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Dani

Ich sah ihr tief in die Augen. So gut  der Tränenschleier der meine Sicht einschränkte es zu ließ. Träume ich? Hatte sie mich gerade wirklich gefragt, ob ich sie heiraten möchte? Mein Blick ging zu ihrer Hand, in der sie einen Ring hielt. Den Ring, den sie immer um den Hals trug. Der Ring, der die letzten Jahre auf ihr Herz aufgepasst hat. Der Ring, den sie schon vor Jahren für mich gekauft hatte um mir diese Frage stellen zu können. Ich muss ja sagen... oder habe ich schon ja gesagt? Ich bin gerade völlig verwirrt. Meine Gefühle rasen nur so durch meinen Körper und schalten mein Gehirn völlig aus. Ich sehe von dem Ring hoch in ihr Gesicht. Sie sieht mich erwartungsvoll an. Aber ich erkenne auch die Nervosität in ihrem Blick. Oh Gott... ich habe ihr noch nicht geantwortet. Ich lege meine rechte Hand an ihre Wange... die linke hält sie immer noch fest und während ich sie sanft zu mir ziehe. Kurz bevor sich unsere Lippen treffen, hauche ich ihr mein ja entgegen. Nach einem kurzen aber umso intensiveren Kuss, löste sie sich von mir und steckte mir mit einem liebevollen Lächeln den Ring an meinen Finger. Ich betrachtete ihn und wieder liefen die Tränen. Ich war so glücklich. Ich konnte nicht anders. Die Anspannung der letzten Tage fiel von mir ab und pures Glück durchströmt meinen Körper. Sam will mich heiraten!

Sam

Es dauert zu lange. Sie antwortet nicht. Es war doch noch zu früh. Schließlich hatte sie gerade erst eine Verlobung gelöst. Innerlich verpasste ich mir eine Ohrfeige. Mensch, Sam... du und deine Ungeduld. Ich hätte noch warten sollen. Aber streng genommen, habe ich über vier Jahre gewartet. Sollte ich ihr den Antrag über unsere Rollatoren hinweg machen? Und bei unserer Hochzeit stehen dann Ärzte bereit, um uns nach dem Hochzeitskuss die künstlichen Hüften wieder einzurenken. Und die Hochzeitsnacht findet dann ganz romantisch unter einem Sauerstoffzelt statt. Nein. Der Antrag war nicht zu früh. Sie soll wissen, dass ich eine Zukunft mit ihr plane. Selbst wenn sie jetzt noch nicht bereit ist. Ich werde warten. Bis sie soweit ist. Gerade als ich diesen Entschluss gefasst hatte, legte sie ihre Hand auf meine Wange und zog mein Gesicht vorsichtig an sich heran. Kurz bevor sich unsere Lippen trafen, hauchte sie mir ein Ja entgegen und machte mich zur glücklichsten Frau auf dieser Welt. Ich kürzte den Kuss ab, um ihr so schnell wie möglich den Ring anzustecken. Nicht,dass sie es sich noch mal anders überlegt. Glücklich betrachtete ich den Ring an ihrem Finger. Mein Versprechen an sie. Sie immer zu lieben und zu beschützen.
Sanft zog ich sie an mich heran, um mein stummes Versprechen mit einem Kuss zu besiegeln.
Eine Weile lagen wir, aneinander gekuschelt auf dem unbequemen, kleinen Bett. Dani hatte ihr Gesicht an in meiner Halsbeuge vergraben und verursachte jedesmal beim Ausatmen eine Gänsehaut bei mir. Ich hatte meine Augen geschlossen und genoß einfach nur ihre Nähe. "Sam?" "Hmm... " "Ich muss dir noch was erzählen." Sie setzte sich wieder aufrecht hin, was ihr ein unzufriedenes Knurren von mir einbrachte. "Ich habe Ben angerufen."  Jetzt hatte sie meine volle Aufmerksamkeit. Ich sah sie interessiert an. "Ich hab ihn gefragt, wie die Chancen stehen, dass ich zurückkommen kann." Sie machte eine kurze Pause und sah mich an. Vermutlich suchte sie eine Reaktion von mir. Aber ich wartete erstmal ab.
"Er hat mir die Leitung eines zweiten Teams angeboten." "Das ist großartig." freute ich mich. Dani lächelte. "Ja... ich komme zurück." Ich zog sie wieder zu mir. "Hilfst du mir beim Umzug?" fragte sie mich. "Was ist den das für eine Frage? Wenn es sein muss, bringe ich jedes einzelne Teil von dir zu Fuss nach Frankfurt." grinste ich frech. Sie seufzte kurz auf. "Jetzt geht die Wohnungssuche wieder los." Fragend sah ich sie an. "Ähm... wir sind verlobt. Willst du nicht bei mir wohnen?" Sie sah mich an und in ihrem Gesicht spiegelte sich die Erkenntnis. Glücklich lächelte sie mich an. "Ja... wir sind verlobt. Das ist noch nicht richtig bei mir angekommen. Es fühlt sich so unwirklich an." Kurz hingen wir unseren Gedanken nach. Jede für sich. "Ist das auch wirklich ok für dich, wenn ich bei dir einziehe?" Ich musste schmunzeln. "Schatz... wenn es nach mir ginge, würde ich mich an dich ketten um ja keine Sekunde ohne dich verbringen zu müssen. Die Frage ist, ob du bereit dafür bist." "Ja... mir geht es nämlich genauso." Ich grinste. "Dann ist ja alles geklärt." Sie bestätigte mir das mit einem liebevollen Kuss.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt