𝐭𝐰𝐞𝐧𝐭𝐲/𝐞𝐢𝐠𝐡𝐭

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Kurzerhand drücke ich Harry's Hand nochmal sanft, ehe ich Dario zur Tür folge und Harry ein lächeln über die Schulter zuwerfe. Er jedoch sieht alles andere als begeistert aus und kurz frage ich mich, ob ich nicht doch bei ihm hätte bleiben sollen, als Dario mich auch schon an der Hand die Treppen hochschleift.

„Und was versteckst du jetzt tolles da oben? Einen Geist?" scherze ich ironisch, woraufhin er lächelnd die Augen verdreht. „Augen zu."

„Wie bitte?" frage ich skeptisch, doch da hat er mir schon von hinten die Hände auf meine Augen gelegt und schiebt mich durch die ganzen Menschen den Flur entlang. Schützend halte ich meine Hände vor mich, schließlich könnte er mich ja gegen eine Wand laufen lassen, wenn er das will. Dario kommentiert das Ganze jedoch nur lachend.

Wenige Sekunden später nimmt er seine Hände weg und ich muss einige Male blinzeln, um mich an das grelle Licht zu gewöhnen, bis mir fast die Kinnlade runterklappt.

Entlang des oberen Flurs erstrecken sich an der Wand Surfbretter bis unter die hohe Decke. Alle nebeneinander aufgereiht und ordentlich sortiert.

„Wow, das ist... wow."

Dario lacht auf. „Ich finde das auch wow."

Sanft lasse ich meine Fingerkuppen über eines der Bretter streichen. „Sind das alles deine?"

Stolz nickt er. „Alles meine. Ich könnte dir ja auch noch was anderes cooles zeigen, aber dann würdest du vermutlich in Ohnmacht fallen."

Neugierig ziehe ich die Augenbrauen hoch. „Raus mit der Sprache." sage ich bestimmend, woraufhin er die Augenbrauen amüsiert hochzieht. „Was bekomme ich dafür?"

„Der nächste Drink geht auf mich?" schief lächelnd sehe ich ihn an, bevor er laut anfängt zu lachen. „Das ist meine Party, Louis."

Auch ich kann mich nicht zurück halten und muss auflachen, ehe ich ihm gegen die Schulter boxe. „Komm schon."

Lächelnd verdreht er die Augen. „Na schön, komm mit."

Zufrieden folge ich ich ihm den Flur entlang zurück, auf welchem Phil uns entgegen kommt. „Hey, Louis." grüßt er freundlich, weshalb ich ein überraschtes „Hey." von mir gebe und ihm dann noch kurz nachsehe. Das er geradewegs auf Harry zusteuert, hätte ich allerdings nicht erwartet.

Wann zum Teufel ist Harry überhaupt hier hoch gekommen und vorallendingen warum?

Doch so schnell wie ich Phil nachgesehen habe, so schnell ist er auch schon wieder in der Menschenmenge mit Harry verschwunden und ich seuftze leise, ehe ich mich wieder Dario zuwende, welcher eine dunkle Schranktür öffnet.

Sofort springt mir ein großes Bild entgegen und ich staune nicht schlecht, als ich ihn auf einem Foto mit einem Surf-Profi entdecke. „Das ist sogar signiert?" frage ich fassungslos und gehe etwas dichter an das Bild, um es mir genauer anzusehen.

Grinsend nickt er, während ein betrunkenes Mädchen geradewegs auf uns zusteuert und mich ausversehen anrempelt. Ihr Getränk landet dabei vollekanne aus dem Becher auf meinem Tshirt. Sie scheint es aber nicht weiter bemerkt zu haben, denn sie läuft einfach lachend weiter, als wäre nichts gewesen.

„Ich mach mal zu, bevor noch was zu Bruch geht." meint Dario und schließt die Schranktür wieder ab, ehe er mich lachend ansieht und mit der Faust über meine Brust streicht. „Man, die hat dich aber voll erwischt. Pinker Wein auf weißem Tshirt... Das sieht schlecht für dich aus, Louis." lacht er, woraufhin ich mit einstimme.

„Naja, aber vielleicht kannst du es mit-" beginnt er, bricht dann aber ab, als er an mir vorbei schielt. Er presst seine Lippen aufeinander und sieht wieder zu mir, weshalb ich verwirrt die Augenbrauen zusammen ziehe und mich dann ebenfalls umdrehe, um seinem Blick von eben zu folgen.

Und genau in diesem Moment wünsche ich mir, ich hätte es nicht getan.

Phil steht mit dem Rücken zur Wand, Harry zwischen seinen Beinen. Seine Arme hat er um Phil's Nacken geschlungen und seine Lippen befinden sich auf dessen.

Wie von selbst klappt mir die Kinnlade minimal hinunter und ich habe das Gefühl, mein Herz vergisst für ein paar Sekunden zu schlagen.

„Harry... was zum..." ist alles, was ich leise heraus bekomme, während ich ungläubig meinen Kopf schüttele. Das muss die pure Einbildung sein.

Tatsächlich löst er sich einen kurzen Moment darauf von Phil und dreht seinen Kopf zu mir, um mir direkt in die Augen zu sehen. Doch hingegen meiner Vorstellung, schaut er mich bloß mit einem undefinierbaren Blick an, bevor er seinen Kopf wieder dreht und seine Lippen erneut auf die des blonden Kerls drückt.

Fassungslos und vielleicht auch ein bisschen verletzt wende ich meinen Blick ab. Was zum Teufel soll das?

Stumm sehe ich auf den Boden und drehe mich zurück zu Dario, welcher ebenfalls leicht den Kopf schüttelt.

„Louis, tut mir Leid, ich weiß du magst-" beginnt er, doch ich lasse ihn diesen Gedanken gar nicht erst ausformulieren. Ich will es einfach nicht hören und auch nicht wahr haben. Ich will nicht verstehen, was hier gerade passiert.

Ich sehe ihn kurzerhand an und schüttele den Kopf. „Tut mir Leid, Dario. Ich muss gehen." und mit diesen Worten drehe ich mich um.

Dario versucht noch kurz nach meinem Arm zu greifen, doch ich löse mich und eile die Treppen hinunter, wo ich vollekanne und ziemlich aufgelöst in Liam hineinlaufe.

„Hey, Louis, was geht?" grinst er mich breit an, doch als er meinen Blick bemerkt, schwindet auch sein lächeln ganz schnell. „Hey, was ist denn los?" fragt er und mustert mich etwas genauer. „Weinst du?" fragt er besorgt nach und deutet auf meine glitzernden Augen.

Schnell schüttele ich den Kopf und lächele ihn an. „Ich habe ein bisschen viel getrunken und bin totmüde. Ich will einfach nur ins Bett." lüge ich und bin nicht gerade stolz darauf, aber es muss sein. Wenn ich ihm jetzt erkläre, was los ist, fange ich doch gleich an zu heulen.

Verstehend nickt er und verabschiedet sich von mir, woraufhin ich zur Haustür eile, diese öffne und nach draußen trete. Die eiskalte Nachtluft trifft mich wie ein Schlag und zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit, habe ich das Gefühl wieder atmen zu können.

„Louis." vernehme ich Dario's Stimme hinter mir und ich kann nicht verhindern, dass sich die erste Träne den Weg über meine Wange sucht. Schnell wische ich sie mit meinem Handrücken weg und drehe mich mit einem falschen lächeln zu Dario, welcher mich skeptisch ansieht.

Sanft schüttelt er den Kopf. „Schon gut, Louis." er zieht mich zu sich und legt seine Arme um mich, wofür ich ihm in diesem Moment ziemlich dankbar bin. „Es tut mir Leid, das hast du nicht verdient... er ist sicherlich nur betrunken." sagt er leise, bevor er sich löst und mich ansieht.

Krampfhaft halte ich die Tränen zurück, lächele ihn kurz an und winke dann demonstrativ, bevor ich durch den Sand zurück zu unserem Haus laufe.

So viel zum Thema, Harry will nicht, dass meine Lippen jemals nochmal irgendwelche anderen berühren. Aber seine schon? Er darf das? Hat er nicht gesagt, er würde mich am liebsten rund um die Uhr küssen?

Harry war nicht mal mein Freund und trotzdem fühlt es sich so an, als hätte er gerade mit mir Schluss gemacht.

sorry :c

hate u cause i don't [L.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt