Sam
"Los... los... los... das haben wir alles schon mal schneller gesehen. Meine Oma mit ihrem Rollator spielt ja besser als ihr!" "Du hast keine Oma mit Rollator. " grinste Tommy mich an. "Hey! Ich hab dich nicht ins Team geholt, damit du dein Insiderwissen über mich teilst." gespielt böse guck ich ihn an. "Eigentlich hast du Laika ins Team geholt. Ich hing nur irgendwie am anderen Ende der Leine." grinste er mich frech an.
"Deswegen... vergiss nicht, dich kann ich ersetzen." antwortete ich ihm und streckte ihm frech die Zunge raus.
Tommy lachte und warf den Ball nach mir, dem ich geschickt ausweichte. Lachend lief ich zum Ball, um ihn zu holen. "Sam!" hörte ich jemanden rufen. Ben stand am Eingang der Sporthalle und winkte mich zu sich. Ich warf den Ball zu den Jungs und joggte zu ihm. Ich nahm mir ein Handtuch von der Bank und rieb mir den Schweiß vom Gesicht. "Hey Ben. Was gibt es?" fragte ich ihn. "Komm mal kurz mit vor die Tür." Ich folge ihm vor die Halle. "Wir haben eine Anfrage auf Unterstützung erhalten." Ich zuckte mit den Schultern. "Und? Wir erhalten öfter mal solche Anfragen. Also... wo ist das Problem?" lächelte ich ihn an. "Sie kommt von Dani." Mir fiel alles aus dem Gesicht. "Das ist nicht dein Ernst." sagte ich und merkte, dass meine Stimme etwas zitterte. "Hör zu. Ich kann die Anfrage einfach ablehnen. Ich wollte aber erst mit dir darüber sprechen." Während er redete, beruhigte ich mich wieder. "Ok." sagte ich nur. "Ok, ich soll ablehnen, oder ok, wir nehmen an." Ich war grade völlig überfordert. Gerade hatte ich die Chance, Dani wieder zu sehen. Aber war ich dafür bereit? Der Schmerz saß noch tief in mir. "Ok, ich werde mit dem Team darüber reden." antwortete ich ihm. Ben nickte. "Gut. Sag mir Bescheid, wie ihr euch entschieden habt." "Ab wann wäre es denn?" "Ab Montag." Ich nickte. "Ok. Ich sag dir heute noch Bescheid." Gerade als ich zum Team zurück laufen wollte, hielt Ben mich nochmal zurück. "Eine Sache muss ich dir noch sagen. Dani ist verlobt." Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen und ich war mir nicht sicher, ob es vorhatte nochmal zu schlagen. Ich sagte nichts und nickte einfach nur. "Dann bis später, Sam." "Ja... bis später."
Nachdenklich lief ich zum Team zurück. "Was wollte der Boss?" fragte Stevie mich. "Es gibt eine Anfrage nach Unterstützung von uns." "Cool... wann, wo und wie lange." fragte Lukas interessiert. "Wir machen Schluss für heute. Geht duschen, Jungs. Ihr stinkt." grinste ich frech in die Runde. "Und in einer Stunde treffen wir uns im Besprechungsraum. Dann gebe ich euch alle Informationen und wir entscheiden, ob wir die Anfrage annehmen oder nicht." Ich sah in fünf verwirrte Gesichter und musste schmunzeln. Ich wusste was meine Jungs verwirrte. Normalerweise entschied ich alleine, ob wir eine Anfrage annehmen oder nicht. Aber dieses Mal brauchte ich einfach ihre Meinung. Ich wollte eine objektive Entscheidung. Und die konnte ich alleine nicht treffen. "Was guckt ihr so verwirrt? Ihr stinkt wirklich. Los... ab unter die Dusche." sagte ich und grinste die Jungs frech an. "Du bist heute ja mal wieder extrem charmant." grummelte Tommy. Ich streckte ihm frech die Zunge raus und ging dann Richtung Umkleideraum. Nach kurzem zögern, setzten auch die Jungs sich in Bewegung.
Die heiße Dusche tat echt gut. So langsam merkte ich, wie sich meine Muskeln entspannten. Ich stand einfach nur da und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Was sollte ich machen? Mein erster Gedanke war, einfach abzulehnen und so weitermachen wie bisher. Ich griff zu dem Ring, den ich seit über vier Jahren um meinen Hals trug. Genau genommen vier Jahre, drei Monate und 16 Tage.
Ich wusste was ich wirklich wollte. Ich wollte sie wiedersehen. Ich wollte mich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Vielleicht würde mein Herz aufhören zu schmerzen, wenn ich sehen würde, dass sie damals die richtige Entscheidung getroffen hatte und glücklich war. Immerhin ist sie verlobt. Das bedeutet doch, das sie glücklich ist, oder? Und vielleicht würde ihr glückliches Gesicht endlich das Traurige ersetzen, dass sich damals in in mein Gedächtnis gebrannt hatte und das mich sogar Nachts verfolgte.
Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Jetzt schauen wir mal, wie die Jungs darauf reagieren. Ich konnte und wollte sie nicht zu diesem Auftrag zwingen. Sie waren damals sehr enttäuscht, als Dani einfach ging. Für sie, hatte Dani sie einfach im Stich gelassen und ist ohne eine Erklärung gegangen. Ich habe ihnen nie erzählt, wie fertig sie damals war. Das sie keine Nacht durchschlafen konnte, weil sie von Albträumen gequält wurde. Ich konnte nicht. Ich wollte das letzte Treffen, dass ich mit ihr hatte, einfach nur vergessen. Was mir natürlich nicht gelang. Aber zumindestens konnte ich es größtenteils verdrängen. Ich stellte die Dusche ab. Langsam machte ich mich fertig und ging in mein Büro um die Anfrage kurz durchzulesen. Es war ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, das sie diese Worte geschrieben und abgeschickt hatte.
Nachdem ich die Worte bestimmt hundert Mal gelesen hatte. Stand ich auf und ging in den Besprechungsraum. Meine Jungs warteten schon auf mich und sahen mich neugierig an. Ich holte noch mal tief Luft, setzte mich und fing an. "Also... wie ich schon sagte, haben wir eine Anfrage auf Unterstützung erhalten. Und zwar aus Hamburg." Ich machte eine kurze Pause. "Cool..." sagte Lukas. "Ich wollte schon immer mal die Reeperbahn unsicher machen." Die anderen sahen ihn völlig entsetzt an. Stevie fand seine Fassung als erstes zurück. "Du weißt schon, wessen Team die Anfrage geschickt hat, oder?" Lukas sah ihn fragend an. Belustigt beobachtete ich die Situation. "Es ist Danis Team." Lukas Blick verfinsterte sich sofort. "Eigentlich steht die Reeperbahn ganz unten auf meiner Liste. Nach dem Schwimmen durch ein Piranha- Becken." Ich musste grinsen. Es entbrannte eine Diskussion. Nicht um die Anfrage, sondern was noch alles für vor einem Besuch in Hamburg auf der Liste stehen würde. Die Jungs waren echt kreativ. Besonders die Vorstellung, das unser Computer- Nerd lieber mit einem Gorilla um eine Banane kämpfen würde, als Dani zu helfen, brachte mich dazu herzhaft zu lachen. Irgendwann beendete ich das Thema und kam zur ursprünglichen Frage zurück. Anfrage annehmen? Ja oder nein. "Ok, Jungs. Bevor ihr entscheidet, möchte ich euch noch ein paar Dinge über damals sagen. Über Dani." Die Jungs sahen mich an. "Dani ging es damals nicht gut. Sie schlief nicht eine Nacht durch. Sie wurde von Albträumen gequält. Trotz Therapie bekam sie das nicht in den Griff und glaubt mir... sie hatte diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen." Ich machte eine kurze Pause. Zumindestens hoffte ich das. "Ihr müsst ihr nichts verzeihen. Sie hat euch nichts getan. Ihr mögt sie doch. Und auch wenn sie nicht mehr in unserem Team ist, sie war ein Teil von uns." "Aber sie hat die weh getan." Brummte Lukas. Ich lächelte. "Ja hat sie. Aber das ist eine Sache zwischen mir und ihr. Mit euch hatte das nichts zu tun. Ich erwarte von euch, dass ihr sie so behandelt, als wäre nie etwas zwischen ihr und mir gewesen." Tommy stand auf, stellte sich hinter meinen Stuhl und umarmte mich. "Du hast schon eine Entscheidung getroffen, oder?" flüsterte er mir ins Ohr. Ich nickte leicht. Dann richtete er sich auf. "Ok, Leute. Ich muss zugeben, ich würde Dani gerne wiedersehen. Sie ist mir damals ans Herz gewachsen. Abgesehen davon... sie hatte Sam damals das Leben gerettet. Sie müsste noch einiges mehr anstellen, um es mit mir zu versauen. Und wenn Sam kein Problem damit hat, würde ich Dani gerne helfen." Die anderen stimmten ihm zu. Ich sah hoch zu meinem Bruder und formte ein lautloses Danke mit meinen Lippen. Er zwinkerte mir nur zu.
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Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2)
Random[Abgeschlossen] Weiter geht's mit Dani und Sam...