„Hallo? Ist da jemand?", flüstere ich mit zittriger Stimme.
Keine Antwort und Totenstille. Anscheinend war es nur eine Maus oder so ähnliches. Erleichtert atme ich wieder aus.
Plötzlich springt eine kleine Gestalt heraus. „Buh!"
Ich zucke zusammen.
„Haha, ich habe dich erschreckt!", ruft die kleine Gestalt schadenfreudig.
Es ist Leo, Lenas fünfjähriger Bruder. Abgesehen davon, dass er sich total gerne verkleidet und versteckt, sieht er mit seinen roten Locken und himmelblauen Augen sehr niedlich aus.
Ich stehe von der Schaukel auf grinse: „Na warte!"
Ich hebe Leo hoch, werfe ihn über meinen Schultern und trage ihn anschließend ins Haus.
Er schlägt mit seinen kleinen Händen auf meinen Rücken und jammert: „Lass mich runter! Ich will in den Garten!"
„Oh nein Schätzchen, wir bleiben jetzt schön hier drin", sage ich entschlossen und lasse ihn auf dem Sofa fallen.
Leo verschränkt seine Arme vor der Brust und zieht ein beleidigendes Gesicht. „Ella du bist gemein!"
„Leo, draußen ist kalt. Du wirst krank, wenn du so lange draußen bleibst", besänftige ich ihn mit weicher Stimme.
Er schmollt.
Ich seufze. Mann, wieso müssen die Kleinkinder immer so stur sein?
„Wir können ja hier drinnen was zusammen spielen", schlage ich vor.
Sein Gesicht hellt sich auf. „Jaaaaa! Memory!"
_
Es ist nun 22.00 Uhr und ich spiele immer noch mit Leo Memory. Seit drei Stunden. Die dreißigste Runde. Ich konnte ihn nicht überreden, was anderes zu spielen.
Mittlerweile bereue ich echt meinen Vorschlag.
„Ich habe das letzte Paar gefunden!", ruft Leo triumphierend.
„Super!", gratuliere ich ihm mit gespielt freudigem Ton.
Er wollte schon eine neue Runde beginnen, da kommt zum Glück Lena rein. Gemeinsam bringen wir dann Leo ins Bett und gehen wieder in ihr Zimmer.
„Sag mir nächstes Mal bitte Bescheid, wenn dein Bruder nach irgendetwas süchtig ist", sage ich gähnend.
„Wieso?"
Also erzähle ich ihr, was ich mit Leo in den letzten drei Stunden gemacht habe. Und Lena lacht sich krank.
„Das. Ist. Nicht. Lustig!", sage leicht beleidigt.
„Doch ist es!", widerspricht mich Lena und wischt sich eine Träne weg.
„Und warum habe ich das Ganze gemacht? Weil meine beste Freundin mit einem sogenannten Lorenzo, von dem sie mir überhaupt NICHTS erzählt hatte, geskypt hat!"
Ihre Lache verstummt schlagartig und sie schaut ein wenig benommen zum Boden.
„Es tut mir leid, Ella. Ich wollte dir das erzählen, schon am ersten Schultag. Doch ich bin nicht richtig dazu gekommen", sagt sie kleinlaut.
Ich seufze verständnisvoll. „Ist doch nicht schlimm. Dann erzähle es mir jetzt."
„Okay", antwortet sie und wird leicht rot.
„Also: Ich und Lorenzo haben uns in den Sommerferien in Italien kennengelernt, als er bei uns im Ferienhaus die Klimaanlage repariert hat. Er ist nämlich Handwerker. Naja... An diesem Tag war ich alleine zu Hause. Nachdem er die Klimaanlage repariert hatte, lud ich ihn als Dankeschön auf ein Eis ein. Wir verstanden uns auf Anhieb super und beim dritten Treffen hat er mich geküsst. Ein wundervoller Kuss war das." Verträumt sieht mich Lena an.
„O mein Gott, so romantisch! Ich freue mich so für dich!" Diesmal bin ich diejenige, die kreischt.
Lena hopst aufgeregt auf ihrem Bett rum. „Danke, Ella! Es bedeutet mir echt viel, dass du dich für mich freust."
Dann zieht sie mich hoch und wir hüpfen beide wie verrückt auf dem Bett rum. Dabei singen wir lauthals Liebesschnulzen und lachen uns über unsere schiefen Töne schlapp.
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Wie wir uns nicht ausstehen konnten
Teen Fiction[beendet] "Ich will dich. Allerdings ... bin ich mir nicht sicher, ob es richtig ist, dich zu wollen." Sie stellt sich ein Leben ohne Beziehungen vor. Er auch. Sie verdrängt schlechte Erinnerungen mit Lernen. Er aber nicht, sondern nutzt die Gunst s...