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Dani

Ich stand da und wollte eigentlich Heisers Beleidigungen einfach über mich ergehen lassen. Aber Sam hatte andere Pläne. Als sie sich plötzlich zwischen mich und Heiser stellte, musste ich kurz schmunzeln. Wieder nimmt sie die Rolle meiner Beschützerin ein. Aber diesmal machte es mich nicht wütend. Ich wusste, es ist einfach ihre Art, Menschen zu beschützen, die sie mag. Ich verfolgte fasziniert ihren Monolog. Weil mehr war es nicht. Heiser sagte kein Wort. Ich beobachtete Sam dabei und ich musste zugeben, diese ganze Situation war echt heiss. Sam in dieser überlegenen Situation. Sie hatte die Kontrolle und das machte mich tatsächlich an. Ich versuchte meine Gedanken zu kontrollieren und mich auf das Gesagte zu konzentrieren. Als sie ihm dann noch ein Ultimatum setzte, war es ganz um mich geschehen. Diese Frau macht mich wahnsinnig und ihre Wirkung auf mich, hat trotz der Jahre, die wir uns nicht gesehen haben, nicht nachgelassen.
Nachdem wir das Gebäude verlassen hatten, kam auch meine Kontrolle wieder zurück. "Wow... das war... " "heiß?" beendete Sam meinen Satz und grinste mich dabei frech an. "Beeindruckend. Wollte ich sagen." und schlug Sam spielerisch auf die Schulter. Sam lachte. "Nein, wolltest du nicht. Ich weiß, wie ich auf Frauen wirke." sagte sie und zwinkerte mir zu. "Wow... da hat aber jemand ein sehr großes Ego." "Hart erarbeitet."grinste Sam. "Da vorne ist ein kleines Cafe. Komm... ich lad dich ein." während sie das sagte, griff sie nach meinem Handgelenk um mich mitzuziehen. Dummerweise erwischte sie, die Seite, die Julia gestern etwas zu fest gepackt hatte und die jetzt blau war. Ich zischte kurz auf, als mich der Schmerz überraschte. Sam ließ sofort los und drehte sich zu mir. Sie sah mich ernst an. "Gib mir deine Hand." sagte sie und hielt mir ihre entgegen. Ich wollte gerade meine Hand ausstrecken. "Die andere." sagte sie nur. Ich seufzte und streckte ihr die Hand entgegen, die sie haben wollte. Sie nahm meine Hand und schob ganz vorsichtig den Ärmel meiner Jacke hoch. "Wer war das?" presste sie wütend hervor. Ich sah beschämt auf den Boden. "Das ist nicht so schlimm, wie es vielleicht aussieht." versuchte ich das Hämatom runter zuspielen. "Wer.war.das?" fragte sie noch mal. Diesmal betonte sie jedes Wort. Ich wisch ihrem Blick aus. "Julia." sagte ich leise. "Sie hat etwas missverstanden und kurz die Kontrolle verloren." versuchte ich zu erklären. "Ach... und was hat sie missverstanden?" Ich sah Sam an, dass es sie sehr viel Mühe kostete, ruhig zu bleiben. "Sie fand, dass ich mich gestern Abend zu schick für dich gemacht hätte." murmelte ich, mit Blick auf den Boden. Sam trat einen Schritt auf mich zu und hob meinen Kopf mit zwei Fingern an, so dass ich ihr in ihre unglaublich blauen Augen sehen musste. Kurz stockte mir der Atem. "Schick? Was für eine Beleidigung. Du sahst umwerfend schön aus." hauchte sie. Ich wollte sie küssen. Gerade wollte ich nichts anderes als ihre Lippen auf meinen zu spüren. Bevor ich etwas Dummes machen konnte, trat sie wieder einen Schritt zurück. Sie nahm meine Hand. "Komm, wir gehen jetzt einen Kaffee trinken. Du weißt, Kaffee ist die Lösung auf alles." grinste sie mich frech an. Tja... leider ist Kaffee nicht die Lösung auf alles.
Es fühlte sich schon fast an, wie ein Date. Sam war, wie immer sehr aufmerksam. Sie hielt mir die Tür auf, nahm mir die Jacke ab, rückte mir den Stuhl zurecht und bestellte einen Cappuccino für mich und einen Kaffee für sich. Alles Dinge, die Julia nie für mich machte. Und ich genoß es. Ich rührte gedankenverloren in meinem Cappuccino rum. "Was denkst du gerade?" riss Sam mich aus meinen Gedanken. "Was, wenn Heiser sich nicht meldet?" fragte ich. "Dann haben wir den Rest der Woche frei und du kannst mir Hamburg zeigen." lächelte sie.
"Soll ich jetzt hoffen, dass er sich nicht mehr meldet?" Sam zuckte mit den Schultern. "Deine Wünsche und Hoffnungen gehören ganz dir." antwortete sie mir mit einem schelmischen Zwinkern. "Ok... aber du erklärst das dann meinem Boss."
"Kein Problem." Plötzlich klingelte mein Handy. Ich sah aufs Display und las Heisers Namen. Sam deutete mir an, ihr das Handy zu geben und ich reichte es ihr. "Karsten!" meldete sie sich und sah auf ihre Uhr. "Hallo Hr. Heiser. Haben sie sich entschieden?" Sie hörte kurz zu. Grinste dabei aber. "Ok, Hr. Heiser. Dann kommen Frau Siebert und ich morgen um 10 Uhr in ihr Büro und besprechen alles weitere." Mit einem triumphierenden Grinsen legte sie auf und gab mir mein Handy zurück. "Ab jetzt wird er sanft wie ein Kätzchen sein." Ich war erleichtert. Aber auch ein wenig enttäuscht. Den Rest der Woche privat mit Sam zu verbringen hätte mich schon gereizt. Ich hätte ihr gerne Hamburg gezeigt. Ihr meine Lieblingsorte präsentiert, mit ihr auf den Fischmarkt gehen. Sam merkte meine Enttäuschung. "Würdest du mir trotzdem ein wenig Hamburg zeigen? Von mir aus zusammen mit Julia. Damit sie keine Szene macht." "Gerne." antwortete ich lächelnd. Aber mit Sicherheit nicht zusammen mit Julia. Ich will Sam nicht teilen. Wow... was denke ich da? Naja... die Wahrheit. Ich will Sam. Ich wollte nie eine Andere und jetzt wo sie vor mir sitzt und mich mit ihren wundervollen, warmen, blauen Augen so zärtlich ansieht, wird mir das ganze noch bewusster. Ich muss das mit Julia beenden. Wir würden beide niemals glücklich werden. Egal ob ich Sam nochmals für mich gewinnen kann. Das mit Julia war ein Fehler. Zumal mir der Weg, den sie einschlägt nicht gefällt. Eifersucht ist ja gut und schön, aber handgreiflich mir gegenüber zu werden, geht gar nicht. Das gehört zu den Dingen im Leben, die ich nicht tolerieren kann und will. Ich fühlte mich plötzlich sehr erleichtert. Ich hatte eine Entscheidung getroffen, die ich schon längst hätte treffen müssen.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt