XXX Emotional

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Bild: Robert Pattinson as Franz

Zur genauen Erinnerung siehe Kapitel "Männerdusche". Ansonsten hier eine kurze Zusammenfassung:

Franz, 23, studiert Anglistik.

- Traumjob: Dolmetscher oder Bibliothekar

- Ellas bester Freund. Beide haben aber eher ein geschwisterliches Verhältnis zueinander. Er sieht Ella als kleine Schwester und Ella ihn als großer Bruder.

-In einer Beziehung mit Isabel, Antons große Schwester.

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Links und rechts von der Straße ragen große Bäume in den Himmel. Vereinzelte Windzüge lassen bunte Blätter in der Luft herumflattern. Der Oktober kann so schön sein!

Das Haus, in dem Anton wohnt, wird durch eine graue Steinmauer nach außen hin abgegrenzt. Es hat ein schwarzes Satteldach. Die Fassade ist zartgelb, mit großen und schwarz umrandeten Fenstern gekennzeichnet. Durch eines der Fenster kann man ein reichverzierter Kronleuchter sehen, von dem ich schon bei meinem letzten Besuch begeistert war. Um Gebäude herum liegt ein gemähter Rasen, die winzigen Tautropfen an der Spitze der gelbgrünen Gräser schimmern golden im Sonnenlicht.

Das schlicht verzierte Gartentor steht einen Spalt offen. Ich hebe meine Hand um es weiter nach hinten zu schieben, halte aber mitten in der Bewegung inne. Für den Bruchteil einer Sekunde droht mir mein Mut zu verlassen. An meinen Ohren erdröhnen lauten Herzschläge. Mist. Werde ich ernsthaft nervös, nur weil ich ihn gleich sehe? Ich verdränge diesen Gedanke und zwinge mich dazu, an das Gespräch mit Lena zu erinnern. Sofort packt mich die blanke Wut wieder.

Dieser verdammte Dreckskerl hat mir nachgeschnüffelt!

Ich stapfe die Treppe hinauf zur Haustür. Sie steht ebenfalls offen. Hä? Hat er das absichtlich gemacht? Ich klopfe laut und starre in die beleuchtete und mit Schränken ausgestattete Diele. Minutenspäter kommt immer noch keine Reaktion. Langsam werde ich ein wenig panisch. Gibt es Einbrecher? In diesem Moment höre ich etwas zersplittern und daraufhin ein mit Schmerz erfülltes Ächzen. Ohne zu zögern stürme ich ins Haus ein. Mir ist bewusst, wie unüberlegt das Ganze ist. Angenommen, es sind wirklich Einbrecher, dann bin ich am Arsch ...

Ich renne durchs Wohnzimmer, die Holztreppe hinauf und finde mich zunächst in einem breiten, dunklen Korridor wieder. Jeweils links und rechts sind weißen Türen, die zum einzelnen Zimmer führen. Ich folge dem lauter werdenden Gestöhne, das mir auf einmal bekannt vorkommt. An der zweiten Tür bleibe ich schließlich stehen. Ich umklammere mit meiner zittrigen Hand die kühle Türklinke. Mein Herz pocht wild und mir überläuft eiskalten Schauer. Tief atme ich durch. Bereit, eventuell bewaffneten Einbrechern zu begegnen, öffne ich mit zusammengekniffenen Augen die Tür.

Zwei Gestalten prügeln sich. Einer liegt machtlos auf dem dunklen Parkettboden, der andere hat sich über ihm gekniet und packt ihn am Kragen. Beim genauen Hinsehen stoße ich unwillkürlich ein Geschrei aus und eile zu denen.

„Was tust du da, Anton? Hör sofort auf damit!", zische ich wütend und ein wenig verzweifelt. Gleichzeitig fasse ich ihn am Arm und versuche ihn wegzuzerren. Heftig schüttelt er meine Hand ab und wirft mir einen gereizten Blick zu.

So aggressiv habe ich ihn noch nie erlebt. Okay, wir kennen uns auch erst seit zwei Monaten ... Aber in seinem jetzigen Zustand, mit verstrubbelten Haaren und blutverschmiertem T-Shirt, könnte man ihn glatt für einen Schlägertyp aus einer Gang halten.

Er holt noch eins aus.

„Ah ..."

„Aufhören!", schreie ich erneut und zerre Anton mit aller Kraft weg. Schweratmend taumelt er zurück.

Ich lasse meine Tasche zum Boden fallen und beuge mich nach unten. „Franz?! Alles okay? Kannst du mich hören?". Ich nehme ihn an den Schultern und rüttele heftig. Das Gesicht meines besten Freundes ist blutverschmiert, rote Flüssigkeit strömt aus seiner Nase, seine Lippen sind aufgeplatzt, um sein linkes Auge hat sich ein blauer Fleck gebildet.

Mühsam rappelt Franz sich auf. „Mache dir keine Sorgen, mir geht es bestens." Er schenkt mir ein gezwungenes Lächeln und rumpelt zur Tür.

Hinter mir höre ich Antons drohende Stimme: „Komm nie wieder hierher, sonst überlebst du es nicht."

Ich drehe den Kopf kurz in seine Richtung. „Wie redest du bitte mit ihm?", sage ich laut.

Anschließend folge ich Franz nach draußen. „Was ist hier los? Wieso hat Anton dich geschlagen?", frage ich besorgt.

Um mich nicht in die Augen sehen zu müssen, hält er seinen Blick starr nach unten gerichtet. „Hör zu, können wir später reden? Ich brauche Zeit zum Nachdenken", erwidert er müde.

Ich seufze und nicke anschließend verständnisvoll. „Klar. Ist ansonsten alles in Ordnung? Soll ich Anton um Verbandkasten bitten?"

Er wirft mir einen mahnenden Blick zu. „Nein. Ich regele das schon selbst. Kümmere dich lieber um Anton oder ... bringe ihn auf andere Gedanken."

Wie?

„Ich gehe." Er umarmt mich und flüstert: „Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen."

***

Mir schwirren tausenden Fragen durch den Kopf. Was, verdammt, ist passiert? Ich stapfe zurück in Antons Zimmer, in dem das reinste Chaos herrscht. Überall liegen Hefte, Bücher und Flaschen rum. Anton ist nirgendswo zu finden. Toll. Das mit dem zur-Rede-stellen wird heute wohl nichts. Ich hebe meine Tasche auf und wende mich zum Gehen.

Kümmere dich um Anton oder ... bringe ihn auf anderen Gedanken, Franz Worte ertönen an meinen Ohren. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Na gut. Meinem besten Freund zuliebe tu ich das. Oder versuche es wenigstens.

Dass Anton auf diesen Wollen-wir-reden Kram steht, bezweifele ich. Deswegen werde ich lieber etwas anderes unternehmen. Etwas Realistischeres.

Wie wir uns nicht ausstehen konntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt