1. Kapitel

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Langsam füllte sich das Gleis 9 3/4 mit Familien, die auf den Bahnsteig strömten, um ihre Kinder zum Hogwartsexpress zu bringen für ein neues Schuljahr.

Alekto beobachtete sie vom Fenster ihres Abteils aus. Kinder rannten herum, um ihre Freunde zu finden, kleine Geschwister weinten beim Abschied und Eltern riefen ihren Kindern noch zu, sich in Hogwarts gut zu benehmen.

Alekto und ihre Mutter waren schon früh da gewesen, um der hektischen Menschenmasse zu entgehen. Ihre Mutter hatte ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht und die üblichen Floskeln über gutes Benehmen, Noten und des Weiteren gesagt. Jetzt saß sie bereits im Zug und beobachtete das bunte Treiben vor dem Glas. Die Scheibe dämpfte die Geräusche außerhalb und so war es fast still im Wagen, nur vereinzelt hasteten Schüler polternd im Gang vorbei. Sie würde das Abteil kaum alleine für die Fahrt haben, aber im Moment genoss sie die Ruhe. Mit ihrem Daumen rieb sie geistesabwesend über ihre Schlangen-Broche, die sie für jede Zugfahrt trug. Sie war nichts Außerordentliches, aber ihre Großmutter hatte sie ihr geschenkt. Unter ihrer Fingerspitze konnte sie die Windungen der Schlange fühlen und das Muster der fein gearbeiteten Schuppen.

Sie sah auf den Korb neben sich und schob ihren Hogwartsumhang beiseite, den sie darüber drapiert hatte. Sie hob ihre Katze Bellona heraus und setzte sie auf ihren Schoss, dabei fiel etwas aus dem Korb und gab ein dumpfes Geräusch von sich, als es auf dem Boden auftraf.

Bellona legte sich gemütlich hin und begann leise mit dem Schnurren. Alekto ließ ihre Hand über das weiche Fell der Siamkatze gleiten. Dabei sammelten sich ein paar lose Katzenhaare an ihrer Hand. Sie schüttelte die Hand und sah zu, wie sie durch die Luft schwebten und auf dem Polster und ihrer Kleidung landeten. Die cremefarbenen Haare waren gut auf ihrem Faltenrock zu sehen, der im selben Grau wie ihre Weste über dem blütenweißen Hemd war. Ihre Mutter wurde immer wütend, wenn sie wieder mal Katzenhaar auf ihrer Kleidung hatte.

Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch 15 Minuten, bis der Zug losfahren würde.

Sie beugte sich vor, um zu sehen, was heruntergefallen war. Es war direkt neben ihrem Schuh gelandet und sie fischte es vom Boden. Es war ein rechteckiges Stück Ebenholz, auf dem in goldenen Lettern A. N. M. stand. Es war der vordere Teil einer kleinen Schmuckschatulle, die ihr Bruder ihr im Sommer zum sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Die Schatulle war klein und optisch auch nichts Außergewöhnliches, aber wenn man sie aufklappte, spielte sie Musik. Ihr Bruder hatte sie verzaubert, dass sie die unterschiedlichen Tophits der Band Queen spielte anstelle der normalen klassischen Musik. Alekto hatte die Band letzten Winter durch einen Mitschüler entdeckt und war seitdem Fan. Ihre Eltern hätten es aber natürlich nie erlaubt, dass sie eine Platte einer Muggel-Band kaufte, ganz geschweige davon sie zu Hause auf den Plattenspieler zu legen. Nach ihrem Geburtstag hatte sie so oft wie möglich die Tür zu ihrem Zimmer verschlossen und so lange Bohemian Rhapsody gehört, bis sie das Lied auswendig konnte. Es war das perfekte Geschenk gewesen, natürlich war es das, immerhin kam es von ihrem Bruder.

Nach seinem Tod hatte sie die Schatulle an die Wand geworfen und die Bruchstücke unter der Decke in Bellonas Korb versteckt, weil sie nicht wollte, dass die Hauselfen die Teile entsorgten. Sie warf das Holzstück zurück in den Korb, die Geräusche im Gang wurden immer mehr, als die Schüler einstiegen und sich Plätze suchten. Es würde nicht mehr lange gehen, bevor auch Leute in ihrem Abteil Platz suchen werden.

Schlussendlich teilte sie ihr Abteil mit drei Drittklässlern, die sich die ganze Fahrt lang von ihren Ferien erzählten, über die Hitzewelle in Großbritannien sprachen, sich über die Olympischen Spiele vom Sommer austauschten und sich fragten, was dieses Schuljahr für sie bereithalten würde. Alekto hatte den Tagespropheten auseinandergefaltet und sich dahinter vergraben. Aber die Fahrt nach Hogwarts war lange, und als sie zum dritten Mal über die Artikel flog, faltete sie die Zeitung wieder zusammen und nahm sich eines der neuen Unterrichtsbücher.

Sie hatten 3/4 der Strecke hinter sich, da begannen dicke Regentropfen gegen das Fenster zu klatschen, und das Wetter hielt, bis sie in Hogsmeade ankamen.

Sie sprang die letzten Stufen von der Kutsche in das Schloss und folgte der Masse Schüler in die Große Halle. Schnell setzte sie sich vor einen goldenen Teller auf einen Platz und wischte sich das Regenwasser vom Gesicht. Ihr dunkelbraunes Haar klebte ihr nass im Gesicht, während sie versuchte, ihren Umhang zu trocknen.

Sie war kaum damit fertig, da kam bereits McGonagall mit den Erstklässlern im Schlepptau in die Halle und nach und nach wurden die neuen Schüler eingeteilt. Alekto hatte Hunger und hoffte, dass kein Hutklemmer darunter war. Sie hatte sich im Zug zwei Kürbispasteten gekauft, aber das war auch schon mehrere Stunden her.

Endlich waren alle verteilt und Dumbledore räusperte sich und schaute sie über die halbmondförmigen Gläser seiner Brille hinweg an. Wie immer sagte er ein paar Worte zum Start des Schuljahres und stellte den neuen Lehrer von Verteidigung gegen die dunklen Künste vor, dieses Jahr ein Mann in seinen Fünfzigern, mit gräulichen Haaren und einer Narbe, die sich über sein grimmiges Gesicht zog. Er hatte breite Schultern und eine Statur, die der von Hagrid gleichkam, und Alekto fragte sich, ob er für Verteidigung gegen die dunklen Künste einen Zauberstab brauchte oder gleich mit den Fäusten hereinging.

Sie bekamen jedes Jahr einen neuen Lehrer in diesem Fach, sie kündigten aus den unterschiedlichsten Gründen. Man sagte, die Stelle sei verflucht, aber Alekto war sich ziemlich sicher, hinter der letzten Kündigung standen gewisse vier Gryffindors, die man nach ihr gerne den Kraken im See hätte verfüttern können.

Nachdem der neue Lehrer, Eoghan Fraser, kurz den Schülern zugenickt hatte, fuhr Dumbledore mit seiner Rede fort. Dann legte er eine kurze Pause ein und Alekto konnte spüren, wie sich seine blauen Augen kurz auf sie richteten, sie wusste genau, was jetzt kommen würde.

"Mit tiefster Betroffenheit muss ich euch mitteilen, dass Hogwarts während den Ferien zwei Schüler verloren hat." Es war komplett still in der Halle. Seit dem Krieg musste das eine oder andere Jahr eine solche Mitteilung überbracht werden, aber meistens waren es nur eine Person. "Richard Red und Taliesin Myrddin werden nicht mehr zurückkehren."

Alekto stützte die Ellenbogen neben ihrem Teller auf und legte das Kinn auf die verschränkten Hände. Sie wusste nicht, wo sie hinschauen sollte, aber sie versuchte, die Blicke der anderen zu ignorieren. Sie zwang sich tief durchzuatmen und richtete schließlich den Blick zu der verzauberten Decke. Der dunkle Himmel war von dicken, grauen Wolken verdeckt und Regen fiel unaufhörlich hinunter. Es erinnerte sie unangenehm an die Beerdigung, und ihr Blick fokussierte sich stattdessen auf eine der schwebenden Kerzen.

"Als die Hauslehrer haben sich Professor Flitwick und Professor Slughorn dazu bereit erklärt, kommende Woche eine kleine Trauerfeier für die beiden Schüler zu veranstalten." Er sprach noch etwas weiter, dass die Schüler aufeinander acht geben sollen in solchen schweren Zeiten, doch sie hörte nicht mehr zu und bewegte sich erst, als endlich das Essen erschien. Sie tauschte während des Essens ein paar Worte mit Lea und Helen, ihren Freundinnen und den einzig anderen Slytherin-Mädchen aus ihrem Jahrgang, aber eigentlich wollte sie nur noch in ihr Bett kriechen.

"Ich habe gehört, Leonhard Wayne wäre ursprünglich gar nicht Schulsprecher geworden", hörte sie einen Jungen nicht weit von sich sagen. "Eigentlich hat Taliesin das Abzeichen bekommen und Wayne hat es nachträglich erhalten."

Das war Blödsinn, sie haben die Briefe mit der Einkaufsliste und bei ihr noch die ZAGs Noten fast eine Woche vor Taliesins Tod erhalten, er hätte ihr das sicher erzählt. . . oder? Er war sicher ein Kandidat gewesen als Vertrauensschüler, Torwart im Hausteam, beliebt und ein Topschüler in den meisten Klassen. Alekto konnte spüren, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie schob das kaum angefangene Tiramisu von sich weg und verließ die Große Halle. Es versprach, kein gutes Jahr zu werden. 


Ich hoffe, das erste Kapitel hat euch gefallen. Ich habe während dem Schreiben 5 Min. lang gegoogelt wann Queen gegründet wurde und wann sie Bohemian Rhapsody veröffentlicht haben (Oktober 1975) und was so im Sommer 1976 los war (Olympische Spiele und Hitzewelle).

Ich weiss, die Schlangen-Broché ist klischeehaft aber sie hat einen Hintergrund und wird nochmals vorkommen.

Die meisten Kapitel werden ungefähr diese Länge haben. Ich hasse es, wenn die Kapitel zu lange sind beim Lesen daher werden die Kapitel etwas kürzer damit sie nach dem Überarbeiten nicht zu lange sind. Was ist für euch die ideale Kapitellänge?


Merlins SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt