Der Himmel war fast wolkenfrei, als das Quidditchspiel stattfand. Da der April gerade erst gestartet hatte, mussten sie trotz der Sonne noch Pullover tragen, denn auf den Tribünen war es immer noch kalt.
Es spielten Slytherin gegen Hufflepuff und die Stimmung war gedrückt bei dem grün-silbernen Haus. Slytherin hatte dieses Jahr nicht gut gespielt, das erste Spiel gegen Gryffindor hatten sie so hoch verloren, wie schon lange nicht mehr. Beim zweiten gegen Ravenclaw wurde erwartete, dass sie es gewannen, jedoch hatte Jasper Lee mit seinen Strategien sein Haus zu einem umkämpften Sieg geführt und nun spielten sie gegen Hufflepuff, die einen Treiber hatten, der bereits von den Chudley Cannons nach seinem Abschluss im Sommer angeworben worden war.
Alekto wartete auf der Tribüne, bis Madame Hooch den Anpfiff machte, bevor sie sich eine Ausrede ausdachte. Von Anfang an war das Schicksal von Slytherin fast schon besiegelt und Alekto freundete sich innerlich bereits mit dem vierten Platz an.
"Ich bin zu müde dafür", meinte sie schließlich und gähnte herzhaft. "Ich hatte gestern wieder Nachsitzen bei Fraser." Ihre Freundinnen nickten ihr nur zu, bevor sie aufschrien, weil ein Jäger den Quaffel hatte fallen lassen.
So drängte sie sich durch die Menschenmasse, bis sie die hölzerne Treppe erreicht hatte. Das Schreien und Poltern der Schüler war laut, aber sie könnte schwören, sie hätte ihre Namen gehört.Verwundert drehte sie sich um und suchte mit den Augen das hölzerne Gerüst ab. Eine Person hatte sich über das Geländer gelehnt und blickte zu ihr runter.
"Myrddin?", fragte sie erneut und Alekto stellte ihre Füße nebeneinander, als sie wartete.
Irina kam die Stufen hinunter und blieb vor ihr stehen, einen Moment lang sahen sich die beiden Mädchen an. Irinas braune Locken hingen ihr offen über den Rücken und sie trug Eyeliner, der ihre tiefblauen Augen um so mehr betonten. Sie trug einen blau-bronzenen Pullover - die Farben ihres Hauses - aber zwischen den Fingern drehte sie eine kleine Fahne mit einem Dachs darauf, als Zeichen, welches Team sie in diesem Spiel unterstützte.Alekto konnte sich nicht erinnern, jemals mit Irina alleine gesprochen zu haben. Verwundert und auffordernd sah sie Helens Stiefschwester an und wartete auf einen Grund.
Auch sie schien nicht genau zu wissen, wie sie das Thema anschneiden sollte. "Ist etwas mit Helen vorgefallen?", fragte Irina schließlich, was Alekto nur noch mehr Rätsel aufbrachte. Sie überlegte einen Moment, Helen verbrachte immer noch viel Zeit mit Charles, aber das war nichts Neues, sie hatte vor einer Woche versehentlich ihre Pflanze in Kräuterkunde mit zu viel Dünger vergiftet, der neuste Spruch für ihre Locken hatte eigentlich ganz gut funktioniert. . . Alekto verzog das Gesicht und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, wieso?" Zugegeben war sie in letzter Zeit sehr stark mit sich selbst und Merlins Geheimnis beschäftigt gewesen, aber Helen verbrachte auch die meiste Zeit ohne sie.Irina drehte die kleine Fahne zwischen den Fingern. "Keiner von uns war begeistert, als unsere Eltern geheiratet haben", begann sie. "Helen mochte mich von Beginn an nicht, aber viele Mädchen mögen mich nicht, mit der Zeit wurde es etwas besser, aber nicht wirklich schwesterlich. Ich denke, wir sind einfach sehr unterschiedliche Personen. . . nicht, dass man als Geschwister nicht auch sehr unterschiedlich sein kann, dein Bruder hatte immer eine warme Persönlichkeit und war sehr aufgeweckt und du wirkst so ernst und-. . ."
"Bitter?", half Alekto mit einem passenden Adjektiv für sie aus.
"Das habe ich nicht gesagt", verteidigte sich Irina. "Ich meinte abweisend."
"Oh, vielen Dank, ich dachte schon, es wäre etwas Nettes", erwiderte Alekto sarkastisch. "Ich bin mir durchaus bewusst, dass ihr nie das 'Stief' aus Stiefgeschwister gestrichen habt, komm zum Punkt!" Sirius wartete sicher schon.Die Ravenclaw spitzte etwas betupft die Lippen. "In letzter Zeit wirkte Helen noch kälter uns gegenüber. Früher war sie Ilya mehr neutral gegenüber, manchmal hatten sie sich sogar ganz gut verstanden, aber auch er bemerkte es. Es ist, als würde sie uns wieder hassen, wie am Anfang, als unsere Eltern geheiratet haben. Ich habe unseren Eltern geschrieben, aber bis jetzt kam keine Reaktion von Helen."
Da war auch Alekto ratlos. "Ich weiß von nichts, aber ich werde definitiv mit ihr sprechen", sagte sie schließlich und warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. Sirius hatte nicht genau gesagt, wann sie sich trafen, nur dass es während des Spiels war, es war also nicht ihre Schuld, wenn sie 'zu spät' kam.
Irina nickte und blieb still. Alekto beschloss ihre peinliche Zusammenkunft zu beenden und verabschiedete sich mit wenigen Worten, bevor sie die letzten Stufen hinunterpolterte und sich auch den Weg ins Schloss machte.
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Merlins Secret
FanfictionAlekto Myrddin: Reinblüterin, Slytherin, Nachfahrin des Merlins und Familienenttäuschung. Vor den Toren Hogwarts tobt der Krieg, noch gilt die Schule unter Albus Dumbledore als ein sicherer Hafen, doch dann wird das Schloss angegriffen. Neben der Fr...