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Dani

Kaum war Sam weg, fühlte ich mich einsam. Also ging ich erstmal duschen  und suchte mir passende Kleidung für die Arbeit raus. Fertig angezogen, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, stand ich in der Küche und starrte auf  die Uhr. Super... 20 Minuten sind rum... sieh es positiv. 20 Minuten näher an dem Zeitpunkt an dem ich wieder bei Sam sein konnte. Ich seufzte. Ich könnte jetzt natürlich weiter hier rumstehen, die Uhr anstarren oder dem Kaffee beim kaltwerden zusehen... oooder... ich fahr schonmal ins Büro. Denke, ich fahre ins Büro. Vielleicht kann ich da noch was Sinnvolles machen. Ein paar Zettel von der linken zur rechten Seite des Schreibtisches schieben, oder so. Ich war gerade dabei, zu planen, ob das Telefon besser links oder rechts von mir stehen sollte, als es an der Tür klopfte. "Herein!" sagte ich. "Stör ich?" fragte Tommy. Ich blickte hoch. "Nein. Überhaupt nicht." antwortete ich lächelnd. "Was kann ich für dich tun?" "Können wir kurz reden?" fragte er mich ernst.  Ich stand auf und deutete auf die Couch. "Natürlich. Was liegt dir auf dem Herzen?" Ich setzte mich so neben ihm auf die Couch, dass ich ihn ansehen konnte. "Es geht um Sam." Sofort zog sich in mir alles zusammen. Wollte er nicht, dass ich ihr wieder näher komme? "Ich weiß, ihr hattet gestern ein Date und Sam war die ganze Nacht weg." Er holte tief Luft. "Sam hat zwei Frauen geliebt, hat zwei Frauen verloren, stand zweimal am Abgrund und hat es zweimal gerade so geschafft, nicht abzustürzen. Ich habe Angst, dass sie an einem dritten Mal zerbricht. Sie nicht mehr die Kraft hat, dass zu überstehen." Eine Träne lief über seine Wange. "In der Nacht, als du damals gegangen bist, rief Sam mich um zwei Uhr nachts an. Alles was sie sagen konnte, war :'Bitte hilf mir'. Als ich in ihre Wohnung kam, saß sie auf der Couch und starrte eine Flasche Whisky an. Stundenlang saß ich bei ihr, hielt sie einfach nur im Arm, während sie weinte." Jetzt liefen nicht nur ihm, Tränen über die Wange. Er sah mir direkt in die Augen. "Nach Dir gab es für Sam nur noch die Arbeit. Sie ging nicht mehr aus. Sie trauerte die letzten Jahre, dir hinterher." Er stockte kurz. "Bitte... pass auf ihr Herz auf. Es hat schon genug Risse. Sorge dafür, dass es nicht zerbricht." Dann stand er auf, gab mir  noch einen Kuss auf die Wange und ging.
Ich hörte, wie er die Tür öffnete und "Guten Morgen Schwesterherz" sagte. Eilig versuchte ich meine Tränen wegzuwischen. Aber da stand Sam schon in meinem Büro. Ich sprang auf und lief zu Sam und warf mich in ihre Arme. "Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verletzen." schluchzte ich. Sam sagte nichts. Sie hielt mich einfach nur fest. Mit Tränen über strömten Gesicht, sah ich sie an. "Ich liebe dich, Sam. Das habe ich immer und das werde ich, bis zu meinem letzten Atemzug. Ich werde immer an deiner Seite sein. Solange du mich willst." "Dann nimm dir mal in diesem und im nächsten Leben nichts weiter vor. Denn ich werde dich nicht mehr gehen lassen. Nie wieder!" antwortete sie mir lächelnd. Dann küsste sie mich ganz sanft und besiegelte damit ihr Versprechen an mich.
Als wir uns voneinander gelöst hatten, sah Sam mich fragend an. "Was hat mein Bruder getan, dass dich zum weinen gebracht hat?" "Nichts." "Du kannst es mir ruhig sagen. Ich werde ihn auf jeden Fall verprügeln." sagte sie und grinste mich frech an. Ich musste lachen. "Er sagte nur, ich soll auf dein Herz aufpassen." Sam zog eine Augenbraue hoch. Fragte aber nicht weiter. Sie gab mir noch einen Kuss. "Bereit für den Idioten?" fragte sie mich. Ich seufzte. "Nein... aber wir sollten es trotzdem hinter uns bringen." Sam lächelte mich aufmunternd an. "Ich bin da. Und sollte er sich nur noch einmal respektlos dir gegenüber verhalten, lernt er mich richtig kennen." "Meine Ritterin..." zog ich sie auf. "Für dich werde ich zum Berserker." antwortete  Sam lachend. "Na dann hoffe ich mal für den guten Mann, dass er diese Seite an dir nicht kennenlernen wird." schmunzelte ich. Ich nahm Sams Hand und zog sie langsam Richtung Tür. "Hast du alles?" fragte sie mich, mit Blick zum Schreibtisch. Ich hob unsere ineinander verschränkten Hände hoch. "Ich hab  alles, was ich brauche." Ich gab Sam noch einen Kuss. Bevor wir die Tür öffneten, hielt sie mich kurz zurück. "Schatz... glaub mir, am liebsten würde ich in dich rein krabbeln, aber wir sollten uns professionell verhalten." Fragend sah ich sie an. Sie deutete auf unsere Hände. "Oh... " sagte ich nur. Und merkte wie rot wurde. "Süss... " kam nur von Sam, was mich noch roter werden ließ. "Lass das..." sagte ich und schlug ihr auf die Schulter. Sam lachte. "Lachst du mich etwa  aus?" fragte ich gespielt beleidigt. "Ich lache dich an, mein Schatz. Was anderes würde ich mich niemals trauen." grinste sie. "Dein Glück... " Ich gab ihr noch einen letzten Kuss und dann verließen wir mein Büro um noch pünktlich zu unserem Termin zu kommen.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt