wie ein arrogantes Arschloch zu mir.

Ich wurde aggressiv, aber zugleich wollte ich nicht wahr haben, dass er so etwas sagte.

Ich stand den Tränen nahe, aber ich versuchte mir  einzureden: "Du weißt nicht was du sagst... Dein Bein ist am Bluten..."

Daryl zog in diesem Moment einen Mundwinkel hoch, als er dabei war abwertend zu lächeln. Dabei schüttelte er den Kopf, was mich noch aggressiver machte.

Ich probierte ihn zu ignorieren und später nochmal auf diese Geste zurück zu kommen.

"Daryl ist hier und lebt, aber er hat eine Beinverletzung. Jetzt werft das Seil runter.", rief ich.

Nachdem ich das Seil gefangen hatte und es an dem Höhleneingang anbrachte, sagte ich zu Daryl:

"Wir müssen mit dem Seil runter auf den Boden klettern."

"Wie soll das gehen Ali? Mein Bein ist stark verletzt. Wie soll ich zum Teufel da runter?!"

"Vertraust du mir nicht? Ich habe einen verletzten Arm."

Daryl seufzte, doch meinte: "Bringen wir es hinter uns!"

Ich kletterte vor und Daryl versuchte es über mir runter zu  schaffen. Dies funktionierte sehr gut und als wir unten ankamen, wartete die Gruppe mit den Autos auf uns.

Wir bemerkten nicht, dass es schon Sonnenaufgang war und alle haben sich sofort in die Auto rein gesetzt, aber zu der Zeit wussten wir nicht, in welches faszinierende Gebiet wir fahren sollten.

Walker, love and other shit - The  walking deadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt