16

334 29 0
                                    

Dani

Das erste was ich sah war ein riesiger Strauß rote Rosen. Dahinter kam Julia zum Vorschein. Ist das ihr ernst? Emotionslos sah ich sie an. Ich mag keine roten Rosen. Zu Klischeehaft. Immer wenn jemand ein schlechtes Gewissen hat, verschenkt er rote Rosen. Kurz blickte ich zu Sam. Sie fand die Situation wohl sehr amüsant.
"Was willst du, Julia?" Ich fragte sie direkt. Ich hatte nicht den Nerv, irgendwelche Spielchen zu spielen. "Ich wollte mich entschuldigen. Ich weiß, ich war in letzter Zeit eine schlechte Verlobte. Ich möchte es wieder gut machen. Bitte gib uns noch eine Chance!" "Dani mag keine roten Rosen." Julia und ich sahen zu Sam, die immer noch dieses amüsante Grinsen im Gesicht hatte. "Ich kam auch mal mit einem Strauß roter Rosen. Und ich hatte nichts angestellt. Trotzdem hätte sie mich mit dem Ding beinahe erschlagen." Ich musste grinsen. Ich erinnerte mich an den Tag. An für sich war die Geste schön. Es waren nur die falschen Blumen.
"Was macht die hier?" zischte Julia. "Ich passe auf, dass du nicht wieder die Kontrolle verlierst." antwortete Sam, stand auf und ging langsam auf Julia zu. Dann beugte sie sich zu ihr vor und flüsterte etwas in ihr Ohr. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte, aber es zeigte eine Wirkung bei Julia. Sie warf wütend die Blumen Richtung der Wand und verließ fluchtartig mein Büro. Fragend sah ich Sam an. Aber sie lächelte nur und zuckte mit den Schultern. Sie hat Julias Wut auf sich gezogen und es gefiel mir nicht. Ich wollte schon anfangen zu schimpfen, da kam sie zu mir, gab mir einen Kuss auf die Wange und ging. Völlig verwirrt stand ich da. Was war das denn jetzt? Sie ist der Diskussion einfach aus dem Weg gegangen. Auf so unfaire Weise. Aber wenn sie glaubte, das Thema wäre erledigt, dann kennt sie mich schlecht. Ich also hinter ihr her. Ich fand sie in unserer Küche. Wo auch sonst. Sie goss gerade Kaffee in einen Becher. Ich knallte die Tür zu und ging direkt auf sie zu. Sie zuckte noch nicht mal. Langsam drehte sie sich zu mir um. Sie nahm grinsend einen Schluck Kaffee und stellte dann die Tasse auf die Anrichte. "Was hast du zu Julia gesagt, dass sie so sauer reagierte." fragte ich und sah ihr direkt in die Augen. Fehler. Ich musste mich konzentrieren um nicht in ihnen zu versinken. "Das willst du nicht wirklich wissen." grinste sie frech, hielt aber meinem Blick stand. "Ich hätte nicht gefragt, wenn ich es nicht wissen wollte." antwortete ich ihr etwas zickiger als geplant. "Also gut..." Sie kam auf mich zu. So nah, dass ich die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Sie beugte sich nach vorne um mir ins Ohr flüstern zu können. "Ich habe ihr gesagt, dass du mir gehörst." sagte sie leise und ich konnte die Gänsehaut die meinen Körper überzog nicht stoppen. Sie ging zu ihrem Kaffee zurück. Immer noch dieses Grinsen im Gesicht. Als sie sich an die Anrichte lehnte und mich ansah, lächelte sie. "Atmen!" sagte sie nur. Und jetzt erst merkte ich, dass ich die Luft anhielt. Diese Frau macht mich fertig. Ohne weiter nachzudenken, ging ich zu ihr. Nahm ihren Kaffee und stellte ihn auf Seite. Dann griff ich ihren Nacken und zog sie näher zu mir. "Spiel nicht mit mir." knurrte ich noch und ehe sie mir antworten konnte, verschloss ich unsere Lippen miteinander. Meine Gefühle für sie, meine ganze Sehnsucht legte ich in diesen Kuss. Endlich spürte ich sie wieder. Es fühlte sich nicht nur gut, sondern auch richtig an. Wie konnte ich nur glauben, ohne sie leben zu können. Ich spürte, wie Sam ihre Hände an meine Taille legte und mich noch näher an sich heran zog. Und als sie leicht mit ihrer Zunge um Einlass bat, gewährte ich ihn ihr nur zu gerne. Ich weiß nicht, wie lange wir da standen. Sekunden, Minuten, Stunden... als wir uns atemlos von einander trennten. Und zum ersten Mal seit Jahren, fühlte ich mich wieder komplett. Sie war der Teil meines Herzens, der mir so fehlte. Ich umarmte sie und legte meinen Kopf in ihre Halsbeuge. "Sam..." flüsterte ich an ihren Hals. "Ich bin da... und ich gehe nirgendwo hin." Es war, als könnte sie meine Gedanken lesen. "Lass uns heute Abend essen gehen. Nur du und ich." sagte sie leise. Ich sah sie an. "Ein Date?" fragte ich schmunzelnd. Sam grinste. "Ja, ein Date. Ich will dich ausführen." Ich lächelte. Ich konnte nicht anders. Diese Frau ist einfach unglaublich. "Gerne. Aber wag es nicht, rote Rosen mitzubringen." Sam lachte. "Keine Angst. Ich mache einen Fehler für gewöhnlich nur einmal."
Widerwillig löste ich mich von ihr. "Ich muss noch etwas arbeiten." seufzte ich. Sam lächelte. "Ich muss auch noch was vorbereiten." sagte sie und zwinkerte mir zu. "Dann sehen wir uns heute Abend. Ich freue mich." sagte ich und hoffte ich würde trotz Aufregung noch etwas Papierkram erledigen können. "Schick mir deine Adresse. Ich hol dich um 20:00 Uhr ab." sagte Sam und gab mir noch einen Kuss. "Und ich freue mich auch." hauchte sie noch an meine Lippen. Dann nahm sie ihren, mittlerweile lauwarmen Kaffee und ging. Ich stand noch ein paar Minuten  da und überlegte, ob das gerade echt passiert ist. Es fühlte sich an, wie ein Traum. Deshalb zwickte ich mich kurz. Was ziemlich weh tat. Also kein Traum. Breit lächelnd verließ ich die Küche und ging in mein Büro, um mich dem nervigen Papierkram zu widmen. Und dank meiner Glücksgefühle schaffte ich sogar eine ganze Menge. Um 18:00 Uhr beschloss ich dann Feierabend zu machen. Ich musste mich ja noch für mein Date zurecht machen. Und zwei Stunden Vorbereitungszeit für eine Frau auf ein Date sind echt knapp bemessen. Schmunzelnd löschte ich das Licht in meinem Büro und machte mich auf den Weg nach Hause. Mit Millionen von Schmetterlingen im Bauch, die eine Party feierten. Ich fühlte mich wie ein verliebter Teenie, kurz vor seinem ersten Date. Das kann ja noch was werden.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt