28. Kapitel

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Black die Änderung ihrer Entscheidung mitzuteilen, war gar nicht so einfach. Man sah ihn und Potter selten ohne den anderen und wenn, dann war einer der restlichen Rumtreiber dabei. Aber die Zaubertrankstunde am Donnerstag bot eine Möglichkeit.

Zum letzten Mal arbeiteten sie am Vergo-Trank und wie immer hatte sich Lupin zwischen sie gesetzt. Alekto wartete ungeduldig, dass er einmal seinen Platz verließ, doch der Gryffindor war hoch konzentriert bei der Sache.

"Nun ist die Stunde der Wahrheit", sagte Professor Slughorn als sie nur noch zehn Minuten hatten und anfingen, den Trank für die Probe abzufüllen. Alekto hatte fast schon die Hoffnung aufgegeben, mit Black sprechen zu können, da stand Lupin auf, um die Phiole mit ihrem Trank zum Professor zu bringen.

"Black", zischte sie zum Gryffindor, der die Beine gestreckt hatte und ausgiebig gähnte. Als er sie hörte, drehte er fragend den Kopf. Am liebsten hätte Alekto die Aktion abgebrochen, aber sie riss sich zusammen. "Ich habe es mir noch einmal überlegt mit deinem Angebot", brachte sie nur schwer über die Lippen.

Sie war sich unsicher, ob er sie gehört hatte, denn er gab ihr nur einen Daumen nach oben. Als Alekto sich wieder abwandte, konnte sie sehen, wie vom Lehrertisch aus Lupin sie beobachtete.

Alekto kam nach Zaubertränke in ihren Schlafsaal und warf sich auf das Bett. Sie war erschöpft und kalt und wollte nur noch schlafen gehen. Auch wenn es wieder besser wurde, so spürte sie immer noch den Toll, den die schwarze Magie auf ihren Körper hatte.
Sie schlang die Decke um sich, bevor sie ihr Hemd und den Rock auszog, ans Fußende ihres Bettes warf und sie ihren Kopf aufs Kissen sinken ließ, bevor sie die Augen schloss. Es dauerte keine zwei Minuten, bevor Bellona ihre Anwesenheit bemerkt hatte und sich schnurrend an sie kuschelte. Alekto war dankbar über das bisschen Wärme der Katze und wünschte sich, ein Hauself würde ihr eine weitere Decke bringen, damit sie nicht mehr kalt hatte.

"Kommst du nicht zum Abendessen?", fragte Helen und Alekto schüttelte den Kopf, ohne die Augen zu öffnen. "Weißt du, ob Lea schon die Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste gemacht hat?", fragte Helen weiter.
"Frag sie doch", antwortete Alekto leicht genervt.
"Sie zeigt mir gegenüber die kalte Schulter, warum auch immer jetzt schon wieder."
Jetzt öffnete Alekto die Augen und stützte sich auf die Unterarme. "Du willst nicht mit Irina und Ilya assoziiert sein, weil sie Halbblute sind. Lea ist auch ein Halbblut." Sie dachte an Leas Worte während ihres Streites letzte Woche.
Helen seufzte und streifte ihre Schuhe ab. "Lea weiß, dass ich sie nicht damit meine. Außerdem ist es ein riesiger Unterschied, ob man mit jemandem befreundet ist oder so jemand in der Familie hat", sagte sie. "Ich nehme jetzt ein Schaumbad, rufe, wenn etwas ist."

Alekto ließ sich wieder in ihr Kissen sinken. Der Unterschied zwischen ein Halbblut in der Familie zu haben und mit einem befreundet zu sein war, dass es bedeutete, dass ein Familienmitglied bereit war ein Muggel zu heiraten (oder in Helens Fall, einen Wittwer, der mit einem Muggel verheiratet gewesen war) und bei den Freunden konnte niemand etwas dafür, dass ein Elternteil ein Muggel war. Sie lauschte dem rauschenden Wasser, während sie nachdachte. Sie konnte es Lea nicht verübeln, immer wütend über solche Dinge zu sein, immerhin war sie das Halbblut in jemandes Familie. Sie überlegte, ob sie jemand von Leas Zaubererverwandtschaft kannte, denen würde sie die Meinung sagen, sollte sie herauskriege, dass sie Lea wegen ihres Blutstatus schlecht behandelten.

Lea konnte nichts dafür, dass sie als Halbblut geboren wurde und sie konnte nichts dafür, dass sie als Reinblut geboren wurde und Muggels konnten nichts dafür, dass sie als Muggels geboren wurden. Alekto starrte an die Decke ihres Himmelbetts. Die Handlungen waren das Ausschlaggebende und Muggels zerstörten mit ihren Handlungen das magische Blut.

Erst kürzlich hatte sie einen Traum, in dem sie in einer Endlosschleife des Streites mit Lea gefangen gewesen war. Immer und immer wieder hatte Lea ihre Worte wiederholt.

Ein Knoten bildete sich in ihrem Magen, wenn sie daran dachte, wie viele Muggelstämmige besser im Zaubern waren als sie. Und Lea hatte auch recht gehabt, dass ihr Bruder und sie von der gleichen Familie stammten und trotzdem solche Unterschiede in der Magie hatten.

Ihre Gedanken kreisten weiter um das Thema. Irgendwann kam sie aus irgendeinem Grund auf die Band Queen, als sie sich überlegte, was die Muggels erreicht hatten und wieder einmal nervte sie sich, ihre Schmuckschatulle zerstört zu haben.

Sie richtete sich plötzlich auf. Vielleicht könnte man sie reparieren. Sie beugte sich von der Matratze runter und stöberte in den Schubladen ihres Nachttisches.

"Was suchst du?", fragte Helen, als sie mit einem Handtuch um den Kopf aus dem Badezimmer trat.
"Die Überreste meiner Schmuckschatulle. . . sie ist mir heruntergefallen", log Alekto.
"Solange du keinen Schmuck darin hattest", antwortete Helen, kam dann aber zu Alektos Bett und setzte sich darauf. "Bei den Jungs wurde eingebrochen", erzählte sie und streichelte Bellona.
"Bei wem?", fragte Alekto und versuchte möglichst überrascht zu klingen.
"Den Siebtklässlern, letztes Wochenende als alle in Hogsmeade waren."
"Nein!", sagte sie ungläubig. "Davon habe ich ja gar nichts gehört! Wie grauenvoll! Was ist passiert?"
Helen schien das gelogene Interesse nicht zu bemerken. "Oh, die Information ist nicht öffentlich, du darfst niemandem davon erzählen. Ich weiß auch nicht, was vorgefallen ist, aber es gab einen riesigen Streit in Charles Freundesgruppe."

Alekto erinnerte sich, dass er und Lestrange im Zimmer gewesen waren. "Wurde etwas gestohlen?" Sie dachte an das Blatt in Blacks Hand.
Helen zuckte mit den Schultern und gab Bellona einen kurzen Kuss auf den Kopf, während sie die Katze weiter kraulte. "Ja und ich weiß nicht was", gab sie zu, "aber sie beschuldigen sich gegenseitig, der Dieb zu sein. Avery meinte, es müsste Charles oder Rabastan gewesen sein, weil die anscheinend in ihrem Zimmer gewesen waren. Und er bezichtigt sie, dass sie versuchen, zuerst an etwas zu kommen oder einen Vorsprung zu haben. . . ich habe nicht verstanden, um was es ging, aber Avery macht mir Angst, wenn er so wütend ist. Er ist komplett ausgeflippt und am Ende haben er und Rabastan sich gegenseitig mit den Zauberstäben bedroht."

Alekto überlegte, beide Gruppen suchten doch nach Merlins Geheimnis. Waren da auf dem Zettel irgendwelche Informationen? Eine Karte, eine Wegbeschreibung, ein Rätsel oder ein Zauber, um den geheimen Ort zu finden? Oder führte der Zettel zum Schlüssel?

Helen bemerkte, dass sie in Gedankenversunken war und berührte sanft die gefärbte Haarsträhne. "Diesen Zauber habe ich wirklich gut hinbekommen."
"Das hast du, vielen Dank."
Helen lächelte zufrieden. "Fühlst du dich besser? Hat der Spruch irgendwelche Nachwirkungen oder Spuren hinterlassen?"

Es dauerte zwei Tage, bevor sie eine Antwort von Black bekam. Sie saß gerade bei einem späten Frühstück in der Großen Halle und beobachtete die Schüler, die ganz aufgeregt waren für einen Match zwischen Ravenclaw und Slytherin. Es würde ein erbitterter Kampf zwischen den Häusern werden.

"Es ist recht windig, aber immerhin haben die Wolken etwas aufgemacht", meinte Lea mit einem Blick zur verzauberten Decke.
"Hoffen wir mal, es windet Jasper Lee nicht vom Besen", sagte Alekto und Helen musste so lachen, dass sie ihren Orangensaft fast über den Tisch spuckte.
Lea verdrehte die Augen. "Ich bereue es, euch davon erzählt zu haben."
"Und falls doch, wissen wir eine Person, die sich freiwillig melden würde, ihn wieder gesundzupflegen", kicherte Helen.
"Und ihm sein Essen von Hand zu füttern", sagte Alekto.
"Und ihm helfen, sich umzuziehen", fügte die andere Slytherin hinzu und wackelte mit den Augenbrauen.
"Und zu sorgen, dass er in den kalten Februarnächten genug warm hat", kam es wieder von Alekto.

Lea vergrub stöhnend ihr Gesicht in den Händen und die anderen beiden brachen in schallendes Gelächter aus.

"Leute, was macht ihr noch hier?", fragte Evan, als er den Tisch entlang lief. "Das Spiel beginnt gleich und Slytherin kann jede Unterstützung auf der Tribüne brauchen."
"Ich bin kein großer Fan von Quidditch", antwortete Severus, der nicht weit von ihnen saß, während die drei Mädchen sich erhoben. Auch Alekto konnte nicht viel mit Quidditch anfangen, aber es war ein wichtiger Schulevent.

Gerade als sie aus der Großen Halle trat, wurde sie angerempelt. Aber sie ließ sich ihre gute Laune nicht verderben, selbst dann nicht, als sie aus den Augenwinkeln sah, dass gerade Black und Lupin an ihnen vorbeigegangen waren. Ohne anzuhalten, hatte sich Black kurz umgedreht und ihr einen Blick zugeworfen. Alekto brauchte eine Sekunde, bevor sie begriff und in die Tasche ihres Mantels griff.

Mittwoch, 18:00, Zimmer für Zauberkunst

Sie ballte den Zettel in ihrer Faust zusammen und steckte ihn zurück, bevor eine ihrer Freundinnen etwas sehen konnte.

Merlins SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt