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Dani

Man merkte die Unterschiede zwischen den Teams. Sams Team amüsierte sich über die Aktion mit Heiser, während mein Team geschockt war. In diesem Moment fühlte ich mich meinem ehemaligem Team näher, als meinem eigenen. Für Sams Team, war es nicht einfach nur ein Job, den sie ausübten. Es war ihre Berufung und sie alle hatten Spass an ihrer Arbeit. Sie waren eine Familie und vertrauten sich blind. Und das merkte man. Deshalb waren sie auch so gut. Jeder war ein Teil des Puzzles und gemeinsam ergaben sie ein perfektes Team. Und Sam hatte diese Team geformt und an die Spitze gebracht. Mein Team stand noch am Anfang. Wir waren noch lange nicht soweit, um uns auch nur Ansatzweise mit Sam und ihrem Team vergleichen zu können. Wahrscheinlich würden wir sie nie erreichen. Während ich so in Gedanken war, sprang neben mir plötzlich Julia auf und schlug mit beiden Händen auf den Tisch. "Ihr findet das lustig?" schrie sie. "Was wäre gewesen, wenn Heiser sich gegen uns entschieden hätte?" "Dann hätten wir den Rest der Woche frei gehabt und ich könnte mir mal den König der Löwen ansehen." antwortete Sam schmunzelnd. Jetzt hatte Sam Julias volle Aufmerksamkeit. "Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist? Kommst hierher und spielst dich auf, als hättest du das Sagen. Das ist unser Auftrag. Ihr seid nur Nebendarsteller in diesem Stück." Sam amüsierte sich. Ich sah es an ihrer Mimik und ihrer Körpersprache. Sie war Julia haushoch überlegen und sie wusste das. Julia leider nicht. Denn sie machte weiter. "Du bist so ein arrogantes, selbstgefälliges Miststück und es interessiert dich einen Scheißdreck, ob du uns damit schadest. Hauptsache die große Samantha Karsten hat einen großen Auftritt." "Es reicht... " fuhr ich dazwischen. "Lass sie. Mich interessiert, was sie über mich denkt." sagte Sam und sah wieder zu Julia. Mit einem Nicken deutete sie Julia an, weiter zu sprechen. Mir gefiel das Ganze nicht. "Ich weiß, warum du hier bist. Du willst mir meine Frau wegnehmen. Du erträgst es nicht, dass sie glücklich ist. Aber das kannst du vergessen. Wir lieben uns und du wirst uns nicht trennen." zischte Julia.
Wow... was sollte das denn? Ist sie jetzt völlig durch gedreht? Ich sah Sam an. Jetzt war ihr Gesicht, wie versteinert. Langsam stand sie auf und beugte sich über den Tisch, Richtung Julia. "Du weißt gar nichts." knurrte sie Julia an. "Sonst wüsstest du, dass ich mir nichts mehr für Dani wünsche, als das sie glücklich ist. Egal mit wem." Dann drehte sie sich um und ging. Ich sprang auch auf, warf Julia noch einen bösen Blick zu und folgte Sam. "Sam... warte..." Sam blieb überraschend stehen und drehte sich zu mir um. Nervös ging ich mir durch die Haare. "Es tut mir leid. Ich hab keine Ahnung, was mit ihr los ist."
Sam kam einen Schritt auf mich zu. Sie legte den Kopf schief und sah mich mit einem amüsierten Grinsen an. "Wirklich nicht?" fragte sie und grinste weiter. "Sie hat Angst vor mir. Sie sieht mich als Bedrohung... als Konkurrenz." Ihr Blick änderte sich. Liebevoll lächelte sie mich an. "Geh zu ihr. Nimm ihr die Angst. Sag ihr, dass du sie liebst und sie keinen Grund hat mich zu fürchten." Dann drehte sie sich um und ging. Ich stand da und wusste nicht, was ich machen sollte. "Ich kann ihr nicht sagen, dass ich sie liebe." flüsterte ich. "Denn es wäre gelogen." Ich ging zurück zu den Anderen. "Wo ist Julia?" fragte ich in die Runde. "Sie ist in deinem Büro." bekam ich zur Antwort. Mit schnellem Schritt ging ich zu meinem Büro. Julia stand am Fenster. Die Arme verschränkt, starrte sie hinaus.
Ich stellte mich neben ihr ans Fenster und sah auch raus. "Ich kann nicht mehr." sagte ich leise. "Das mit uns funktioniert nicht." Julia sagte nichts. Ich sah sie an und sah wie die Ader an ihrer Schläfe anfing zu pochen und sie die Zähne aufeinander biss. Das zeigte mir, dass sie langsam wütend wurde. Ich zog den Verlobungsring aus und legte ihn vor ihr auf die Fensterbank. "Das akzeptiere ich nicht." Ruckartig drehte sie sich zu mir um. Sie packte meinen Hals und kam mir ganz nah. "Niemand macht Schluss mit mir. Ich entscheide, wann eine Beziehung zu Ende ist. Und unsere ist noch nicht zu Ende. Wir werden heiraten, also zieh den Ring wieder an." Ich befreite mich von ihrem Griff und schubste sie von mir. "Was stimmt nicht mit dir?" schrie ich sie an. Sie kam wieder einen Schritt auf mich zu. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. War er gerade noch wütend, wirkte er jetzt liebevoll und zärtlich. "Ich liebe Dich. Du bist mein Leben." Langsam hob sie ihre Hand und wollte sie mir an die Wange legen, ich wich aber zurück. Ich wollte nicht, dass sie mich anfasst.  "Geh... " sagte ich nur. Die Situation, ihr plötzlicher Gefühlsumschwung, dass alles verwirrte mich gerade. Sie ging zu Tür. Bevor sie die öffnete, drehte sie sich noch mal zu mir um. "Ich werde dich nicht einfach gehen lassen. Sich gegen mich zu wehren ist sinnlos. Ich bekomme immer was ich will." Jetzt war ihr Blick völlig emotionslos. Wie konnte ein Mensch innerhalb von Minuten, so schnell seine Emotionen wechseln? Ich spürte eine Erleichterung, als sie endlich ging. Ich ließ mich hinter meinem Schreibtisch auf meinen Stuhl fallen. Wieso ist mir das bisher nicht aufgefallen? War ich so blind? Bisher zeigte sie dieses Verhalten nicht. Erst seit Sam da ist. Sie hatte irgendetwas in Julia ausgelöst. Und es gefiel mir nicht. Es machte mir sogar Angst. Ich konnte sie nicht mehr einschätzen. Sie war unberechenbar für mich. Ich sah zu dem Ring, der immer noch auf der Fensterbank lag. Er wirkte jetzt wie eine Drohung auf mich. Wie eine Gefahr, vor der ich mich schützen musste. Ich nahm einen Umschlag und steckte ihn rein. Ich schrieb groß Julia auf den Umschlag und versiegelte ihn. Dann warf ich ihn achtlos in eine Schublade in meinen Schreibtisch. Und plötzlich fühlte ich, wie eine große Last von mir abfiel.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt