50. Kapitel

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Das Ende des Aprils war abwechselnd sonnig, bevor es innerhalb von wenigen Minuten zu Regen umschlagen konnte. Alekto musterte misstrauisch die graue Wolke, die sich wohl bald vor die Sonne schieben würde. Glücklicherweise wurden die Abende wieder länger.
Alekto nahm ihre Tasche und verließ die Bibliothek, eigentlich bräuchte ihr Aufsatz für Zaubertränke noch ein paar Sätze, aber darüber kümmerte sie sich später.

Sie ging zu Quidditchfeld. Am Wochenende würde Gryffindor gegen Hufflepuff spielen und es würde ein hartes Spiel werden. Genau deshalb trainierten die Teams auch häufiger.
Gerade war es Gryffindor auf dem Feld. Alekto gesellte sich zu den wenigen Hardcore-Fans, die dem Training zuschauten. Da waren Marlene McKinnon, Lily Evans, Remus, Peter und noch ein Mädchen und ein Junge aus einer unteren Stufe.
McKinnon und Evans saßen zusammen im hinteren Teil der Tribüne, Evans hatte dabei die Arme vor der Brust verschränkt, als wüsste sie nicht genau, ob sie hier sein wollte oder nicht.
"Hast du den Fang von Heather gesehen?", fragte Peter an Remus gewandt und sah weiter seiner Freundin zu.
Wortlos setzte Alekto sich zu den zwei Rumtreibern.
"Ich würde gerne mit Sirius sprechen", sagte sie schließlich. "Um mich zu entschuldigen." Sie musste einfach die Augen schließen und durch. Ohne die Jungen würde Merlins Geheimnis nie finden.

"Ich denke, er hatte ein paar Tage, um sich abzukühlen, aber ich warne dich, er ist nachtragend", erwiderte Remus, als wüsste Alekto das nicht selbst. "Man lernt seinen Sturkopf lieben. . . eventuell."
Peter kicherte neben ihm. "Du musst es wissen, Moony."
"Nun, ich liebe seinen Sturkopf nicht", sagte die Slytherin. "Ich finde es anstrengend, dass er mir dauern irgendwelche Dinge unterstellt oder zumindest impliziert." Die dunkle Wolke näherte sich immer mehr der Sonne und das Training würde wohl im Regen enden.
"Du kannst Sirius nicht übel nehmen, dass er da ein paar Vorurteile hat", sagte Remus langsam und ließ Alekto dabei nicht aus den Augen. "Die ersten fünf Schuljahre wirktest du wie ein typisches Exemplar aus so einem Haushalt, wie auch Sirius aufgewachsen ist und eine Slytherin", meinte er vorsichtig. "Und jetzt in diesem Schuljahr änderst du deine Meinung? Du kannst uns nicht vorwerfen, dass wir kritisch sind, was deine Motive betrifft."
"So, Sirius hat Vorurteile und misstraut mir, aber gleichzeitig hilft er mir auch, mit Nachhilfe oder Bildverbrennungen."
"Ich denke, Sirius will daran glauben, dass sich Leute wie du ändern können. . ." Er räusperte sich, "aus privaten Gründen."

Alekto verschränkte die Arme vor der Brust und starrte die rot-goldenen Figuren auf ihren Besen an.
"Dieses ganze Auf und Ab ist einfach anstrengend. Mal sind wir fast Freunde und dann hat er wieder das Gefühl, ich würde ihn gleich in einen Hinterhalt locken."
"Ich denke, manchmal weiß er selbst nicht, was er will", erwiderte Remus lächeln und wechselte einen amüsierten Blick mit Peter.
"Wenn man bedenkt, wie lange er gebraucht hat, um zu begreifen. . . was sein Ufer ist", meinte dieser.
Remus schüttelte den Kopf. "Erinnere mich nicht daran."
Alekto hatte keine Ahnung, vorüber sie sprachen, aber sie brachte das Gespräch wieder zurück zum ursprünglichen Thema. "Ich weiß, dass ihr es auf eurer Hogwartskarte sehen könnt, daher sage ich es euch hier und jetzt." Die beiden Rumtreiber sahen sie fragend an. "Ich werde zu einem der Slytherintreffen gehen am Samstagabend nach dem Spiel. Lea kommt auch. Wir tun das, um mehr über die Gruppe zu erfahren, wir hoffen, Helen wieder etwas rausholen zu können. Sollte ich irgendwelche Informationen kriegen, werde ich sie euch am Sonntag mitteilen. Ist meine Transparenz genug für euer Vertrauen?"

Wie erwartet begann es bald zu Regnen und die wenigen Zuschauer suchten sich einen geschützten Ort. Hartnäckig übten die Spieler weiter, bis es schliesslich zu dunkel wurde.
Sie wartete schliesslich mit Remus und Peter vor der Umkleidekabine. 
"Wir müssen von Anfang an 100% geben sonst schaffen wir das nicht. Sirius und Geoff sollen sich auf die Klatscher konzentrieren und nicht auf den Treiber von Hufflepuff", erklärte James seinen Teamkameraden, als sie herauskamen. Er sprach wohl über den Hufflepuff Treiber, der bereits von den Chudley Cannons angeworben war. "Die Priorität ist, uns Jäger, den Sucher und den Hüter zu beschützen und nicht die anderen Spieler vom Besen zu holen. Hörst du mich Tatze? Wir haben mehr Chancen mit allen Spieler auf dem Feld, Jonathan Goldsberry wird nicht extra angegriffen." Etwas mürrisch nickte Sirius, der ihnen aus der Kabine folgte. Sein Blick glitt zu Remus und dann zu Alekto, die sich ein nettes Lächeln aufgesetzt hatte.

"Hallo", begrüsste Alekto ihn, als er vor Remus und ihr stehen blieb und zwischen ihnen hin und her sah. 
"Ich frage mal, wie die anderen unsere Chancen einschätzen", meinte Remus, bevor er sie alleine liess.
"Ich wollte mich entschuldigen", kam sie gleich auf den Punkt ohne das Lächeln zu verlieren. "Es tut mir leid, was ich gesagt habe und es war nicht fair von mir."
Sirius musterte sie misstrauisch mit seinen grauen Augen. "Was steckt hinter der Entschuldigung?"
"Erstens hattest du nicht unrecht und zweitens müssen wir immer noch Merlins Geheimnis finden."
Sirius nickte langsam und für eine Sekunde sah es fast so aus, als würde auch er sich entschuldigen, doch dann sagte er: "Wir wissen ehrlich gesagt nicht weiter, was Merlins Geheimnis anbelangt. Wir können weiter nach dem Schlüssel suchen aber wir sind bereits alle Geheimräume durchgegangen."
Das Lächeln auf Alektos Lippen wichen einem ersten Gesichtsausdruck. Das hatte sie irgendwie erwartet. "Remus wird dich sicher, über meine Wochenendaktivität informieren, vielleicht wissen wir dann etwas Neues."

Als sie wieder ins Schloss trat, war sie klatschnass vom Regen. Gerade wollte sie den Weg in den Kerker einschlagen, als sie in den Augenwinkeln lange bronzefarbene Haare in einem der Bilder sah.
Sie hielt an und sah zu dem Bild hoch, das ein Astronom auf einem Turm zeigte. Nimue stand neben dem Mann mit kurzem grauem Bart und blickte durch sein Teleskop in den gezeichneten Sternenhimmel.

Alekto räusperte sich, doch die Herrin vom See reagierte nicht darauf. Dass sie das Bild gewechselt hatte, bedeutete zumindest, dass Alekto falsch lag mit der Vermutung, sie wäre in eines gewechselt, von dem aus sie das Versteck des Schlüssels sehen konnte.
"Nimue", sagte sie laut genug, dass Nimue sie nicht ignorieren konnte. Diese warf ihr langes Haar über die Schulter und drehte sich um.
"Hallo Namensvetterin", sagte sie, während sie das Teleskop in beiden Händen vor sich hielt.
"Wie geht die Restauration deines Bildes voran?", fragte Alekto höflich. Ihre nasse Kleidung klebte ihr am Körper und es erinnerte sie an Halloween, als sie mit Morwenna gesprochen hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. "Wieso ist dir aufgefallen, dass Morwennas Bild weg ist?"
"Ich kann mit Tieren sprechen und der Schwan hat es gesehen, ich habe mich schon gewundert, wieso Morwenna für so lange die Klappe gehalten hat", erwiderte sie, bevor sie Alekto aufmerksam musterte. "Wieso hast du es getan?"
"Weil sie sich mehr um den Familiennamen als um mich kümmerte." Etwas, das in ihrer Familie tief verankert zu sein schien. "Du wusstest, dass ich mit ihr in Kontakt war."

Nimue reichte dem Astronomen das Teleskop zurück und trat näher an den Rahmen. "Portraits lieben Klatsch und als ich davon gehört habe, wollte ich mal herausfinden, was für einen Scheiß die neueste Generation Myrddin verzapft."
"Du weißt also, dass ich meine Magie verstärkt habe?", fragte Alekto weiter.
"Ja, und ich bin etwas beeindruckt, dass du noch lebst, dieses Grimoire ist nicht für Anfänger." Das hatte Alekto selbst bemerkt, Morgen hatte sie wieder Nachhilfe bei Fraser. Sie musste zugeben, sie war etwas enttäuscht, wenn sie ihre Kräfte unter Kontrolle hatte, waren sie gar nicht so stark, sondern nur 'normal' stark. Vielleicht gab es genau deshalb noch einen zweiten Spruch zur weiteren Verstärkung. Sie mochte es nicht wirklich zugeben, aber irgendwie wollte sie mehr und das könnte sie sogar erreichen.
"Was sollte ein Erbe Merlins in deinen Augen tun, um dem Namen würdig zu sein?", fragt die Slytherin und Nimue zog fragend eine Augenbraue hoch.
"Muggels beschützen zum einen", sagte sie. "Sich für die richtigen Dinge einsetzen, obwohl subjektiv ist, was das Richtige ist. Oh und Merlin nicht für seine Blutideologien zu missbrauchen."

Merlins SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt