XI Isabel, die Romantikerin

821 64 17
                                    

Anton

Ich musste lächeln, weil sie so überrascht reagiert hat. Ich wette, sie hätte nie im Leben gedacht, dass ich solche romantische Musik besitze.

In Wahrheit gehört die CD auch nicht mir, sondern Isabel. Das war ihr „Erfolgsrezept Nr.1".

Die ganze Sache war nämlich so...

Nachdem ich Ella als meine Freundin vorgestellt hatte, nervte mich Isabel dauernd mit ihren Fragen wie:

„Wie habt ihr euch kennengelernt?"

„Wie war euer erster Kuss?"

...

Irgendwann mal hielt ich es nicht mehr aus und ich erzählte ihr die ganze Story. Sie war total enttäuscht, weil sie dachte, ich hätte mich endlich von diesem Mädchenaufreißer zu einem guten Kerl verwandelt.

Ein guter Kerl? Ja, das war ich, bevor meine Freundin mich mit meinem besten Freund betrug. Seitdem habe ich beschlossen, keine Gefühle mehr für jemanden zu entwickeln, sondern nur noch Spaß zu haben. Ich ging auf unzähligen Partys und schlief mit unzähligen Mädchen. In Australien hat sich das Ganze dann selbstverständlich fortgesetzt.

Eins ist mir klar, wer zuerst Gefühle entwickelt, wird auch als erster verletzt. Und ich werde es nicht mehr sein.

Ich dachte, Isabel würde sich mit meiner Erklärung zufrieden geben und keine Fragen mehr stellen. Doch gestern beim Abendessen fing sie wieder damit an.

„Wie geht's Ella so?", fragte sie als allererstes.

„Weiß nicht. Hab nicht viel mit ihr zu tun", antwortete ich.

Es stimmt auch. In den letzten vier Wochen hab ich sie in Ruhe gelassen, weil ich beschäftigt war. Mit der Schule, ich musste nämlich einiges nachholen. Und natürlich Stella. Sie nervte mich ständig. Wir hatten, bevor ich nach Australien gegangen bin, was miteinander. Seitdem glaubt sie, ich gehöre ihr.

„Und bist du immer noch mit deiner Barbie-Freundin zusammen?"

„Wir waren und sind nicht zusammen. Und wir werden auch nie zusammen sein", entgegnete ich genervt.

„Oh die arme Stella! Sie sieht das wohl ganz anders", sagte Isabel mit einem gespielt mitleidigen Ton.

Ich rollte mit den Augen und stocherte in meinem Salat rum.

„Hör mal Brüderchen, ich hätte da eine Idee, wie du Stella ganz einfach loswerden kannst..."

„Nein, Never! Sie wird niemals ja sagen. Und seit wann interessierst du dich für mein Liebesleben?!", rief ich, als Isabel mir von ihrer Idee erzählt hat.

„Mann Anton, ich will dir einfach nur helfen! Außerdem seht ihr zusammen voll süß aus."

Ich schlug Isabel spielerisch auf dem Arm. Meine Schwester, die Romantikerin.

„Ah!" Dann fiel ihr was ein und sie rannte in ihr Zimmer. Kurz darauf kam sie mit einer CD zurück. „Erfolgsrezept Nr.1", zwinkert sie mir zu, „sie steht voll drauf, hat Franz mir erzählt."

Wie wir uns nicht ausstehen konntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt