Sam
Gut gemacht, Sam. Vielleicht gerade mal eine Stunde mit Dani verbracht und sie schon zweimal berührt. Ich muss Abstand halten. Das darf nicht nochmal passieren. Morgen muss ich mich professionell verhalten. Sie ist nur eine Kollegin. Nicht mehr.
Ich fuhr zum Hotel und ging direkt in mein Zimmer. Erstmal eine Dusche und dann würde ich mir mal die Unterlagen zu der Veranstaltung ansehen.
Es war schon 22 Uhr als ich die Unterlagen auf Seite legte und auf die Uhr sah. Tja... was machte ich jetzt mit dem angebrochenen Abend. Ich wollte keinen von den Jungs anrufen. Wenn sie noch unterwegs waren, wollte ich nicht wissen, wo sie sind.
Ich zog mir was Anständiges an, da ich hier in Jogginghose und Shirt rumgammelte und beschloss einfach mal zu sehen, was es so interessantes in meiner Umgebung zu entdecken gibt.
Es zog mich in einen kleinen Club. Laute Musik, der Geruch nach Alkohol und Schweiß und bunte Lichter. Ich ging direkt zur Bar und bestellte mir eine Cola. Während ich auf mein Getränk wartete, sah ich im Augenwinkel wie sich jemand neben mich stellte. Nach dem Umriss zu urteilen, ein Mann. Ich seufzte. Das genau brauchte ich gerade so überhaupt nicht. Fünf Minuten im Club und schon genervt. Ich drehte mich zu dem Typ um und wollte ihm schon eine schnelle Abfuhr erteilen, als ich das breite Grinsen meines Bruders erkannte. Mist. Das war ja noch schlimmer, als ein aufdringlicher Kerl. "Hallo, Schwesterherz. Schön, dass du doch noch zu uns gestoßen bist. Komm... ich bring dich zu den Anderen." Ich konnte gerade noch mein Glas greifen, da zog er mich auch schon durch den Raum. "Saaam! Da bist du ja endlich." hörte ich Lukas brüllen. Super... jetzt kennt der ganze Club meinen Namen. Ich zwang mich zu lächeln. Mein Blick ging durch die Runde und blieb bei Dani hängen. Julia umarmte sie von hinten und hatte ihren Kopf auf ihrer Schulter abgelegt. Ich schüttelte den Kopf. Ich kann das nicht. Ich musste hier wieder raus. Ich trank mein Glas leer, sagte noch Tommy Bescheid, dass ich wieder gehen würde. Er gab mir einen Kuss auf die Wange. "Wenn du reden willst, ruf mich an." "Mach ich, Bruderherz." Ich zwang mich zu lächeln. Ich hob kurz meine Hand zum Abschied und machte mich auf, Richtung Ausgang.
Ich war draußen ein paar Meter gegangen, da hielt mich jemand am Handgelenk fest. "Sam... bitte... warte." Ich drehte mich um. Ich hoffte es war dunkel genug, damit sie nicht sehen konnte, was ich gerade fühlte. Ich war nämlich gerade nicht in der Lage, meine Gefühle zu kontrollieren.
"Nicht jetzt..." brachte ich gerade so hervor. "Wann?" fragte Dani und ich hörte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme. "Ich weiß es nicht... aber... bitte... nicht jetzt." Sie ließ mich los und ich beeilte mich um zurück in mein Hotelzimmer zu kommen.
In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür und glitt an ihr runter. Ich zog meine Beine an, umklammerte sie mit meinen Armen und legte meinen Kopf auf die Knie. Ich war müde. Emotional und körperlich einfach nur müde. Ich wollte einfach nur noch schlafen. Nicht mehr denken, fühlen, funktionieren, einfach nur schlafen und sich die Welt ohne mich weiter drehen lassen. Was wäre denn so schlimm daran, wenn die Welt mal eine zeitlang ohne mich auskommen würde? Sie würde es überleben. Und ich würde vielleicht neue Kräfte tanken können um weiter machen zu können. Ich brauchte eine Auszeit. Nach diesem Auftrag musste ich sie mir nehmen. Sonst würde ich irgendwann zusammen brechen. Noch nie war mir das so bewusst wie heute. Ich schreckte aus meinen Gedanken, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Ich stand auf und öffnete die Tür. "Hey, Sam" sagte Stevie mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck. Ich lächelte ihn müde an. Natürlich würde Stevie noch nach mir sehen. "Hey Stevie. " "Ist alles ok bei dir?" fragte er mich und ich konnte seine Sorgenfalte auf der Stirn sehen. "Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur müde." antwortete ich ihm. Und es war noch nicht mal gelogen. "Ok." sagte er. "Dann ruh dich mal aus. Dani hat erzählt, ihr trefft euch morgen mit einem frauenfeindlichem Arschloch." Ich sah ihn entsetzt an, was ihn zum lachen brachte. Stevie benutzte selten Kraftausdrücke. Er fluchte auch sehr selten. Wahrscheinlich, weil er nicht wollte, dass seine Kinder solche Wörter von ihm hören. "Dani hat mir diesen Zettel mit der Adresse und der Uhrzeit für morgen mitgegeben." Er gab mir einen kleinen Zettel. "Danke." sagte ich nur und sah mir den Zettel kurz an. "Ok... ich lass dich jetzt mal schlafen. Damit du morgen dem Typen ausgeruht Manieren beibringen kannst." grinste er. "Das werde ich" antwortete ich schmunzelnd. "Gute Nacht, Sam." sagte er und musterte mich noch mal. "Gute Nacht, Stevie." sagte ich und schloss die Tür. Ich warf mich auf mein Bett und betrachtete den Zettel.
Ich erkannte ihre schöne, leicht geschwungene Schrift. Ich hatte sie oft beobachtet, wenn sie sich Notizen machte oder auch nur einen Einkaufszettel schrieb. Wenn sie überlegte, tippte sie immer mit dem Stift gegen ihre Lippen. Ob sie das bei dieser Notiz auch gemacht hatte? Wahrscheinlich nicht. Eine Adresse und eine Uhrzeit ist jetzt nicht gerade eine Herausforderung. Ich legte den Zettel auf meinen Nachttisch und stand auf um ins Bad zu gehen. Ich sollte mich für die Nacht fertig machen. Offensichtlich ist morgen meine volle Aufmerksamkeit gefragt. Mal sehen, was der Tag morgen für Herausforderungen mit sich bringt. Welche es auch immer sein sollten, ich sollte ihnen ausgeschlafen begegnen. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.
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Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2)
Random[Abgeschlossen] Weiter geht's mit Dani und Sam...