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Dani

Ich freute mich auf den Abend mit meinem ehemaligen Team. Ich war neugierig, was es so Neues gab. Was in den letzten Jahren so passiert ist. Am meisten interessierte ich mich für alles, was mit Sam zu tun hatte. Was ich natürlich niemals zugeben würde. Ich betrachtete mich im Spiegel und war zufrieden mit dem, was ich sah. Ich hatte mich für ein einfaches blaues Kleid entschieden. Julia betrachtete mich skeptisch. "Gibt es einen Grund, warum du dich so aufbrezelst?" fragte sie mich und ich hätte schwören können, sie hatte einen drohenden Unterton in der Stimme. "Mir ist einfach danach, mich schick zu machen. Ist das ein Problem? " Sie kam auf mich zu. "Nicht, wenn du es für mich machst." Und wieder dieser drohende Ton. Ich sah sie an. "Eigentlich mache ich das für mich." Schnell griff sie mein Handgelenk und zog mich zu sich. Ihr Griff wurde fester. "Julia... du tust mir weh." Sie sah mich an. Ich konnte keinerlei Emotionen in ihrem Gesicht lesen. "Du gehörst mir. Vergiss das nicht." Dann ließ sie mich los und ging ins Wohnzimmer. Was zum Teufel war das denn? So war sie noch nie. Ich rieb mir das Handgelenk. Man konnte ihren Handabdruck sehen. Ich hoffe das wird nicht blau. Darüber werden wir noch reden müssen. Aber nicht jetzt. Ich wollte sie nicht noch weiter provozieren. Auch wollte ich mir nicht den Abend verderben lassen.
Pünktlich trafen wir uns alle vor dem Restaurant. Die Stimmung war ausgelassen. Sams Jungs überwarfen sich nur so mit Komplimenten für mich. Ich muss zugeben, das tat mir echt gut. Das Verhältnis zu meinem Team war anders. Eher kollegial, nicht so familiär wie in Sams Team. Es lag wohl einfach daran, dass sie sich besser kannten und schon einiges zusammen durchgemacht hatten.
Mein Team war dazu eher ein junges Team. Wir waren jetzt über vier Jahre  ein Team und unsere Aufträge verliefen, zum Glück, bisher immer ruhig. Es ist auch unser erstes, wirklich großes Event. Alle waren gut drauf und es wurde viel gelacht. Ok... nicht alle. Julia war etwas grummelig. Aber ich wollte mir von ihr nicht die Laune verderben lassen.
Obwohl sie heute extrem meine Aufmerksamkeit forderte und es mich nervte. Ich durfte noch nicht einmal alleine auf die Toilette gehen. Irgendwann erwischte ich mich dabei, wie ich jedesmal zum Eingang sah, wenn die Tür geöffnet wurde. Und jedesmal war ich enttäuscht, als ich sah, wer eintrat. Sie hatte mir doch gesagt, dass sie nicht kommen würde. Trotzdem war ich enttäuscht. Julia merkte es. Also hing sie noch intensiver an mir.
Nach dem Essen beschlossen wir, noch was trinken zu gehen. Wir gingen in einen kleinen Club. Nicht weit von dem Hotel, in dem Sam und ihr Team untergebracht waren. Es war schön, mal wieder mit Freunden zu feiern. Ich tanzte gerade mit Julia, als ich Lukas "Saaam!" rufen hörte. Mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen. Sie war hier. Ich drehte mich in Julias Umarmung, um Sam sehen zu können. Julia umklammerte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam.
Sam blickte in die Runde. Sie sah mich an. Und ich sah Schmerz in ihren Augen. Sie sagte noch was zu ihrem Bruder, hebte kurz ihren Arm, drehte sich um und ging. Sie geht wieder. Ich wollte nicht, dass sie geht. Ich löste mich aus Julias Umarmung. "Wo willst du hin?" zischte sie. "Wag es ja nicht ihr hinterher zu laufen." Ich ignorierte Julias Drohung. Ich lief so schnell ich konnte raus. Als ich Sam sah, lief ich zu ihr und hielt sie fest. "Sam... bitte... warte." Sie drehte sich zu mir um. Ich sah, wie sie versuchte sich im Griff zu behalten. "Nicht jetzt..." brachte sie hervor. Und ich hörte den Schmerz in ihrer Stimme. "Wann?" fragte ich. "Ich weiß es nicht... bitte... nicht jetzt." Sie drehte sich um und ging. Ich blieb stehen und sah ihr noch hinterher. Ich wäre am liebsten hinterher. Würde sie in den Arm nehmen, bis ihr Schmerz weg wäre. Aber sie wollte mich nicht bei sich haben. Ich blieb noch ein paar Minuten stehen, bevor ich zurück ging. Julia wartete schon am Eingang auf mich. Ihr Blick versprach nichts Gutes. "Was sollte das? Du lässt mich hier einfach stehen, um ihr hinterher zu laufen?"
"Nicht jetzt, Julia." Julia baute sich bedrohlich vor mir auf. "Das entscheidest nicht du." sagte sie. Und schon wieder diese Unterschwellige Drohung in ihrer Stimme.
"Sag mal... drohst du mir?" fragte ich direkt. "Nein... ich warne dich nur. Reiz mich nicht." antwortete sie mir.
Das war zuviel. Ich ging einen Schritt auf sie zu. "Mir gefällt dein Ton nicht. Ich habe es nicht nötig mich so von dir behandeln zu lassen." sagte ich und wollte an ihr vorbei. Sie aber packte mich und stieß mich an die Wand neben dem Eingang. Dann legte sie ihren Unterarm an meinen Hals und drückte mich an die Wand. "Ich sagte, reiz mich nicht." Ich stieß sie von mir. "Spinnst du?" schrie ich sie an. "Wage es nicht nochmal mich so anzufassen." Dann ließ ich sie stehen und ging zurück in den Club. Ich holte  mir erstmal zwei shots auf diesen Schreck. Was ist nur los mit ihr. Sie war doch sonst nicht so aggressiv. Schon gar nicht mir gegenüber. Ich ging zurück zu unserer Gruppe. "Alles ok bei dir?" fragte Tommy mich. Ich nickte nur. "Sicher? Du siehst ziemlich blass aus. Geht es dir nicht gut? Soll ich dich nach Hause bringen?" Ich überlegte kurz. "Ja... wäre echt lieb, wenn du mich nach Hause bringen würdest. Ich glaube, ich habe genug für heute." Tommy nickte. "Kein Problem." Als wir an Julia vorbei gingen, hielt sie mich am Arm fest. "Wo willst du hin?" fragte sie mich. "Nach Hause." antwortete ich ihr. "Ich bring dich nach Hause." "Nein! Auf gar keinen Fall. Tommy bringt mich nach Hause. Ich will dich jetzt erstmal nicht in meiner Nähe haben." Dann ließ ich sie wieder stehen und folgte Tommy nach draußen.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt