XIII Versprechen

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„Anders ausgedrückt: Ich will dich um etwas bitten", verbessert sich Anton.

Na also, DESWEGEN war er den ganzen Nachmittag so nett. Hab mich schon bisschen gewundert, nachdem er mich doch am ersten Schultag so geärgert hatte. Ich werfe ihn einen etwas genervten Blick zu und lasse mich wieder auf das weiße Sofa sinken.

„Mensch Anton! Wenn du mich um etwas bitten willst, dann sagst mir einfach! Ich meine, wir sind zwar keine Freunde oder so... Aber hey! Wir gehen auf die gleiche Schule und sind so gut wie Klassenkameraden! Da ist es doch selbstverständlich sich gegenseitig zu helfen, oder?", spreche ich Klartext.

„Ja... naja... Das, was du sagst, stimmt schon. Aber meine Bitte hat nichts mit der Schule, sondern eher mit bisschen Schauspielerei oder Ähnliches zu tun", meint er vorsichtig.

Hä? Schauspielerei? Das kann ich gar nicht. Ich habe zwar in der Grundschule die Theatergruppe besucht, aber ich habe immer nur einen Baum oder einen Stein gespielt. Also wo man außer rumstehen nichts anderes machen musste. Hinzu kommt noch, dass ich eine extrem schlechte Lügnerin bin.

Anton sieht mich erwartungsvoll an.

„Schieß los", sage ich schließlich, „ich bespreche aber nichts." Mein Unterbewusstsein ist überrascht über meine Zusage. Seit du Anton kennst, brichst du sämtlichen Regeln. Ist das so? Ich mache ein grüblerisches Gesicht. Ich will ihm nur nicht in Schuld stehen, er war den Nachmittag lang unglaublich freundlich.

„Kein Problem." Er strahlt. O Mein Gott, er strahlt, obwohl ich nicht einmal ja gesagt habe. Es müsste um etwas sehr wichtiges gehen. Mein Interesse ist ehrlich geweckt.

„Also..." Er rutscht ein wenig näher heran und beginnt zu sprechen.

Mit jedem Wort, das aus seinem Mund kommt, weiten sich meine Augen Stück für Stück. Mir wird schlecht.

„Das ist ein Scherz oder?", stoße ich entsetzt hervor. „Nur damit ich es richtig verstanden habe: Ich soll mich als deine Freundin ausgeben, damit du Stella loswerden kannst?!"

„Kurz gefasst, ja", bestätigt er ernst.

Wieso fängt der Typ dann überhaupt eine Beziehung an, wenn er sie nicht beenden kann? Und jetzt soll ich mich opfern um ihn aus der Patsche zu helfen?

Davon träumt er wohl!

„Nein, Niemals. Sowas mache ich nicht!"

Wahrscheinlich hatte er meine Antwort bereits erwartet, denn er sieht nicht überrascht aus. Für einen Moment schweigt er und mustert mich eindringlich, so, als ob ich dadurch meine Antwort ändern würde.

Tja, keine Chance. Ich werde meine Meinung nicht ändern. Ich meine, geht's noch?! Eine gefälschte Beziehung? Sowas endet nie gut! Wenn das jemand mitbekäme, dann bin ich für immer unten durch!

„Kannst du dich an dem ersten Schultag erinnern, Ella?", fragt er plötzlich und starrt geradewegs aus dem Fenster. „Falls nicht: Ich habe immer noch was gut bei dir."

Einzelne alte Puzzleteilchen in meinem Gehirn tauchen wieder auf. Ich erinnere mich an das Geschehen am ersten Schultag, damals habe ich ihm versprochen, etwas wiedergutzumachen. Scheiße! Ich habe gar nicht mehr dran gedacht. Jetzt hat er wohl bekommen, was er will. Denn falls ihr es noch nicht wisst: Ich bin eine Person, die ihr Versprechen immer hält.

Ella.

Sei mal unvernünftig und lauf weg. Ich kann aber nicht, da würde ich mich wie eine Lügnerin fühlen.

Du Kotzbrocken. Ich weiß, seufze ich.

Eine andere Stimme meldet sich in mir. Halt die Klappe. Eine Abwechslung kann nicht schaden. Komm, das wird bestimmt lustig!

Ich schüttele alle Gedanken weg. Explodieren. Das will ich jetzt.

„Anton, du bist so ein Dreckskerl, Arschloch, Blödmann, Depp, faule Socken, Schimmelwurst!! Wie kannst du es wagen meine Nettigkeit auszunutzen! Ich hasse dich!"

So viele Schimpfwörter habe ich noch nie auf einmal sagen können. Schweratmend sehe ich ihn voller Gift an. Anschließend greife ich mir ein Kissen vom Sofa und schleudere es mit voller Kraft gegen ihn.

Er fängt es ohne Probleme auf. Ich werde noch wütender. Seine Mundwinkel zucken leicht. Anschließend fängt er an zu lachen. Ich spüre meinen Kopf in Flammen stehen. Aaahhh! Dieser Junge macht mich noch wahnsinnig! Ich greife nach dem nächsten Kissen um ihn es abermals entgegen zu schleudern. Diesmal springt er zur Seite, das Kissen saust an ihm vorbei und landet in der Ecke.

Müssen alle Jungs so gute Reflexe haben?

Plötzlich verstummt seine Lache. Mit großen Augen starrt er aus dem Fenster, so, als ob da ein Teufel steht. Ich folge seinen Blick nach draußen.

O. Mein. Gott. Stella steht vor der Tür. Sehr leicht bekleidet. Mit Netzstrümpfe, Tanga und alles drum und dran.

Wie wir uns nicht ausstehen konntenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt