𝐬𝐢𝐱

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„Ich kann nicht mehr." sagt Niall, während er sich erschöpft und vollkommen außer Puste neben einen Fels fallen lässt.

Mittlerweile sind gefühlte Stunden vergangen und auch ich könnte eine Pause gebrauchen.

„Du wolltest doch unbedingt wandern gehen." grinst Harry neckend, während er sich die fünfte Schicht Sonnencreme auf sein Gesicht schmiert.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sehe ich ihn an. „Du siehst aus, wie ein Golfball mit Perücke."

„Ich sehe gut aus, wolltest du sagen." zwinkert Harry mir zu, woraufhin ich auflache. „Ich sagte: GOLF-BALL. Soll ich es dir buchstabieren?"

Niall verdreht die Augen und streckt seine Hände in unsere Richtung. „Hört auf zu flirten und helft mir lieber hoch."

Seuftzend greift jeder von uns nach einer Hand von Niall, ehe wir ihn hochziehen. „Wann sind wir endlich da?" fragt Harry. „Wohin wolltet ihr überhaupt wandern?"

Auch mein Blick gleitet jetzt zu Niall, welcher jedoch durch uns durch zu schauen scheint, weshalb ich mit meiner Hand vor seinem Gesicht rumfuchtele. „Erde an Niall, Harry hat dich was gefragt."

Wie eine Venusfliegenfalle packt Niall mit einem Mal meine Hand und hält sie an Ort und Stelle. „Dort vorne ist es. Wir sind gleich da, Mamma Mia!" er lässt meine Hand los und sprintet mit schnellen Schritten davon, weshalb Harry und ich uns verwirrte Blicke zuwerfen.

„Ist Niall jetzt auch noch Italiener geworden?" fragt Harry, woraufhin ich die Augen verdrehe, aber dennoch ein wenig schmunzeln muss.

Schnell eilen wir Niall hinterher, bevor er außer Sichtweite ist und sehen ihn dann auf einer grünen Wiese liegen.

„Wir sind drei Stunden lang einen Berg hochgeklettert und haben uns durch einen Wald mit Ungeziefern gekämpft, nur um auf eine Wiese zu stoßen?" frage ich etwas entsetzt und lasse mich neben ihn fallen.

„Nicht irgendeine Wiese, Louis. Es ist die Wiese." grinst Niall vor sich hin, ehe er in seinem Rucksack eine Decke rauskramt und diese ausbreitet. „Meine Eltern haben sich hier kennengelernt. Und sie haben mich auch hier gezeugt."

„Das ist irgendwie süß." lacht Harry, während ich gleichzeitig ein „Wie eklig." von mir gebe und Niall und Harry auflachen.

„Ich habe ein kleines Picknick vorbereitet, ich habe ein paar Sachen vom Buffet mitgehen lassen." lächelt Harry und setzt sich neben Niall auf die Decke, ehe er ein paar Erdbeeren auspackt.

„Du bist besessen von Erdbeeren, kann das sein?" frage ich und lasse mich kurz darauf neben ihn fallen. Unbeeindruckt zuckt er mit der Schulter. „Möglich."

„Wir hätten später losgehen sollen, dann hätten wir uns noch den Sonnenuntergang von hier oben aus ansehen können. Das wäre bestimmt super schön gewesen." schwärmt Harry mit einem seuftzenden Unterton, während wir wieder den Weg nach unten antreten.

„Dann hätten wir aber auch im Dunkeln wieder runter laufen müssen, Sherlock. Und wie ich dich kenne, hättest du dir alle Gräten gebrochen." grinse ich, doch Harry verdreht nur die Augen.

„Erstens, haben nur Fische Gräten und zweitens, kennst du mich kaum."

„Du bist so ein Klugscheißer, weißt du das?" frage ich und streiche mir ein paar Haare aus der Stirn.

„Und du bist so ein Idiot, weißt du das?" kontert Harry und springt von einem kleinen Fels runter.

„Du musst nicht immer so gemein sein." sage ich gespielt traurig und ziehe eine Schnute.

„Und du musst nicht immer so nervig sein." sagt Harry zuckersüß lächelnd, woraufhin ich die Augen verdrehe und ebenfalls hinterher springe.

„Ihr benehmt euch, wie meine Großeltern." Niall schüttelt augenverdrehend den Kopf, woraufhin Harry und ich nicht anders können, als leise aufzulachen.

„Wieso hast du eigentlich so eine Flugangst?" frage ich nach kurzer Zeit, da mir nicht ganz klar ist, warum Harry keine Höhenangst hatte, wenn es darum geht, den Berg zu erklimmen.

Niall legt uns beiden jeweils einen Arm um die Schultern. „Wir sollten uns beeilen, Jungs. Es wird gleich mehr als dunkel."

Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch, als Harry seuftzt, belasse es dann aber dabei und gehe stumm weiter.

Als ich am Abend das Badezimmer verlasse, liegt Harry bereits im Bett und dreht seinen Kopf zu mir. „Kann ich nochmal hier schlafen heute?"

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und lache leise auf. „Du liegst doch schon in meinem Bett."

Ein grinsen schleicht sich auf seine Lippen, ehe er ein leises „Danke." von sich gibt.

Ich lege mich auf meine Betthäfte und drehe mich zu ihm. „Riechst du das?"

„Was? Dein Shampoo?"

Ich nicke stolz. „Ich rieche wieder wie ein Kerl und nicht wie ein Obsttörtchen."

Harry schüttelt den Kopf und lacht auf. „Du bist echt bescheuert. Außerdem sind Obsttörtchen absolut Klasse."

„Hätte mir klar sein sollen, dass das jetzt kommt." ich verdrehe lächelnd die Augen und knipse die Nachttischlampe aus.

Eine ganze Weile ist es still, keiner hat dem anderen eine Gute Nacht oder sonst was gewünscht, dennoch weiß ich, dass Harry genauso wenig schlafen kann, wie ich.

„Mein Dad hatte einen Herzinfarkt." sagt er plötzlich aus dem nichts, weshalb ich meine Augen wieder öffne und meinen Kopf zu ihm drehe, auch, wenn ich sowieso nichts erkennen kann.

„Du hast gefragt, wieso ich Flugangst habe." fügt er kurz hinzu, woraufhin ich verwirrt mit der Hand in der Luft rumfummele, da ich nicht verstehe, was das eine mit dem anderen zu tun hat. „Und?"

Harry seuftzt leise auf. „Mein Dad hat vor einigen Jahren einen Herzinfarkt im Flugzeug gehabt und wir mussten Zwischenlanden."

Ich setze mich auf und drehe meinen Kopf zu Harry. „Aber er hat es überlebt?"

„Hat er."

Erleichtert atme ich aus und lasse mich wieder ins Kissen senken. „Deswegen hat Niall sich vorhin so komisch benommen."

„Ja, er weiß, dass ich da nicht gerne drüber spreche, deshalb." antwortet Harry und seuftzt leise auf.

„Das erklärt einiges." seuftze ich nun und drehe mich wieder auf die Seite zu Harry. „Sorry, dass ich mich über dich lustig gemacht habe."

„Kein Problem, du konntest es nicht wissen." Harry's Lippen verziehen sich zu einem kleinen lächeln, dass kann ich hören. „Du hast ja immerhin trotzdem meine Hand gehalten, auch, wenn du mich hasst."

Ich grinse selber vor mich hin. „Ja, und die war schwitzig. Aber wenn es dir geholfen hat, dann ist das schon okay."

„Es hat sehr geholfen." sagt Harry leise, woraufhin ich mir auf die Unterlippe beiße.

„Hassen ist vielleicht ein bisschen übertrieben."

„Was?" fragt Harry verwirrt nach.

„Ich hasse dich nicht. Du bist ganz in Ordnung." sage ich und ein kleines lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

hate u cause i don't [L.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt