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Dani

Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Nur um sie direkt wieder zu schließen. Irgendetwas sitzt in meinem Kopf und hämmert. Zweiter Versuch. Ganz langsam, ganz vorsichtig. Wenn mein Kopf explodiert, wäre das eine riesige Sauerei und schwer, meinem Vermieter zu erklären. Mein Blick wanderte nach links. Irgendjemand lag in meinem Bett. Kurz stieg Panik in mir hoch. Ich beruhigte mich aber wieder, als ich Carmen erkannte. Ok. Kurz die Gedanken sortieren. Carmen stand gestern überraschend vor meiner Tür. Wir beschlossen uns einen schönen Abend zu machen und gingen in einen Club. Von denen es hier eine Menge gab. Alkohol floss literweise... was meine Kopfschmerzen erklärte. Und ich hatte Spass. Wie schon lange nicht mehr. Ich grinste. Es war definitiv ein schöner Abend. Besonders schön war, dass er mal keine Szene meiner eifersüchtigen Verlobten beinhaltete.
Ich konnte tanzen, wie ich wollte, ohne mir einen blöden Spruch anhören zu müssen, ich konnte trinken, soviel ich wollte, ohne mir anhören zu müssen, ich wäre peinlich und ich konnte ansehen, wen ich wollte, ohne in ein Drama zu geraten.
Und ich habe nicht eine Sekunde an Sam gedacht. Was somit offiziell beendet war. Jetzt war sie wieder in meinen Gedanken. Gut gemacht, Dani.
Das Etwas neben mir, fing an sich zu bewegen und gab recht unmenschliche Geräusche von sich. "Guten Morgen, Sonnenschein." Es brummte nur zur Antwort. "Kaffee und Aspirin? Zweimal Brummen bedeutet ja." Sagte ich schmunzelnd. Ein doppeltes Brummen kam zur Antwort. Langsam stand ich auf. Ich wollte meinem Kopf und meinem Kreislauf die Chance geben, mit aufzustehen. Ich schlich in die Küche und machte erstmal zwei Tassen Kaffee. Nebenbei holte ich die Aspirin und füllte noch zwei Gläser mit Wasser. Meine nahm ich direkt und sprach dabei die magischen Worte: "Schmerz lass nach." Carmens Aspirin und das Glas Wasser brachte ich ihr ans Bett. "Ausnahmsweise bring ich dir mal dein Frühstück ans Bett. Gewöhn dich nicht dran." sagte ich frech grinsend. Das Einzige was von ihr kam, war "Kaffee?" "Oh mein Gott... es kann sprechen..." Sie brummte nochmal zur Antwort. Ich musste lachen. "Kaffee steht im Wohnzimmer. Los... wer feiern kann, kann auch aufstehen." Mit diesen Worten ging ich zurück in die Küche, holte die beiden Tassen Kaffee und setzte mich ins Wohnzimmer.
Kurz darauf, kam das Etwas aus meinem Bett angeschlichen. "Wow... du siehst scheisse aus. Offensichtlich wirst du langsam zu alt fürs nächtelange durchfeiern." grinste ich und trank einen Schluck von meinem Kaffee. Ihre Antwort war ein böser Blick, der sich aber direkt aufhellte, als sie ihren Kaffeebecher sah. "Komm zu Mama." flüsterte sie und trank den ersten Schluck. "Du liebst mich... egal wie ich aussehe." sprach sie weiter zu ihrem Kaffee. Ich musste lachen. "Ganz normal bist du auch nicht, oder?" fragte ich sie lachend. "Normal ist langweilig. Das kann jeder." antwortete sie mir mit einem schelmischen Grinsen. "Das stimmt."
Den Rest des Tages pflegten wir unseren Kater. Das Thema Sam, vermieden wir. Stattdessen sprachen wir über Carmens Schwarm. Sie hatte eine Frau kennengelernt. Und es entwickelte sich wohl was Ernstes daraus. Es wurde auch mal Zeit, dass eine Frau endlich mal erkennt, dass sie ein Hauptgewinn ist. Und ich hatte Carmen schon lange nicht mehr so verliebt gesehen. Ich freute mich für sie.
Leider ging auch dieser Tag langsam zu Ende. Und Carmen hatte noch ein paar Stunden Fahrt vor sich. "Fahr vorsichtig und melde dich, wenn du zu Hause angekommen bist." "Mach ich, Süsse." Wir umarmten uns nochmal. Dann stieg sie in ihr Auto und fuhr los.

Sam

Langsam wurde es Zeit, mal einen Koffer zu packen. Die Hotelzimmer hatte ich zum Glück schon am Freitag für uns gebucht. Ich packte ein, was ich für 14 Tage Arbeit brauchte. Jeans Shirts, Hoodies, Jacken, Anzug für die Veranstaltung, Unterwäsche, Schuhe... und es kam, wie es kommen musste... der Koffer ging nicht zu. Also... alles wieder raus und neu sortieren. Jedesmal, wenn ich eine Sache rauswarf, fielen mir zwei andere Sachen ein, die mit mussten. Das kann doch nicht wahr sein. Seit wann, hatte ich Probleme damit, einen Koffer zu packen? Skeptisch sah ich den Koffer an. Oder war er vielleicht geschrumpft? Das muss es sein. Es lag nicht an mir, sondern an dem Koffer. Ich grinste. Ich atmete noch mal tief ein und aus... und begann dann wieder von vorne mit dem Koffer packen. Nur das Nötigste. Kann doch nicht so schwer sein. Und falls etwas fehlen sollte, kaufe ich es halt dort nach. Ich brauchte tatsächlich zwei Stunden um den Koffer endlich fertig gepackt zu haben. Böse sah ich ihn an. "Ich gewinne immer. Das nächste Mal weniger zickig." sagte ich zu dem Koffer und stellte ihn schonmal an die Haustür. Wir wollten früh los. Wir rechneten mit ca. Sechs Stunden Fahrtzeit. Mit Frühstückspause. Wir würden mit zwei PKWS  fahren. Damit wir flexibler sind. Langsam wurde ich nervös. Morgen würde ich Dani wiedersehen. Ich hoffte, es würde nicht all zu sehr weh tun. Aber vielleicht wäre das der endgültige Abschluss für mich. Wenn ich sehen würde, dass sie ohne mich glücklicher ist. Denn das wünschte ich ihr. Alles Glück auf dieser Welt. Sie ist so ein wundervoller Mensch und hat das verdient. Ich stellte mir noch den Wecker und machte mich Bett fertig.
Ich schlief nicht gut und beschloss irgendwann es aufzugeben und aufzustehen. Zwei Stunden bevor mein Wecker seine Aufgabe hätte erfüllen können. Ich hasste solche Momente. Egal. Dann trinke ich halt in Ruhe meinen Liter Kaffee und machte mich Reise fertig. Wir wollten uns um sechs vor dem Büro treffen. Und zum Mittagessen in Hamburg sein. Ich besorgten auf dem Hinweg noch Kaffee für meine Jungs. Immerhin habe ich eine Fürsorgepflicht. Und wenn sie Kaffee tranken, konnten sie nicht über diese unchristliche Uhrzeit meckern.
Als ich ankam, waren meine Jungs schon da. Und sahen mich an. Einer müder, als der andere. Ich musste grinsen und verteilte erstmal den Kaffee. Und beobachtete, wie die Jungs zufrieden ihre ersten Schlucke nahmen. "Ok... alle mal kurz zuhören. Teilt euch auf die beiden Fahrzeuge auf. Mir ist egal, wer, wo mit fährt. Um ca. 09:00 Uhr machen wir eine Frühstückspause. Falls aus irgendeinem Grund jemand vorher eine Pause braucht, sagt Bescheid und wir fahren gemeinsam ab. Ich fahre vor und der zweite Pkw folgt. Nach dem Frühstück können auch die Fahrer gewechselt werden. Das überlasse ich euch. Wir fahren gemeinsam los und kommen auch gemeinsam an. Noch Fragen?" Synchrones Kopfschütteln. "Ok, Jungs. Dann wollen wir mal." Tommy und Stevie stiegen bei mir ein. Markus fuhr den zweiten Wagen. Bei ihm stiegen Lukas und Rafi ein. Ich fuhr vor und Markus folgte. Es verlief genau wie geplant. Um kurz nach 09:00 Uhr fuhren wir zu einer Raststätte und frühstückten erstmal. Wir gerieten zwar in einen kurzen Stau, aber es hielt sich in Grenzen. Um 12:30 Uhr hatten wir unser Hotel erreicht. Wir checkten ein. " In einer Stunde treffen wir uns wieder in der Lobby und gehen erstmal Essen." Die Jungs nickten mir zu und wir schwärmten aus. Jeder in Richtung seines Zimmers. In meinem Zimmer sah ich mich kurz um. Gemütlich. Ich packte meine. Koffer aus und ging erstmal duschen. Frisch geduscht und mit frischen Klamotten am Leib, machte ich mich auf den Weg zur Lobby. Die hungrige Meute wartete schon. Ich musste grinsen. Solange ich sie ausreichend fütterte, waren sie echt pflegeleicht. Wir zogen los, suchten uns ein nettes kleines, italienisches Restaurant und aßen in Ruhe zu Mittag. Danach gingen wir zum Präsidium, in dem Dani und ihr Team auf uns wartete. Jetzt wurde es ernst. Mein Herz schlug so heftig, dass ich glaubte, jeder im Umkreis von zwei Kilometern könnte es hören. Vor dem Gebäude blieb ich stehen. "Geht schon mal vor. Ich brauch noch einen Moment." sagte ich zu meinen Jungs. Sie nickten mir nur wissend zu und verschwanden dann in dem Gebäude. Noch konnte ich einfach wieder verschwinden. Mein Team würde das auch alleine hinbekommen. Ich schüttelte den Kopf. Samantha Karsten... seit wann bist du so ein Feigling? schimpfte ich mit mir selber. Was soll schon schlimmes passieren? Ich atmete noch ein paar Mal tief ein und aus. Dann folgte ich meinem Team. Augen zu und durch.

Versprich Mir, Dich Nicht Aufzugeben (Teil 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt