XXI Gekidnappt

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Nach unserer kleinen „Auseinandersetzung" wegen Leo folgt leider ein weiterer Streit.

Wir hatten eben in Englisch ein ziemlich interessantes Thema, nämlich die Unterschiede zwischen dem amerikanischen Englisch und dem britischen Englisch. Und genau darüber streiten ich und Lena uns.

„Britisches Englisch ist einfach nur spießig, ja? Amerikanisches Englisch hört sich viel geiler an! Und außerdem, weißt du wie viele Menschen amerikanisches Englisch sprechen? Über 300 Millionen! Dagegen kann das britische Englisch null mithalten!", brüllt Lena.

„Hallo?! Wie kannst du das britische Englisch als spießig bezeichnen? Es ist die englische Hochsprache! Wer das britische Englisch spricht, ist automatisch ein gebildeter Mensch!", gebe ich zurück.

Ich gebe es zu, ich bin ein konservativer Mensch. Die Engländer sind nun mal die ersten, die die englische Sprache verwendet haben. Nicht ohne Sinn lernen wir in der Schule das britische Englisch, es ist eben der Standard.

„Willst du etwa damit sagen, dass ich dumm bin?", fragt Lena mit einem wütenden Ausdruck.

Genervt stöhne ich. „Nein, Lena... Verstehe das doch nicht falsch!"

„Ich verstehe das falsch?! Boah Ella! Dann pass nächstes Mal besser auf, was du sagst!"

Oh Gott, nichts kann schlimmer sein als eine eingeschnappte Lena... Aber da ich auch nicht gerade eine unaufgeregte Person bin, muss ich natürlich etwas erwidern, das unser eben noch harmloser Streit schlagartig eskalieren lässt.

„Lena, du bist so dr- "

Weiter komme ich nicht, denn irgendjemand nimmt von hinten meine Hand und zieht mich mit sich. Überrascht taumele ich ein paar Schritte zurück und landet direkt in die harte Brust eines Jemanden, der mich zum Glück rechtzeitig auffängt. Mir steigt sofort ein frischer Duft in die Nase, der leicht nach Zitrone riecht. Egal wer das jetzt ist, gutriechend tut er schon mal. Und weil mein Kopf wegen des harten Stoßes ein wenig wehtut, scheint er auch durchtrainiert zu sein. Jetzt fehlt nur noch ein hübsches Gesicht, dann ist die peinliche Situation perfekt.

Uuunnnd verkackt...! Er hat das perfekte Gesicht. MOMENT! Kenne ich ihn nicht irgendwoher? Diese Dunkelblonde Chaosfrisur und grasgrünen Augen?

Im Nu stehe ich wieder auf meine eigenen Beinen. „Lass mich los Anton!", rufe ich aufgebracht und versuche seine Hand abzuschütteln. Was mir ja so toll gelingt... Nun verfestigt er seinen Griff noch mehr und marschiert los.

„Aua! Mann Anton, du tust mir weh! Lass mich los!", klage ich. Er ignoriert einfach meinen Kommentar und läuft nur schneller.

Ja schön, Blödmann! Ich bleibe jetzt stehen.

Genervt dreht er sich zu mir um und funkelt mich böse an. Ich verziehe meinen Mund zu einem triumphierenden Lächeln, was ihn noch wütender macht.

Endlich lässt er meine Hand los, aber nur um daraufhin mich hochzuheben und über seinen Schultern zu werfen.

Damit habe ich nicht gerechnet und werde deshalb schnell panisch.

„Du lässt mich jetzt sofort runter, Anton!!", schreie ich ihn an. Doch er macht keinen Anstalt mir zu gehorchen.

Mein Kopf ist nur ein paar Zentimeter von seinem Po entfernt und tja, was soll ich sagen? Anton hat ein schöner, männlicher Knackarsch. Normalerweise hätte ich den Anblick bestimmt genossen. Aber so wie mein Kopf jetzt herunterhängt und das ganze Blut rückwärts fließt und mein Gesicht dadurch wahrscheinlich rot wie eine Tomate ist, kann ich nichts genießen.

Energisch schlage ich auf Antons Rücken. „Lass mich bitte runter! Und nimm deine verdammte Hand von meinem Oberschenkel!"

Das war wohl keine gute Idee. Denn sobald er seine Hand wegnimmt, falle ich beinahe runter. Vor Schreck kralle ich meine Finger in seinem Pullover, um mich festzuhalten.

Anton scheint das Ganze zu amüsieren, denn ich spüre seine bebende Brust.

„Hör auf zu lachen und leg deine dreckige Hand zurück! Ich falle gleich runter!"

Zwar muss er dadurch noch mehr lachen, aber wenigstens gehorcht er mir diesmal. Erst als wir an seinem Auto angekommen sind, lässt er mich grob auf dem Sitz fallen, knallt die Tür zu und steigt anschließend selber ein.

Bevor ich wirklich realisiert habe, was alles passiert ist, fährt er schon los. Im Tempo 150 rastet er die Straße hinunter und ich werde in den Sitz gepresst.

„Ähm Anton? Dir ist schon klar, dass wir in der Stadt sind und hier Tempo 30 gilt, ne?"

Meine Worte scheinen ihn nur zu reizen und er beschleunigt sein Tempo noch mehr.

Meine Güte, was ist denn mit dem los? Er redet ja kein einziges Wort mit mir...

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Meine Lieben,

an einem Freitag Nachmittag nach der Schule möchte man sich eigentlich nur entspannen. Aber mir ist eben was wirklich gruseliges passiert. Ich stehe immer noch ein wenig unter Schock und bin zugleich auch froh, dass ich dieses Kapitel einigermaßen okay hingekriegt habe.

Also es war so:

Es war so 16.00 Uhr und ich saß vor meinem Computer. Ich war alleine zu Hause, als plötzlich an der Haustür klingelte. Es war eine Frau so mitte vierzig. Sie erzählte mir, dass sie eine Wette verloren hatte und fragte mich ob sie deshalb Erde für einen Blumentopf von uns bekommen könnte. Dazu versicherte sie mir immer wieder, dass ich keine Angst haben solle und sie auch nicht reinkäme.

Ich meine, ich bin 15 und hatte bisher noch nie so eine Situation erlebt. Ich war wirklich dabei, ihr Erde aus unserem Garten zu geben. Aber zum Glück besaß ich noch genug Misstrauen und rief davor meinen Vater an. Er erkannte sofort, dass da irgendetwas nicht stimmt und sagte mir, ich solle die Frau sagen, dass ich das nicht entscheiden könne und sie wiedergehen solle. Nach fünf Minuten ist sie zum Glück gegangen, aber nicht ohne nochmal zu versuchen, mich zu überreden. Sie wollte unbedingt unsere Erde haben.

Nachdem sie dann gegangen war, kam ein Mann. Er klingelte und hielt irgendetwas in der Luft. Ich wurde panisch und rief wieder meinen Vater an, weil ich dachte, dass dieser Mann mit dieser Frau eine Gruppe wäre. Schließlich machte ich die Tür auf. Der Mann stellte sich als Polizei vor und erzählte mir, dass ihn diese Frau, die vorhin bei uns gekingelt hatte, sehr verdächtigt vorkam. Er wollte deshalb wissen, was sie von mir wollte. In diesem Zeitpunkt, ich schwöre euch, war mein Kopf komplett leer. Ich brachte nur zwei Wörtern hervor, nämlich "Blumentopf" und "Erde". Der Polizist meinte so: "Nur?"

Ich wurde noch unruhiger. Mir kamen plötzlich alle mögliche schlimme Gedanken hoch, wie zum Beispiel die Frau in unser Haus gestürmt wäre und irgendetwas gemacht hätte. Dann fragte ich den Polizist, was die Frau denn von uns wollte. Der Polizist antwortete, dass er das nicht wisse und dass die Frau bei allen Häusern in der Gegend klingele. Zum Schluss meinte er, er befrage die Frau jetzt und gebe mir später Bescheid.

Oh Gott, es war sooo krass! Bisher habe ich Kriminellen und Polizisten nur in Filmen erlebt. Aber jetzt so in der Realität... Einfach unvergleichbar. Ich bin so eine Angsthase! :(

Naja, nichtsdestotrotz komme ich zum Höhepunkt der Woche. Nämlich meine Reads! Mittlerweile sind es 3000! Und das innerhalb von einer Woche!

Danke! Danke! Danke! Was würde ich ohne euch machen? Ihr seid die Besten!

Und an meinen treusten Leser (Ich hoffe, ihr wisst, dass IHR damit gemeint seid): Ihr seid die Besten der Besten! Habe euch alle lieb

Eure Lilly

Wie wir uns nicht ausstehen konntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt