XXXII Weg!

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(Sicht) Ella

Kerzengerade sitze ich nun auf dem weichen Untergrund. Er antwortet mit einem belustigten Tonfall: „Weil ich gerade aus der Dusche komme, Schätzchen. Außerdem darf ich wohl bei mir zu Hause so rumlaufen, wie ich will. Oder was meinst du?"

Ich lasse seine Worte langsam durch den Kopf gehen. Bei mir zu Hause ... Die Tatsache, dass ich in seinem Bett geschlafen habe, wird mir jetzt erst bewusst. Innerlich verfluche ich mich selbst. Wie kann man nur so blöd sein!

Er räuspert. „Ähm ... Danke, dass du hier aufgeräumt hast. Aber lass das in der Zukunft sein, sonst fühle ich mich wie ein Baby, das gar nichts kann."

Ich höre auf mit meinen Fingern zu spielen. Anton als Baby, bei dieser Vorstellung muss ich kichern. Die peinliche Stimmung ist verschwunden und ich lasse mich rückwärts ins Bett fallen. Auch wenn sich das Rumtoben-im-fremden-Bett nicht gehört, trotzdem: Ich liebe sein Bett. Es ist groß, weich, gemütlich und ... es hat mein Lieblingsgeruch.

Ich verstecke meine Hände hinterm Kopf und blicke in seinen grünen Augen. „Gern geschehen. Aber bist du dir sicher, dass du dich nicht nur wie ein Baby fühlst, sondern in Wirklichkeit eins bist?", entgegne ich amüsiert und unterdrücke ein Grinsen.

Er klappt den Mund auf und wieder zu. Schließlich fragt er, jedes Wort langsam aussprechend: „Was hast du gesagt?"

Irgendwie lässt mich sein Stimmungswechsel kalt. „Du. Bist. Ein. Baby. Das. Nichts. Kann. Außer. Mädchen. Abschleppen", erwidere ich langsam und provozierend. Für einige Sekunden herrscht absolute Stille. Wir sehen uns nur an. Seine Miene ist unergründlich. Als mir das alles zu blöd wurde, senke ich meinen Blick.

Plötzlich ist er bei mir und beugt sich, immer noch oberkörperfrei, über mich. Seine Hände sind links und rechts neben meinem Kopf abgestützt. Ich gerate in eine Schockstarre.

„Nimm das zurück", flüstert er leise, bedrohlich. Ich schlucke schwer. Mir ist es auf einmal sehr warm. Nein, heiß.

„Entschuldige dich", knurrt er. Ist es möglich, dass man die Körperwärme des anderen spürt, obwohl mehr als 40cm dazwischen liegen? Ich muss weg, sonst springt mir mein Herz womöglich noch aus der Brust. Vorsichtig fasse ich ihn an seinen Schultern, die sich hart und muskulös anfühlen. Seine Augen weiten sich unter meiner Berührung.

„Es tut mir leid, das habe ich nicht so gemeint. Du bist kein Baby. Und in Mathe bist du besser als ich", sage ich sanft, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte. Anschließend drücke ihn zurück in die Matratze, dabei lässt er mich nicht aus den Augen. Ich presse meine Lippen zu einem leichten Lächeln und stehe auf.

Noch immer herzklopfend ziehe ich meine Schuhe an. Das letzte Mal, Ella. Mit ihm. Ab morgen wirst du ihm aus dem Weg gehen. Ein Anflug von Traurigkeit überkommt mich.

Während ich an den Schnürsenkeln fummele, ertönt von unten eine schrille Stimme: „Anton, Schatz! Ich bin's, Stella! Bist du da?"

Mitten in der Bewegung halte ich inne. Ist das Zufall oder warum taucht sie immer dann auf, wenn ich da bin? Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Anton vom Bett aufspringt und zum Kleiderschrank eilt.

In weniger als dreißig Sekunden ist er fertig angezogen. Dann kommt er zu mir und zieht mich zum Fenster. Er deutet auf den Leiter, der von seinem Zimmer zum Garten führt, und befiehlt mir, nach unten zu klettern.

„Der Sinn unserer Beziehung ist doch, ihr zu zeigen, dass du eine neue Freundin hast. Wieso flüchten wir dann?", wundere ich mich.

Er verdreht genervt die Augen. „Dir ist es doch unangenehm. Außerdem habe ich heute keinen Bock auf sie. Und jetzt steig darauf!"

Seit wann interessieren ihn meine Empfindungen?

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Hey alle zusammen,

ihr habt sicherlich schon längst bemerkt, dass ich fast jedes Kapitel einer Person gewidmet habe. Damit möchte ich mich einfach bei der Person bedanken, die meine Geschichte liest, votet und kommentiert. Das bedeutet mir echt sehr, sehr viel und ich weiß nicht, wie ich meine Dankbarkeit sonst ausdrücken soll ;)

Meine lieben Leser, fühlt euch gedrückt :)

Eure Lilly

Wie wir uns nicht ausstehen konntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt