32

274 29 0
                                    

Dani

Ich wusste, Sam hatte recht. Ich sollte mich mal frisch machen und ausruhen. Aber trotzdem ließ ich sie ungern alleine.
Ich fand sofort einen Parkplatz vor meinem Haus, stieg aus und war so in Gedanken, das ich überrascht war, als ich plötzlich vor meiner Wohnungstür stand. Ich schloss auf, betrat meine Wohnung und warf die Tür hinter mir zu. Dann ging ich erstmal ins Schlafzimmer, holte mir frische Kleidung und ging ins Bad. Jetzt erstmal eine heiße Dusche. Das heiße Wasser tat meinem Körper gut. Ich merkte, wie langsam die ganze Anspannung meinen Körper verließ. Und dann fing ich an zu weinen. Ich konnte es nicht aufhalten. Ich sackte zusammen und ließ alles raus. Ich verlor die Kontrolle. Über meinen Körper, sowie über meine Gefühle. Ich hätte es nicht überlebt, wenn Sam gestorben wäre. Ich hätte nicht gewusst wie. Und genau das wurde mir gerade bewusst. Irgendwann hatte ich keine Tränen mehr übrig und nur noch das warme Wasser floss über mein Gesicht. Ich stand auf und genau in dem Moment hatte ich eine Entscheidung getroffen. Ich würde mein Team aufgeben und mit Sam zurück gehen. Nachdem ich mich angezogen hatte, nahm ich mein Handy und wählte Bens Nummer.
Ich war nervös. Hoffentlich konnte ich zurück. Es klingelte. Ein Mal... zwei Mal... drei Mal... dann hörte ich seine Stimme. "Ludwig." "Hallo Ben, hier ist Dani." Kurze Stille am anderen Ende der Leitung. Dann hörte ich ein räuspern. "Ist etwas mit Sam? Hat sich ihr Zustand verschlechtert?" fragte Ben und ich konnte hören, wie schwer ihm diese Fragen fielen. "Oh Gott, nein. Sam hat die OP gut überstanden. Ihr geht es den Umständenent sprechend gut." "Gott sei Dank..." Ich konnte die Erleichterung in seiner Stimme hören. "Ich rufe wegen etwas anderem an. Ich würde gerne wieder kommen." "Wirklich? Das ist ja großartig." hörte ich ihn sagen. Ich musste schmunzeln. "Wärst du bereit, ein eigenes Team zu übernehmen? Ich brauche einen Leader für ein zweites Team." Jetzt war ich kurz überrascht. Ich wollte eigentlich zurück in Sams Team. "Ok... " antwortete ich vorsichtig. "Sams Team schafft es nicht mehr, alle Anfragen zu bewältigen. Und da sie Deutschland weit unterwegs sind, brauche ich noch ein festes Team für hier." Ich war gerade völlig sprachlos.  Damit hatte ich nicht gerechnet. "Ich..." Ok... mir fehlten wirklich die Worte. "Denk drüber nach. Du würdest mir sehr helfen. Und mir das lästige Lesen von Bewerbungen ersparen." Ich konnte sein Grinsen förmlich hören. "Ok... ja... ich würde diesen Job sehr gerne übernehmen." "Fantastisch... stell einen Versetzungsantrag. Den Rest erledige ich. Ach, und Dani?" "Ja?" "Willkommen zu Hause." Ich lächelte. "Danke, Ben... für alles." Dann beendeten wir das Gespräch. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich auf die Couch. Das lief besser als erwartet... viel besser. Ich freute mich schon darauf, es Sam zu erzählen.

Sam

Als ich wach wurde, spürte ich, dass jemand im Zimmer war. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte mich um. Am Fenster sah ich jemanden stehen. Konnte aber nicht erkennen, wer da stand. "Na... Ausgeschlafen, Dornröschen?" "Julia..." knurrte ich. Sie stieß sich von der Fensterbank ab und kam langsam auf mich zu. Mein ganzer Körper spannte sich an. Was auch immer sie vorhatte, ich würde mich nicht kampflos ergeben. "Entspann dich. Ich werde brav sein. Immerhin haben mich die beiden Kollegen vor deiner Tür gesehen." Sie legte ihren Kopf schief und sah mich nachdenklich an. "Dein Team ist echt gut. Sehr clever, zwei Wachen vor deiner Tür zu positionieren." Dann grinste sie. "Das macht die Sache für mich nur noch spannender." "Was willst du, Julia?" "Was ich schon seit Jahren will. Rache." Verwirrt sah ich sie an. "Rache? Glaubst du echt, Dani kommt zu dir zurück, wenn ich tot bin?" "Es geht nicht um Dani... es ging nie um Dani. Ich wollte dich nur zu mir locken. Dani war einfach nur der Köder." Sie machte eine kurze Pause. "Obwohl ich zugeben muss, im Bett hat sie echt einiges drauf. Das werde ich vermissen. Ich hatte meinen Spass, während ich auf dich gewartet habe." Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ich musste mich zusammen reißen um nicht auf sie los zu gehen. Sie sah mich eindringlich an. "Du hast wirklich keine Ahnung wer ich bin, oder?" Ich schüttelte leicht den Kopf. Ließ sie dabei aber nicht aus den Augen. "Nun ja... ich helfe dir auf die Sprünge. Du hast ein ganzes Magazin in meinen Zwillingsbruder gefeuert." Jetzt sah ich es. Jetzt sah ich die Ähnlichkeit. Verdammt. Wieso ist mir das nicht aufgefallen? "Boris Petrow." "Wenigstens erinnerst du dich an seinen Namen." "Du bist Natascha. Seine Schwester." stellte ich fest. Sie nickte grinsend. "Sehr gut. Jetzt kennst du wenigstens den Namen der Person, die dein Leben beenden wird. Nicht heute... nicht morgen... aber irgendwann, wenn du es am wenigsten erwartest, werde ich da sein und meinen Bruder rächen." Ich sah ihr direkt in die Augen. "Ich freue mich darauf... ach und tu mir einen Gefallen... setz nicht wieder so einen Stümper auf mich an... der Typ war eine Beleidigung." Ich grinste sie provokant an "Keine Angst... ich lerne aus meinen Fehlern. Wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird, dann mach es selber." Kurz sah sie mich noch an. Dann drehte sie sich Richtung Tür. "Na dann, Sam... man sieht sich." Mit diesen Worten verließ sie mein Zimmer. Ich schnappte mir direkt mein Handy und gab eine Fahndungsmeldung nach ihr raus. Dann sank ich erschöpft zurück in mein Kissen.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt