XV Fische im See

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Es ist Samstagnachmittag, ich und Lena sitzen auf ihrem Bett und tragen uns gegenseitig Nagellack auf. Dabei erzähle ich ihr von der Fake-Beziehung mit Anton. Mit offenem Mund starrt sie mich an und lässt die Nagellackbürste abrupt zum Boden fallen.

„Du bist mit dem heißesten Typen unseres Jahrgangs zusammen?!", kreischt sie. Wie immer reagiert sie über.

Ich lege ihr meinen Zeigefinger auf dem Mund: „Pssst, nicht so laut! Außerdem habe ich fake gesagt! Gefälscht! Er will damit nur Stella loswerden!"

„Oh Menno, ich dachte noch, ich hätte vielleicht eine Chance bei ihm", schmollt sie.

„Hast du ja auch, ich könnte euch gegenseitig bekannt machen", schlage ich vor.

Lena prustet los. „Das war ein Scherz, Ella! Anton ist sowieso nicht mein Typ."

Ich verdrehe meine Augen. „Haha, sehr witzig."

Den Rest der Stunde verbringen wir damit, die Nagellackflecken vom Boden sauber zu machen.

Lena ist auf der Toilette, als plötzlich ihr Computer klingelt. Jemand scheint sie auf Skype anzurufen. Auf dem Display steht „Lorenzo".

Wer ist Lorenzo?

„Lena? Jemand ruft dich auf Skype an!"

„Kannst du bitte für mich rangehen und sagen, dass ich gleich da bin?"

Ich zucke mit den Schultern und drücke die grüne Rangehen-Taste. Ein gutaussehender und gebräunter Typ erscheint auf dem Display und ruft fröhlich: „Ciao Bella, Lena Darling!"

„Ähm, hi, ich wollte nur sagen, Lena kommt gleich", sage ich verwundert.

Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen oder verheimlicht mir meine beste Freundin etwas?

Jetzt erst bemerkt er, dass ich gar nicht Lena bin. „Oh sorry, du bist sicherlich Ella? Lena hat mir schon ganz viel von dir erzählt!", entgegnet er mit einem starken italienischen Akzent. Ich könnte mir vorstellen, dass Lena das ziemlich sexy findet, denn sie liebt Akzente.

„Ja, und du bist Lorenzo?", frage ich um nochmal sicherzugehen. Der Typ sieht mit seinen dunklen Haaren und den blauen Augen echt scharf aus, muss ich zugeben.

„Si Si!", nickt er eifrig.

Die Tür geht auf und Lena kommt rein. Wow, umgezogen. Statt ihrer Jogginghose trägt sie jetzt ein dunkelblaues, trägerloses Kleid, das perfekt zu ihren roten Haaren passt.

Sie lächelt mich unschuldig an und formt mit dem Mund: „Erkläre dir später alles."

Ich seufze und lasse sie und Lorenzo allein.

Lenas Familie haben einen traditionellen Geschmack. Ihr Haus ist deshalb sehr traditionell deutsch eingerichtet.

Ich gehe hinaus zu ihrem Garten und verliebe mich erneut in ihn. In dem Garten sind wunderschöne Blumenbeete und ein kleiner See, wo drin ein paar Fische schwimmen. In der Mitte des Gartens steht ein großer Baum und an den Ästen des Baums hängt eine Schaukel.

Wie immer setze ich mich darauf und beobachte die Fische beim Schwimmen.

Uhh, ist es kalt, obwohl es erst Anfang Oktober ist. Ich reibe mir die Hände und versuche an was anderes als Kälte zu denken.

Auf einmal ertönt ein Geräusch im Gebüsch, was mich fast zum Tode erschreckt.

Wie wir uns nicht ausstehen konntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt