37. Kapitel

36 7 0
                                    

Außer Atem klopfte Alekto am Freitagnachmittag an die Tür des Klassenzimmers für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Lea hatte am 15. März Geburtstag, was bereits in zwei Wochen war und Helen und Alekto haben sich so lange darüber unterhalten, dass sie die Zeit vergessen hatte.

"Rein", konnte sie die laute Stimme ihres Lehrers hören und atmete noch einmal tief durch, bevor sie eintrat.
"Tut mir leid wegen der Verspätung, Professor." Alle Tische waren auf die Seite geschoben worden und nur noch das Lehrerpult und die Wandtafel standen da.
Er stand daneben und blätterte in einem Buch. "Beantworten Sie mir doch noch ein paar Fragen, Miss Myrddin", sagte er ohne aufzusehen. Alekto schluckte leer, bevor sie zum Lehrer trat. Sie hatte eine Ahnung, was sie erwarten würde. "Ihre Magie hat sich verstärkt?"
Alekto nickte und schob ein "Ja, Sir", hinterher, als er nicht von seinem Buch aufsah.
"Um vieles?"
Wieder bestätigte sie.
"Wie ist es Ihnen damit ergangen?"
"Am Anfang nicht so gut. . . aber da war noch ein zweiter Zauberspruch zur Stabilisierung der Magie, der fast schon Wunder gewirkt hat", gestand sie und er sah vom Buch auf.
"Sie haben also zweimal einen schwarzmagischen Spruch verwendet?" Alekto biss sich auch die Zunge, aber es schien mehr ein Klarifizieren zu sein, denn er fragte schon weiter. "Sie können ihre Magie jetzt als problemlos anwenden?"
"Ich muss mich konzentrieren, aber ja", antwortete Alekto, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach und Professor Fraser nickte nur kurz, bevor er wieder in sein Buch sah.
"Wenn Sie die Magie angewendet haben, ist manchmal etwas in der Umgebung kaputtgegangen?" Alekto bestätigte wieder, ihre Magie wirkte manchmal etwas explosionsartig. "Wissen Sie, wieso das passiert?"
"Ich nehme an, weil ich zu viele Magie verwende", sagte sie unsicher und der Lehrer nickte.
"Der Spruch braucht nur eine gewisse Magie, das heißt, die Magie geht woanders hin und schwarze Magie ist von Natur aus zerstörerisch."

"Professor?", fragte Alekto und er blickte auf. "Ich habe schwarze Magie gebraucht, um meine Magie zu verstärken, aber ich verwende doch jetzt keine schwarze Magie mehr, oder?"
Er musterte sie für einen Moment. "Doch, die schwarze Magie siebt in ihre Magie. Wie geht es ihnen körperlich, Miss Myrddin?"
"Ich. . . besser seit dem zweiten Spruch", gestand sie, während sie versuchte zu verarbeiten, was er gerade gesagt hatte. "Was bedeutet, dass die schwarze Magie in meine siebt?"
"Magie kommt immer mit einem Preis. Haben Sie sich nie gefragt, wieso es nur so ein kleines Opfer brauchte, um an diese Macht zu gelangen?", stellte er eine Gegenfrage. Er wartete ein paar Sekunden, in denen sie in verirrt anstarrte, bevor er antwortete. "Die Magie ist wie geborgt und durch den Toll auf den Körper wird man sie auch nicht lange haben. Der zweite Spruch ist ein Versuch, die Magie wieder wegzusperren, aber da die Magie nun vermischt ist, funktioniert es nicht, wenn Sie weiter Magie verwenden."
"Und jetzt?", fragte Alekto, die sich etwas dumm vorkam. "Werde ich sterben?"
Er begann wieder im Buch zu blättern. "Mit diesem Krieg da draußen können Sie auch noch vor Ende des Jahres sterben, fokussieren Sie sich nicht darauf. Sie müssen diese Mauer in Ihnen niederreißen und lernen, die Magie zu kontrollieren."

Alekto dachte zurück an die Zeit zwischen den Sprüchen. "Was würde passieren, wenn ich es nicht tue?", fragte sie, einfach um das beatwortete zu kriegen.
Professor Fraser sah von dem Buch auf. "Sie sind ins Wasser gesprungen, Miss Myrddin, und jetzt haben Sie die Möglichkeit zu schwimmen oder unterzugehen. Ich rate Ihnen nicht unterzugehen, das ist ein Schicksal, das Sie nicht wollen."
Sie nickte bedrückt, es machte ihr etwas Angst, die Mauer niederzureißen, wenn sie jetzt schon nicht immer Kontrolle darüber hatte.

Er klappte das Buch zu und stellte sich ein paar Schritte von ihr entfernt hin. Alekto holte auch ihren Zauberstab hervor und wartete. Wollte er, dass sie sich nun duellierten?
Professor Fraser seufzte und richtete den Zauberstab auf sie. "Petrificus totalus!" Überrascht konnte sie sich nur knapp unter dem Fluch wegducken.
Sie richtete ihren Zauberstab auf ihn. "Expelliamus!", sie spürte, wie die Magie gegen die Schranke donnerte, aber diese nicht durchbrach. Der Zauber war so schwach, dass Professor Fraser sich davon unbeirrt treffen ließ, der Zauberstab zuckte nicht einmal in seiner Hand. Schon schoss ein neuer Zauber auf sie zu. Wäre sie nicht so bemüht, ihm auszuweichen, hätte sie seine reine und kontrollierte Technik bewundert.

Sie versuchte sich zu konzentrieren und genug Magie hervorzubringen, doch genau als sie einigermaßen eine Kontrolle über den Fluss hatte, brauchte sie alles, um ein Protego hervorzubringen.
"Lassen Sie los", riet ihr der Professor, während er neu ansetzte. "Verwenden Sie alle Ihre Magie."
Erneut versuchte Alekto mit ihrer Magie in Kontakt zu kommen und genug für einen Zauber zu sammeln, aber sie hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren. Wieder duckte sie sich vor einem Zauber weg.

Sie konnte spüren, wie die Magie immer mehr durchdrückte, wie bei einem Damm mit immer mehr Rissen.
"Stupor!" Der rote Blitz schoss auf ihrer Zauberstabspitze und wurde vom Professor mit einer einzigen Bewegung abgewehrt, während er langsam auf sie zukam.
"Mehr", sagte er, setzte aber nicht zu einem neuen Zauber an, als würde er ihr Zeit geben.
Wieder versuchte sie ein Expelliamus und die Risse vergrößerten sich.
"Mehr", wiederholte er, der Zauber war so weit an ihm vorbeigegangen, dass er sich nicht mal bewegen musste.
"Langlock!" Wieder wehrte er den Fluch problemlos ab, während er weiter langsam auf sie zukam. Sie wich ein paar Schritte zurück, während er mit einem neuen Zauber ausholte.
Sie wehrte ab und versuchte es erneut.
"Nicht zögern, Miss Myrddin", rief er ihr zu.
Alekto hob den Zauberstab erneut. "Stupor!" Sie spürte, wie die Mauer brachte und die Magie durch sie hindurchströmte und mit Wucht in den Zauber ging. Kurz wurde ihr schwarz vor den Augen.

Der rote Lichtstrahl donnerte gegen seinen Schutzzauber, dass die Fenster klirrten und Alekto wurde durch den Rückstoß des Aufpralls ein paar Schritte zurückgetrieben, dass sie hart mit dem Becken gegen einen Tisch stiess.
Mit der freien Hand griff sie nach Halt, doch der Professor ließ ihr keine Pause. "Weiter", sagte er.

Die Magie wog und senkte sich in ihr, als sie versuchte, sich zu konzentrieren. "Flipendo." Wieder wurde sie von der Magie in einen Strudel gezogen, während der Zauber auf den Schutzzauber prallte.
"Davon spreche ich", sagte er, während Alekto sich immer noch an den Tisch klammerte.
Professor Fraser befahl ihr noch ein paar Mal einfachere Zauber zu üben, bevor er sie in ihr Haus schickte. Alekto schleifte sich in ihren Gemeinschaftsraum, sie war so erschöpft. Er meinte, es würde besser werden, wenn sie die Magie aufteilen konnte und dass, solange es simple Zaubersprüche sind, es auch nicht gefährlich werde für sie.

Sie wusste nicht wirklich, was sie von dieser Übungsstunde halten sollte. Zum einen fühlte es sich gut an, mal ihre Magie nicht immer zurückhalten zu müssen, andererseits sah sie, wie viel Energie sie ihr rauben konnte.

Sie konnte kaum Kraft finden, die Tür zu ihrem Schlafsaal aufzudrücken. Darin unterhielten sich Lea und Helen aufgeregt, verstummten aber sofort, als sie Alekto sahen.

"Wo warst du?", fragte Helen in einer seltsamen Tonlage.
"Nachsitzen bei Professor Fraser?", antwortete Alekto verwirrt. Konnte man das als Nachsitzen kategorisieren?
"Wenn wir Professor Fraser danach fragen würden, wüsste er davon?"
Noch mehr verwirrt drehte sie sich zu Helen. "Wovon sprichst du?"
Ihre Freundinnen wechselten einen vielsagenden Blick und Helen wandte sich ihrer Kröte zu, die sie gerade fütterte.

"Eine Ravenclaw, die mit Lea zusammen in Alchemie ist, hat behauptet, sie hat dich und Sirius Black in einer Besenkammer verschwinden gesehen."
"In eine Besenkammer? Was würden wir in einer Besenkammer tun?", fragte sie, bevor ihr einfiel, was Jugendliche in einer Besenkammer tun könnten. "Das war ich nicht, sollte ich es gewesen sein, so wäre wohl jemand von uns nicht mehr am Leben."
"Das war auch meine Antwort", sagte Lea. "Aber man weiß nie."
Alekto rollte die Augen und ließ sich auf ihr Bett fallen. Jemand hatte gesehen, wie sie in die Besenkammer gingen, aber nicht, wie fünf Leute wieder herauskamen?

Merlins SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt