𝐨𝐧𝐞

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„Einen Latte Macchiato, bitte." mit einem minimalen lächeln wende ich mich an die junge Frau, welche hinter dem kleinen Kaffestand auf unserem Kampus steht.

Ganze zehn Minuten habe ich jetzt schon angestanden. Die Schlange voller aufgeregter Schüler, die die Ferien kaum abwarten können, war länger als mein Leben.

„Was soll das heißen, du bist schon Zuhause? Was ist mit deinem Mathekurs?" frage ich Niall durch das Telefon, welches sich gerade zwischen meiner Schulter und meinem Ohr befindet, sodass ich das Kleingeld in meiner Hand zählen und der braunhaarigen Barista geben kann.

Dankend nehme ich den Kaffee an mich und wende mich zum gehen ab.

„Ja, man! Ich habe jetzt schon Ferien! Professor Lane hat gesagt, dass sie spät dran ist und ihren Flieger nach Ibiza noch erwischen will, deshalb hat sie uns früher gehen lassen. Nicht schlecht, was Tommo?"

Genervt rolle ich meine Augen. Ich habe noch einen zwei Stunden langen Philosophie-Kurs vor mir.

„Ja, total. Ich muss jetzt los, wir sehen uns heute Abend, Gumba."

Niall lacht laut auf, doch ich kann sein Augen rollen förmlich vor mir sehen. Er hasst diesen Spitzname.

„Bis nachher, du Idiot. Genieß deine Stunde." ruft er noch grinsend ins Telefon, bevor ich ihn wegdrücke.

Schnell klicke ich auf den Chat mit meiner Mum und schreibe ihr, dass es etwas später bei mir wird, da ich noch Fußballtraining habe. Das letzte für die nächsten zweieinhalb Monate.

Das Nächste, dass ich fühle, ist ein dumpfer Stoß, dann mein Handy was mir aus der Hand fällt und zu guter Letzt ein brennender Schmerz auf meiner Brust. Es fühlt sich an, als würde mein Körper in Flammen stehen.

Tja, Louis. Vielleicht mal die Augen vom Bildschirm nehmen, wenn du einen Fuß vor den anderen setzt.

Ein Blick nach unten verrät mir, dass mein ganzer Kaffee nun auf meinem bis eben noch weißen Tshirt verteilt ist.

„Fuck, kannst du nicht aufpassen?" motze ich lauter als geplant und ziehe dadurch ein paar Blicke auf mich.

„Oh mein Gott, es tut mir so Leid!" vernehme ich eine dunkle, warme Stimme, welche mich aufsehen und in ein grünes paar Augen blicken lässt.

„Ich wollte das wirklich nicht." sagt der Lockenkopf und keine Sekunde später reibt er mit seinem Arm über meine Brust, in der Hoffnung, die braunen Kaffeeflecken weg zu bekommen.

Ich nehme einen tiefen Atemzug durch die Nase, ehe ich einen Schritt zurücktrete und die Hand des Jungen somit zurück an seinen eigenen Körper gleitet.

„Schon gut, heute ist einfach nicht mein Tag." sage ich kurzerhand und greife nach meinem Handy, welches gottseidank keinen Schaden davon getragen hat.

„Kann ich dir wenigstens einen neuen Kaffee kaufen? Es tut mir wirklich sehr Leid. Ich habe dich einfach nicht gesehen."

„Danke, aber nein." ich deute mit dem Daumen hinter mich. „Ich sollte mich mal umziehen gehen."

„Aber ich-" setzt er erneut an, doch ich unterbreche ihn, schließlich habe ich nicht den ganzen Tag Zeit.

„Ich habe gesagt, es ist okay." ich kann nicht verhindern, dass sich meine Augen verdrehen, bevor ich zu meinem Spind laufe und mein Sporttshirt rauskrame.

Ich stehe wirklich zehn Minuten an und gebe fast fünf Euro aus, nur um den Kaffee innerhalb von wenigen Sekunden wieder zu verlieren.

Seuftzend ziehe ich mich auf der Toilette um und gehe dann im Schnellschritt zu meinem letzten Kurs für heute und die nächsten Monate. Ich glaube, ich habe mich noch nie auf etwas so gefreut, wie auf die Semesterferien dieses Jahr.

Natürlich komme ich einige Minuten zu spät, doch meine Lehrerin scheint das nicht wirklich zu interessieren. Stattdessen wirft sie mir ein freundliches lächeln zu und deutet mir an, mich hinzusetzen.

Mit schnellen Schritten quetsche ich mich durch die Menge, um zu meinem Standartplatz in der zweiten Reihe zu gelangen.

Ich stelle meinen Rucksack ab und lasse mich seuftzend auf den quietschenden Stuhl fallen. Erst jetzt bemerke ich den Kaffeebecher auf meinem Tisch und mustere ihn einige Sekunden mit hochgezogener Augenbraue.

Verwirrt drehe ich meinen Kopf einmal in alle Richtungen, um Ausschau nach dem Jungen aus der Pause zu halten. Wer sonst hätte mir einen Kaffee dort hin stellen sollen? Aber woher soll er wissen, wann ich wo Unterricht habe?

Gut 80 Leute sitzen in diesem Vorlesungssaal, doch keiner mit leuchtend grünen Augen. Ich lasse einen letzten Blick durch die letzte Reihe schweifen. Meine Augen bleiben fast automatisch an der Person hängen, welche mich bereits anlächelt und kurz winkt. Er war es also doch.

Ich nicke ihm zu und nehme dann einen Schluck des Kaffee's, ehe die Professorin das Wort ergreift.

„In eurer letzten Stunde vor den lang ersehnten Ferien, philosophieren wir noch ein bisschen vor uns hin. Um genau zu sein, sprechen wir heute über Verantwortung." beginnt Professorin Evans und sieht erwartungsvoll durch die Runde.

„Oder besser gesagt, die Verantwortung und Macht einer einzelnen Person, in brenzligen Situationen." mit schnellen Schritten läuft sie zu dem angrenzenden kleinen Raum und zieht einen Tisch auf Rollen aus diesem und platziert ihn vor dem Pult. Auf dem Tisch befinden sich ein paar Schienen und eine kleine Eisenbahn und ich frage mich tatsächlich, ob ich jetzt im Kindergarten angekommen bin.

„Folgende Situation: Wir haben ein Auto, welches die Schienen passiert." mit flinken Fingern stellt sie das Auto auf den Schienen ab, ehe sie auf den Zug zeigt. „Der Zug, hat einen Defekt."

„Das heißt er kann nicht anhalten?" höre ich ein Mädchen aus der Reihe hinter mir rufen.

„Korrekt." lächelt Professorin Evans. „Er wird mit voller Wucht in das Auto rasen und allen Insassen das Leben nehmen." sie zeigt auf einen kleinen Schalthebel. „Ihr könnt diesen Hebel bedienen, um die Richtung des Zugs zu ändern. Dann wird der Zug jedoch mit voller Geschwindigkeit gegen eine Mauer fahren und 30 Passagiere umbringen."

Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch und nehme erneut einen Schluck meines Kaffee's.

„Nun liegt es an euch. Belasst ihr alles bei der alten Situation, sodass die fünf Insassen des Auto's sterben, oder lenkt ihr den Zug in eine andere Richtung und sorgt somit dafür, dass er gleich 30 Menschen das Leben nimmt?"

Ich schüttele leicht den Kopf. „Das ist doch absurd. Beides ist absolut falsch."

Professor Evans' Blick huscht zu mir, ehe sie lächelt. „Mr. Tomlinson, kommen Sie doch gerne mal nach vorne und diskutieren Sie über die Situation." suchend sieht sie sich um. „Mr. Styles, würden Sie ihm die Ehre erweisen?" grinst sie, woraufhin meine Augen ihren folgen und auf dem Lockenkopf von heute morgen landen.

Wie kann es sein, dass er mir noch nie aufgefallen ist?

hello and welcome back!! omg, i'm so excited.
danke an alle, die wieder mit dabei sind und alle neuen Hi und fühlt euch gedrückt.

Ich versuche regelmäßig zu updaten, seid mir aber nicht böse, wenn ich das nicht immer schaffe. :(

xxx

hate u cause i don't [L.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt